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Gertrudenkirche in Rheinbrohl, Getrudenstatue (2012)
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Gertrudenkirche on Rheinbrohl, Antependium (2012)
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Gertrudenkirche in Rheinbrohl, Innenraum (2013)
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Gertrudenkirche in Rheinbrohl (2012)
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Gertrudenkirche in Rheinbrohl, Getrudenstatue (2012)
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Gertrudenkirche on Rheinbrohl, Teilmotiv des Antependium (2012)
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Gertrudenkirche in Rheinbrohl, Innenraum (2013)
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Die Geschichte der Gertrudenkirche als Hofkapelle des Gertrudenhofes lässt sich bis ins 7. Jahrhundert zurück verfolgen. Sie steht in engem Zusammenhang mit der Gründung der Abtei Nivellen in Brabant im heutigen Belgien. Nivellen war damals Familiengut des fränkischen Hausmeiers Pippin des Älteren eines der Zentren Des Merowingischen Königreiches. Nach Pippins Tod 640 zog sich seine Witwe Itta mit ihrer Tochter Gertrud aufs Familiengut zurück, um sich fortan dem klösterlichen Leben zu widmen. Sie errichtete eine große Klosteranlage und bestimmte vor ihrem Tode am 8. Mai 652 Gertrud zur Äbtissin der kanonisch errichteten Abtei.
Dieser Abtei soll bei oder bald nach der Gründung als Drittel aus einem fränkischen Königsgut ein Hof, vielleicht bereits mit früher Eigenkirche, in Rheinbrohl übereignet worden sein. Mit ihm, dem nunmehrigen „Gertrudenhof“, war die Landeshoheit über Rheinbrohl, Ariendorf und Wallen verbunden welche die im Reichsfürstenrang stehenden Äbtissinnen dann auch bis zum Jahre 1260 ausübten. Die Kirche wurde im Laufe der Geschichte mehrmals zerstört. Der älteste erhaltene Teil ist der Turm, dessen Unterteil ins 10. Jahrhundert datiert wird. Der obere Teil mit dem Kirchenschiff wurde Anfang des 13. Jahrhunderts erneuert. Sie besitzt zwei Eingänge, wovon heute nur noch der straßenseitige benutzt wird. Im Jahre 1706 hat die Abtei Nivellen den Gertrudenhof an den Trierer Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck verkauft. Nach dessen Tod 1711 wurde der persönliche Besitz unter seinen vier Schwestern aufgeteilt. Der hiesige Hof erhielt M. Mechthild von Orsbeck die mit Carl Hugo von Metternich-Müllenark vermählt war. Im weiteren Erbgang kam der Besitz an die Familie von Warsberg-Dorth die ihn letztlich 1961 an die Gemeinde Rheinbrohl verkaufte. Das Hofgebäude wurde zum Rathaus ausgebaut und die Kirche der katholischen Kirchengemeinde übereignet.
Baubeschreibung Das Kirchenschiff im Inneren ist zwei-jochig, unterteilt durch einfache Kreuzrippengewölbe aus Holz. Die Gewölberippen mit dem spätgotischen Birnstabprofil wurden im 17. Jahrhundert eingezogen, während die Füllungsbretter 1964 erneuert wurden. Der Chorraum unter dem Turm zeigt noch annähernd das archaische Bild mit seinem ursprünglichen Kreuzgratgewölbe. Über dem Triumphbogen der Chorwand sind bei einer umfangreichen Renovierung, die 1713 eine Neuweihe notwendig machte, fünf Wappenschilder angebracht worden. In der Mitte befindet sich das Wappen des Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck. Links und rechts davon sehen wir die Wappen der Familien, in die seine Schwestern eingeheiratet hatten, der Herren von Schmidtburg, von Kesselstadt, von Metternich und Quad zu Buschfeld, also der Erben des Kurfürsten.
Im Schnittpunkt des Chorgewölbes ist ein weiteres Wappen J. H. von Orsbeck angebracht, diesmal als Erzbischof von Trier. Es zeigt im Herzschild das Familienwappen und im großen Schild 1. und 4. das Trierer Kreuz, 2. das Wappen der Abtei Prüm und 3. das Signum des Konventes von Weißenburg, denen er allen als geistliches Oberhaupt vorstand.
