Grabmal Pfarrer Mühlhäuser auf dem Kirchhof in Herxheim

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Herxheim bei Landau / Pfalz
Kreis(e): Südliche Weinstraße
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 08′ 49,29″ N: 8° 13′ 1,91″ O 49,14702°N: 8,2172°O
Koordinate UTM 32.442.912,84 m: 5.444.094,91 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.442.965,46 m: 5.445.833,63 m
  • Grabmal des Herxheimer Pfarrers Valentin Mühlhäuser an Sankt Maria Himmelfahrt in Herxheim bei Landau (Pfalz) (2024)

    Grabmal des Herxheimer Pfarrers Valentin Mühlhäuser an Sankt Maria Himmelfahrt in Herxheim bei Landau (Pfalz) (2024)

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  • Historische Ansicht des Pfarrhauses und der Kirche Sankt Maria Himmelfahrt in Herxheim bei Landau (Pfalz) (um 1920)

    Historische Ansicht des Pfarrhauses und der Kirche Sankt Maria Himmelfahrt in Herxheim bei Landau (Pfalz) (um 1920)

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Das Grabmal von Pfarrer Valentin Mühläuser ist das dritte von drei Grabmälern im östlichen Teil des Kirchhofs, an der Südwand des Chores.

Grabmal
Herkunft, Weihe, berufliche Stationen
Die soziale Situationin Herxheim
Maßnahmen zur Linderung der Armut
Renovierungen und bauliche Veränderungen der Kirche unter Mühlhäuser
Die Waldkapelle
Verschlechterung der Gesundheit, Versetzung Tod
Letzte Ruhestätte
Quellen


Grabmal
Die Zeit der Grablege von Pfarrer Mühlhäuser (1881) ist in der Kunst- und Architekturgeschichte die Zeit des Historismus, des Rückgriffs auf vorangegangene Stile. Im Sockel sind zwei quadratische Fenster mit je vier Akanthusblättern zu sehen. Der Aufbau darüber hat die Form eines gotischen Fensters mit entsprechendem Maßwerk (Dreipass) als Abschluss. Zwei Säulen mit romanischen Kapitellen rahmen das Textfeld und tragen ein spitzwinkliges Dach, das nur noch zu Teilen erhalten ist. Insgesamt entspricht der Aufbau einer Ädikula. Der Grabstein ist aus rotem Sandstein gefertigt, dem geologischen Material des Pfälzer Waldes. Das relativ weiche Gestein ist verwitterungsanfällig. Die einfühlsame Renovierung durch den Steinmetz ist gelungen.
Die Inschrift besagt:
„Pfarrer / Valentin Mühlhäuser / geb. am 14.6.1815 / in Maikammer / gest. am 10.3.1881 / in Diedesfeld / Priesterweihe in Speyer / am 21.12.1839 / Pfarrer in Herxheim / vom 8.8.1853 / bis 20.3.1863“.

Herkunft, Weihe, beruflicher Werdegang
Valentin Mühlhäuser wurde am 4. Juni 1815 in Maikammer geboren und am 21.Dezember 1839 vom Bischof von Speyer, Johannes von Geissel, zum Priester geweiht. Seit dem 11. Januar 1840 war er für zwei Jahre Kaplan in Offenbach an der Queich und versah seinen Dienst an der Kirche „St. Josef“. Anschließend wurde er am 1. Dezember 1842 Pfarrer in Lambrecht-Grevenhausen, wo er auch die Filialen Lindenberg und Weidenthal mitversorgte. Bereits hier entfaltete sich seine soziale Tätigkeit, die ihm bei seinen Pfarrkindern großes Vertrauen entgegenbrachte. Die Märzrevolution 1848 zeigte sich im Neustadter Tal von seiner sozialistischen Seite. Um einer angedrohten Verhaftung und Deportation nach Kaiserslautern durch die Aufständischen zu entgehen, verließ Mühlhäuser fluchtartig am 20.Mai 1848 seine Pfarrei und fand in Maikammer zunächst Unterschlupf. Ende des Jahres erhielt er auf Anweisung des Bischofs die Pfarrei „St. Leo“ in Schaidt, die er am 30.April 1849 übernahm. Zu dieser Zeit muss er im Rufe „großer Frömmigkeit“ und „glühender Beredsamkeit“ gestanden sein, denn er wurde vom damaligen Pfarrer von Dudenhofen gerufen, um geistliche Übungen für die dortigen Pfarrkinder abzuhalten, so gibt uns seine Beurteilung in seiner Personalakte Auskunft. Am 23. April 1853 bewarb er sich um die Pfarrei in Herxheim, die er Ende Juni 1853 vom Bischof Nikolaus von Weis verliehen bekam und am 8. August 1853 seine Stelle antrat.
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Die soziale Situation in Herxheim
Im Januar 1852 hatte die königlich bayerische Regierung die Gemeinden getadelt, weil sie weder Ideen entwickeln noch Tatkraft entfalten würden, die immer größer werdende Armut wirksam zu bekämpfen. Die Not wurde verstärkt, hervorgerufen durch Mißernten, verbunden von extrem nassen oder trockenen Jahren oder sehr kalten Wintern. So kam z.B. im Jahre 1846 die Braunfäule der Kartoffeln auf, gegen die man keine Hilfe fand. Johann Georg Eichenlaub (1836 -1913) Ackerer, Gastwirt „Zum Bayerischen Hof“ und Begründer der Eichenlaub-Wirtshaus-Dynastie „Hauck-Schorsche“, gibt uns in seinem „Hausbuch“ darüber Auskunft, daß im Frühsommer 1846 das „Getreide prächtig stand, die Blüte einsetzte. Da ist die Blüte in der Ehr (Ähre) ganz rot geworden und kein Mensch hat gewußt, was das ist und so war es weit und breit, das hat man noch nie so gesehen… hernach hat die Ehr kein Korn bekommen, und deswegen hat es auch so schlecht ausgesehen“. Bereits 1847 richtet die Gemeinde eine Suppenküche ein. Auch war sie bereit für die Armenpflege ein Haus zu beschaffen, fürchtete jedoch die Folgekosten. Ebenso war die Personalfrage zu regeln. Auch in diesem Winter mußten Schulkinder zur Einnahme einer Mahlzeit auf besser gestellte Familien verteilt werden, was jene oft mit Undank und anderen „unaussprechlichen Dingen“ belohnen. Es gibt 36 Bettler, die man in einem für sie eingerichteten Haus besser versorgen könne. Nur mit der Ortskirche, so die Meinung des Gemeinderats, ließ sich ein solches Vorhaben verwirklichen und mit dem neuen Pfarrer hatten die Armen von Herxheim einen Mann gefunden, der ihnen mehr als bisher jeder andere helfen wollte.

