Grabmal
Herkunft, Weihe, beruflicher Werdegang
Bewerbung um die Pfarrei Herxheim, Beurteilung, Dienstantritt
Beschreibung der Pfarrei Herxheim zur Mitte des 19. Jahrhunderts
Tätigkeit als „Ortsschulinspektor“
Bauliche Veränderungen an Kirche und deren Innenausstattung unter Sebald
Arbeitsbelastung und Tod
Quellen
Grabmal
Da es von der Zeit in Mitleidenschaft gezogen war, steht der ursprüngliche Grabstein nun auf einem gänzlich neuen Sockel. Der Aufbau ist zweiteilig. Zwei Schnecken schwingen sich auf und tragen das darüber befindliche Kreuz mit dem Kruzifixus. Die Figur darunter soll ganz offensichtlich einen Hirten darstellen; ein Hinweis, dass sich der Verstorbene als Seelenhirte gesehen hat.
Die Inschrift besagt:
„Pfarrer Johann Augustin Sebald / geb. 28. August 1784 in Erfurt / gest. 19. März 1853 in Herxheim / Priesterweihe am 24. September 1808 / in Aschaffenburg / Pfarrer in Herxheim / vom 23. Januar 1824 / bis 19. März 1853“.
Insgesamt macht der Grabstein den Eindruck eines Bildstocks, wie er uns in Franken und anderen katholischen Landstrichen begegnet. Wann genau dieser Grabstein hier aufgestellt wurde, kann nur vermutet werden. Pfarrer Sebald verstarb in Herxheim und wurde auf dem hiesigen Friedhof, welcher nach 1813 angelegt worden war, beigesetzt. Auf Betreiben des damaligen Pfarrers Max Veitl, welcher von 1935 bis 1953 Pfarrer von Herxheim war, wurden die Überreste von Pfarrer Sebald um 1950 exhumiert und im Chor in der bereits vorhandenen Grabkammer beigesetzt. Vermutlich wurde im selben Jahr das Grabmal aufgestellt.
Herkunft, Weihe, beruflicher Werdegang
Johann Augustin Sebald wurde am 28. August 1784 in Erfurt geboren. Am 24. September 1808 wurde er in Aschaffenburg zum Priester geweiht. Nach drei Kaplanstellen von November 1808 bis Dezember 1819 in verschiedenen Pfarren im Raum Aschaffenburg, legte er 1819 sein Pfarrexamen in Würzburg ab. Er bewarb sich 1819 um die Pfarre in Eppstein, dann um die von Großfischlingen im „baierischen Rheinkreis“, wo der Priestermangel groß war, und einem jungen Geistlichen der Zugang zu einer Pfarrei eher offenstand als im rechtsrheinischen Bayern. Großfischlingen wurde seine erste Pfarrstelle, die er von 1819 bis 1824 versah.
Bewerbung um die Pfarrei Herxheim, Beurteilung, Dienstantritt
Am 2. Mai 1823 bewarb er sich um die Pfarrei Herxheim. Sein Ordinariats-Zeugnis vom 24. Mai 1823, verfasst von Domkapitular Geissel, dem späteren Bischof von Speyer und Kardinalerzbischof von Köln, bezeugt Sebald, „als ein thätiger, für das Gute eifriger, in allen seinen Amtsgeschäften unermüdlicher Seelsorger, der allgemein geschätzt und geachtet werde“. Am 3. Februar 1824 teilt die Regierung des Königlich Bairischen Rheinkreises in Speyer dem Speyerer Bischof von Chandelle mit, dass „Seine Majestät der König auf Antrag der Regierung des Rheinkreises, die Pfarrei Herxheim dem Priester Johannes Sebald zu verleihen geruht habe“. Am 24. Februar 1824 trat Sebald seinen Dienst in Herxheim an und bezog mit seinen Angehörigen das Pfarrhaus, welches neben der Kirche stand.
Beschreibung der Pfarrei Herxheim zur Mitte des 19. Jahrhunderts
Im Jahre 1826 verfasste Sebald eine „kurze Geschichte und Beschreibung der Pfarrkirche und der Pfarrey zu Herxheim, aus verschiedenen zerstreuten Papieren und Schriften zusammengetragen“, welche er bis zum Jahre 1852 ergänzte und weiterführte.
Im Jahre 1825 hatte Herxheim 3127 Katholiken mit 140 Kindstaufen gezählt, ferner kamen bereits vor der französischen Revolution von 1789 mehrere Judenfamilien hinzu. Neu war, dass 22 Protestanten im Dorf lebten. Trotz der hohen Sterblichkeitsrate von bald 50% in den ersten Lebensjahren, wuchs die Herxheimer Bevölkerung innerhalb der ersten zehn Amtsjahre von Pfarrer Sebald um rund 400 Personen auf gut 3.500 Personen zugenommen. Sebald schrieb eine Zusammenstellung der Herxheimer Auswanderer für die Jahre 1831 bis 1852. Innerhalb dieser Zeit suchten 325 Herxheimer in den USA ihr Glück. Nach Nordafrika siedelten 90 Herxheimer, von denen die meisten starben. 252 kirchliche Stiftungen konnte Pfarrer Sebald 1826 verzeichnen. Die wichtigste kam von einer Bruderschaft für eine gute Sterbestunde, die ihren Ursprung im Jahre 1519 hatte. Während der Reformationsjahre und im Verlaufe des 30jährigen Krieges kam sie zum Erliegen. Aus der Neuerrichtung durch Pfarrer Johannes Jos im Jahre 1702 mit einem Stiftungsvermögen von knapp 2000 Gulden im Jahre 1821, bezog Sebald Einkünfte von 17 Gulden im Jahr. Dafür hielt er „jeden ersten Sonntag im Monat nachmittags um 2 Uhr eine Andacht und tags darauf ein Seelenamt für
die verstorbenen Brüder und Schwestern“. Besondere Feste, so Sebald, seien in der Pfarrei „das Kreuzerhöhungs- und das Laurentiusfest. Kreuzerhöhung ist das Titularfest der Todesangst-Christi-Bruderschaft, während am Laurentiusfest das sogenannte 12stündige Gebet gehalten wird“. Über die Brotweihe berichtet er nicht. Der Domsänger in Speyer hatte früher das Recht die Pfarrei zu vergeben. Mit dem Konkordat von 1817 habe nun „Seine Majestät der König von Baiern, Allerhöchst“ das Besetzungsrecht an der hiesigen Pfarrkirche. Die Pfarrei Herxheim wird heute nominell vom Lande Rheinland-Pfalz verliehen.