Ausstattung Von der alten Ausstattung blieb nur der barocke Hochaltar und einige Bänke des Gestühls erhalten. Der Altar, eine gute Arbeit des 17.Jahrhunderts wurde in der kritischen Zeit des Verfalls des Gotteshauses nach dem 2. Weltkrieg durch entsprechende Abdeckung vor den schlimmsten Schäden durch die Raumfeuchtigkeit bewahrt. So blieb er, mit Ausnahme der alten Fassung, relativ gut erhalten. 1965 wurde eine Restaurierung in freundlichen barocken Farben durchgeführt die leider nicht dauerhaft war. Da sich die Polychromierung an vielen Stellen gelöst hatte wurde 2003 eine erneute Instandsetzung notwendig die durch die Augsburger Restauratorin Dagmar Bodirsky durchgeführt wurde. Hierbei wurde nach Absprache mit der Bistumskonservatorin Dr. Dentler die farbliche Fassung von 1965 ganz abgenommen und die historische Farbgebung in ihrer ursprünglichen Schönheit wieder hergestellt.
Besonders gut erhalten blieb das Antependium an der Vorderfront des Altartisches. Es brauchte bei der Restaurierung 2003 nur gereinigt werden. Es zeigt das Bild der heiligen Gertrud wie sie unterstützt von einem kleinen Engel Brot an Bedürftige verteilt. Die Heilige ist als Äbtissin aber auch mit Fürstenkrone dargestellt. Interessant sind mehrere Mäuschen die an ihrem Äbtissinnenstab hochklettern. Sie wird auch als Helferin vor Schäden durch Ungeziefer in Haus und Feld angerufen, daher finden sich in vielen Gerdrudendarstellungen Mäuse, ja sogar Ratten, versteckt. Unser Bild wurde, laut Signierung unten in der Mitte, 1765 von einem uns unbekannten Maler mit den Initialen I E gemalt.
Der Ambo ist das älteste Lesepult in Rheinbrohl. Das Oberteil ist drehbar und kann daher beidseitig für zwei Lektionare verwendet werden. Es soll aus der Kapelle des Marienstätterhofes in Arienheller stammen. Bei der Profanierung der Kapelle Anfang des 19. Jahrhunderts kam es in die Pfarrkirche, wurde aber dort kaum benutzt und stand viele Jahrzehnte in einer Ecke auf der Empore. In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden Lesepulte wieder modern. So sollte auch die Gertrudenkirche ein solches Pult erhalten. Es war anfangs sehr einfach, sozusagen ein besserer Notenständer. Da besann man sich auf das schöne historische Stück das lange Zeit kaum benutzt in der Pfarrkirche gestanden hatte und brachte es nun in St. Gertrud zu neuen Ehren.
Das Kreuz neben dem Altar ist ein Vortragekreuz des 18. Jahrhunderts das bei feierlichen Einzügen oder Prozessionen voran getragen wurde. Die seltene, alte farbliche Bemalung des Tragstabes wurde während der Altarrestaurierung entdeckt und auch restauriert.
Der Priesterstuhl ist neueren Datums. Er wurde in den neunziger Jahren von der Pfarrei angeschafft.
Heiligenfiguren Die Figur des hl. Bruno des Kartäusers krönte ursprünglich zwischen den beiden Engeln den Hochaltar. Bei der Restaurierung 1965 wurde der Altar aus Hochwassergründen um eine Stufe höher gestellt, so dass für den Heiligen oben kein Platz mehr war. Er befand sich dann fast vierzig Jahre im Pfarrhaus. Bei der Innenrestaurierung der Gertrudenkirche 2001 kehrte er in sein ursprüngliches Gotteshaus zurück, nun an die Südwand des Kirchenschiffes.
Der hl. Josef an der Nordwand stand früher am Eingang zur Hauskapelle im Altbau des St. Suitbertus-Altenheimes in der oberen Kirchstraße. Als das Haus 2009 abgebrochen wurde übernahm die Pfarrei die schöne Figur aus dem 19. Jahrhundert und gab ihr hier einen neuen dauerhaften Platz.