Maßnahmen zur Linderung der Armut
Bereits im seinem ersten Amtsjahr gründete Mühlhäuser den Elisabethenverein, dem bald 600 Frauen und Mädchen angehörten. Durch ihre Spendenbereitschaft kamen so rund 400 Gulden im Jahr zusammen. Mit diesem Geld wurden Kranke mit Essen und Geld versorgt und nicht wenige hielten dazu Nachtwache bei den Kranken, obwohl sie am Tage schwer arbeiten mußten. Deshalb müsse die geplante Einrichtung auch als Krankenhaus dienen. Mit Leonhard Peters, Bierbrauer in Paris, der sich in Herxheim einen kleinen Landsitz errichtete (die heutige Villa Wieser) fand sowohl die Gemeinde, als auch Mühlhäuser einen großzügigen Unterstützer. Peters übergab Mühlhäuser die Summe von 2.330 Gulden für den Ankauf und Errichtung eines Armen-und Krankenhauses„. In seiner Sitzung vom 8. Februar 1855 erwarb die politische Gemeinde Haus, Hofraum, Pflanz-und Baumgarten mit einer Gesamtfläche von 5.327 Quadratmeter für 7.000 Gulden vom damaligen Bürgermeister Georg Brauner. Seinen Beschluß begründete der Gemeinderat, daß man gegen “die zunehmende Verarmung vieler Gemeindemitglieder (…) möglichste Abhilfe„ schaffen wolle. Ende des Jahres 1855 war es soweit. Am 16. Dezember 1855 berichtete Mühlhäuser dem Bischöflichen Ordinariat in Speyer, daß vier Schwestern aus Niederbronn in Herxheim eingetroffen seien, wo sie “nach dem hierzu celebrierten Hochamte in das hiesige Armen-und Krankenhaus unter Beiwohnung Gemeinde-, Fabrik und Armenpflegschaftsrates eingeführt worden seien„. Ihre Aufgabe sei 16 Waisenkinder zu erziehen, die Kranken der Gemeinde zu pflegen, die weibliche Jugend in nützlichen Arbeiten zu unterrichten und schließlich täglich die zahlreichen Armen zu speisen, um sie vor dem Betteln zu bewahren.
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Renovierungen und bauliche Veränderungen der Kirche unter Mühlhäuser
Während der Amtszeit Mühlhäusers wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten in und außerhalb der Kirche vorgenommen. So wurden vier buntglasige Kirchenfenster angeschafft, die Decke im Kirchenschiff, die teilweise herabgestürzt war, renoviert und der Zugang zur Empore nach außen verlegt. Bis 1860 war der Zugang zur Empore im Kircheninneren. Kam man durch das Hauptportal, so führten zwei Treppen nach links und rechts oben zur “Bordbühne„ oder “Borbie„. Vor den Treppen waren die Gemeinderatsstühle, die nur “für katholische Personen, welche Civil- oder Militärdienste bekleiden, ein ausgezeichneter Platz bestimmt sein soll„, so daß sich hinter diesen auf den Treppen zur Empore oder unter den Treppen ein “Eigenleben„ entwickelte, das mit der Würde des Gottesdienstes nicht harmonierte. Appelle an die jungen “Herrschaften„, welche diese Plätze besetzt hielten, blieben ohne Erfolg. Mit dieser Verlegung gab es mehr Platz für die immer größer werde Zahl der Kirchenbesucher. Mit der Verlegung der Orgel an die Rückwand der Empore wurden zusätzlich 600 Plätze geschaffen. Die politische Gemeinde, welche für den Kirchturm als auch das Geläut zuständig war, schaffte 1862 von der Firma Hamm aus Frankenthal, vier neue Glocken zum Preis von 7.000 Gulden an.