Tätigkeit als „Ortsschulinspektor“
Herxheim hatte im Jahre 1824/25 ein „palastartiges Schulhaus“ errichtet. Der Unterricht wurde im Obergeschoß gehalten während im Erdgeschoß Lehrerdienstwohnungen und andere Räumlichkeiten befanden, ab dem Jahre 1837 wurde eine Apotheke eingerichtet. Die Schulpflicht begann mit dem 6. Lebensjahr und dauerte für Mädchen bis zum 12. Lebensjahr, für Jungen bis zum 13. Lebensjahr. Schulunterricht war hauptsächlich von November bis April. In der Schulordnung von 1817 war im Artikel 23 festgelegt worden, dass „an Sonn-und Feiertagen den erwachsenen Söhnen und Töchtern vormittags und nachmittags Unterricht zu erteilen sei“. Als Geistlicher war er gleichzeitig Ortsschulinspektor und somit den Lehrern übergeordnet. Am 1. Januar 1826 führte Sebald die Sonntagsschule ein, hielt anfangs selbst Unterricht im Lesen, Schreiben und Kopfrechnen und am Nachmittag in der Kirche die „Christenlehre“ für die Jugendlichen. Die Lehrer hatten sich, ohne zusätzliche Geldforderungen, an der Sonntagsschule zu beteiligen. Nach der anfänglichen Begeisterung ließ der Eifer der Jugendlichen bald nach und schuldhaftes Fehlen wurde von der Kanzel herab angeprangert. Weil die Kinder in der Sommerzeit auf dem Feld gebraucht wurden, führte Sebald die „Sommerschule“ ein. Der Unterricht für die drei oberen Klassen begann um 05:30 Uhr bis um 08:30 Uhr, die Kinder der Unterstufe wurden von 09:00 Uhr bis um 11:00 unterrichtet. Den Eltern notorischer Schulschwänzer drohte Sebald, sie würden im Falle einer Krankheit keine Unterstützung aus dem Kirchenvermögen erhalten.
Bauliche Veränderungen an Kirche und deren Innenausstattung unter Sebald
In der Amtszeit von Pfarrer Sebald wurde durch die politische Gemeinde der Friedhof erweitert. Die Glockenstube des Kirchturms wurde erhöht und die Turmspitze erhielt 1832/33 den laternenartigen Abschluss, der bis 1967 Bestand hatte. In diesen Jahren wurde auch eine Türe an der südlichen Turmmauer eingerichtet, um von außen den Turm betreten zu können. Passend zum spätgotischen Baustil des Chors der Kirche wurde 1837 ein neugotischer Hochaltar errichtet. Beinahe wären auch die spätbarocken Seitenaltäre und die Kanzel den damaligen Kunstbestrebungen zum Opfer gefallen. Um die immer größer werdende Kirchengemeinde bei den Gottesdiensten zu fassen, wurde auch die Empore erweitert.
Arbeitsüberlastung und Tod
Die große Pfarrei Herxheim mit ihren vielfältigen Aufgaben von 120 bis 150 Kindstaufen im Jahr, die zahlreichen „Kinds- und großen Leichen,“ das Beichthören vor großen kirchlichen Hochfesten sowie die Armut großer Teile der Bevölkerung zu lindern, zermürbte die Gesundheit des Pfarrers, der immer mehr Zwangspausen einlegen musste. Am Feste des heiligen Joseph, am 19. März 1853 starb Pfarrer Sebald im Alter von 68 Jahren und 6 Monaten. Das Sterberegister der Pfarrei „Maria Himmelfahrt“ gibt unter der Registernummer 1853/20 Auskunft, dass Pfarrer Sebald, „nachdem er mit allen Sterbesakramenten versehen war“, am 21. März 1853 auf dem Friedhof der hiesigen Pfarrei beigesetzt wurde. Dies vermerkte und bezeugte Joseph Fink, Administrator der Pfarrei Herxheim. Seit 1950 ruhen seine Gebeine in der Grabkammer im Chor der Kirche vor dem Hochaltar gemeinsam mit denen von Pfarrer Heel und dessen Nachfolger Pfarrer Mühlhäuser. Sein Grabmal steht südlich des gotischen Chores unserer Pfarrkirche.
(Wolfgang Adam, Herxheimer Heimatverein e.V., 2024)
Quellen
- Egon Ehmer; Ordner H23 Gemeindearchiv Herxheim