Die Madonna vorne links ist die Kopie des spätgotischen Gnadenbildes „Unserer Lieben Frau“ aus der Zeit um 1465 das sich in der Frauenberg Kapelle des Klosters Weltenburg an der Donau befindet. Sie wurde 1985 von Pfarrer Matthias Röder gestiftet. Er erfüllte damit ein langgehegter Wunsch einer Reihe von Frauen, die dort seit vielen Jahren den Rosenkranz beteten, nach einem Marienbildnis für die Kirche.
Fünf schlichte alte Kirchenbänke aus dem 18. Jahrhundert blieben unverändert erhalten. Bei der Kirchenrestaurierung wurden sie vom Holzwurm befreit und nur farblich etwas aufgefrischt. Wenn sie auch, nach derzeitigen Gesichtspunkten, nicht ganz so bequem, sind sie weiterhin in Gebrauch und zeugen heute noch von der gediegenen Arbeit hiesiger Handwerker vor über 200 Jahren.
Orgel Die kleine Orgel kam auf Initiative von Pfarrer Herbert Lonquich 2002 in die Kirche. Er war der Meinung, dass in den alten Kirchenraum kein elektronisches Instrument, sondern eine richtige Pfeifenorgel gehöre und übernahm auch persönlich ein Großteil der Anschaffungskosten. Es ist ein Werk des Orgelbauers Bernd Simon aus Muddenhagen bei Warburg mit 2 Registern, Holzgedackt 8´ und Rohrflöte 4´, die auf Schleifladen stehen. Die Spiel- und Registertraktur sind mechanisch. Der Tonumfang umfasst 55 Töne (C, D-g´´´)
Turm Im Turm hängt die älteste noch im Original erhaltene Glocke in Rheinbrohl. Sie wurde 1696 gegossen, ist cirka 350 kg schwer, 720 mm hoch, hat einen Durchmesser von 795 mm und ist auf den Schlagton h´ gestimmt. Sie trägt in großen lateinischen Buchstaben rundum die Inschrift:
„ILLVM AC VENERABILE VTRIVSQVE SEXVS CAPITVLVM DIVÆ GERTRVDIS NIVELLENSE IN BRABANTIA ME BIS RVPTAM DENVO REFVNDI CVRAVIT ANNO 1696. EDMVNDVS LE FEBVRE ME FECIT COMISSARIO ADVM RDO DNO JOH BAP REMY EVSDEM CAPITVLI CANONICO.“
Die sinngemäße deutsche Übersetzung lautet: „Das sehr bedeutende und ehrwürdige Kapitel beiderlei Geschlechtes der heiligen Gertrud von Nivellen in Brabant sorgte dafür, dass ich, zweimal gerissen, neu gegossen wurde im Jahre 1696. Edmundus Le Febure hat mich geschaffen, als der sehr ehrenwerte Herr Johannes Baptist Remy kommissarischer Canonikus desselben Kapitels war.“ Durch glückliche Umstände blieb sie uns, trotz der Einschmelzungsaktionen in den beiden Weltkriegen, erhalten. Im 19. Jahrhundert war sie erneut gesprungen, aber 1964 gelang es dem Glockengießer Johannes Mark in Brockscheid in der Eifel, in einem komplizierten Verfahren, den 160 Zentimeter langen Riss zu schweißen und die alte Glocke erneut tonrein erklingen zulassen.
Kulturdenkmal Der Gertrudenhof in der Kirchstraße 6 ist unter Denkmalschutz gestellt. Es wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Neuwied (Stand 09.02,2023, dort S. 59) geführt. Der Eintrag lautet: Kath. Gertrudenkapelle (neben) Kirchstraße 6, kleiner Saalbau, 17. Jh., Ostchorturm, 1. Hälfte 13. Jh.
(Dietmar Waldorf, Peter Kurtscheid, Hansfried Schaefer, Rheinbrohl 2013)
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Empfohlene Zitierweise
Dietmar Waldorf, Peter Kurtscheid, Hansfried Schaefer: „Gertrudenkirche in Rheinbrohl”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-354215 (Abgerufen: 31. Mai 2025)
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