Die Waldkapelle
Am 9. März 1854 schrieb Mühlhäuser an das Bischöfliche Ordinariat in Speyer, “das auf dem Wege von hier nach Hayna, wo der Wald anfängt, früher ein Kapellchen stand, das vor wenigen Jahren aus Alter zusammensank. Die beiden Bürger Jacob Gauly und Franz Rippon haben nun, nicht weit davon, ein neues Kapellchen erbaut„. Es dauerte neun Jahre, bis der Pfarrer Ende Januar 1863 nach Speyer berichten konnte, dass das “neue Kapellchen mit einem Vesperbild der Mater Dolorosa2 geschmückt und im Innern würdig dekoriert worden sei„. Nachdem die Familie Rippon einen halben Morgen Land an das Armenhaus vermacht hatte mit der Verpflichtung, von den Erträgnissen die bauliche Unterhaltung des Kapellchens für alle Zukunft zu bestreiten, stand von Seiten des Ordinariats einer Einsegnung nichts mehr im Wege. Daraufhin teilte Mühlhäuser mit, daß “er an einem der nächsten Sonntage, wenn das Wetter es erlaube, die heilige Handlung vornehmen werde„. Es war eine der letzten größeren Amtshandlungen von Pfarrer Mühlhäuser, dem am 3. Februar 1863 seine Versetzung nach Diedesfeld mitgeteilt wurde.

Verschlechterung der Gesundheit, Versetzung Tod
Seine Schwäche für Arme und Kranke war es, die ihn in Herxheim in Schulden stürzte, so dass er seine beiden Schwestern, welche ihm den Haushalt führten, nicht bezahlen konnte, ja, mehr noch, sie mußten mit ihrem Vermögen ihn unterstützen.
Die zahlreichen Verpflichtungen, wie die seelsorgliche Mitbetreuung der Nachbargemeinden Herxheimweyher (1854), Hayna (1857), Ottersheim (1859), der große Zeitaufwand für das Beichthören, der Religionsunterricht in der Schule, die zahlreichen kirchlichen Sakramentalien 130 bis 150 Kindtaufen im Jahr, deren Gebühren, ein Drittel der Eltern nicht aufbringen konnte, Hochzeiten, Beerdigungen der “großen Leichen„ und der vielen “Kindsleichen„, welche selten bezahlt wurden, sogenannte Stolgebühren,3 sowie sein soziales Engagement, zehrten an der Gesundheit dieses frommen Geistlichen. Er wurde 1858 herzkrank und mußte eine Zwangspause einlegen. Seine Großherzigkeit gegenüber Armen nahm wenig Rücksicht auf seine Vermögensverhältnisse. Er hatte einen Kaplan zu versorgen, ihm eine Wohnung zu stellen, wozu der Zuschuß seitens der politischen Gemeinde Herxheim nicht reichte. Gedrängt von seinen beiden Schwestern, die um ihren Bruder fürchteten, verließ er von
Gewissensbissen geplagt, die er mit Schreiben vom 27. Oktober 1862 seinem Bischof Nikolaus von Weis darlegte, “ um so fühlt sich mein Herz mit jedem Tag, der mich meiner Übersiedlung näher bringt, mehr belastet mit dem Gedanken, wer mein Nachfolger in Herxheim wird (…) so wage ich doch aus Liebe zu meiner Pfarrei, in der ich meine besten Jahre und Kräfte mit Freude und Liebe opferte, und von Besorgnissen für dieselben getrieben, Nachstehendes bittlich auszusprechen„ die
leichtere Pfarrei Diedesfeld zu übernehmen. So trat er im Frühjahr 1863 seine neue Pfarrstelle an. Dort starb er am 10. März 1881 im Alter von 65 Jahren und 9 Monaten.
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Letzte Ruhestätte
Im Jahre 1944 sollte sein Grab auf dem Friedhof von Diedesfeld eingeebnet werden. Der damalige Pfarrer von Herxheim, Max Veitl, ließ die Gebeine des Verstorbenen exhumieren und nach Herxheim überführen, wo sie am Dreifaltigkeitssonntag vor dem Hochaltar feierlich beigesetzt wurden. Sein Grabmal befindet sich an der Südseite des gotischen Chores außerhalb der Pfarrkirche.

(Wolfgang Adam, Herxheimer Heimatverein e.V., 2024)

Quellen
  • Egon Ehmer; Ordner H23 Gemeindearchiv Herxheim
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Grabmal Pfarrer Mühlhäuser auf dem Kirchhof in Herxheim

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Hauptstraße 150
Ort
76863 Herxheim bei Landau / Pfalz
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Wolfgang Adam (2024): „Grabmal Pfarrer Mühlhäuser auf dem Kirchhof in Herxheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355499 (Abgerufen: 1. Mai 2025)
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