In dem Wohnhaus an der Ecke Rinkenpfuhl / An St. Severin, Hausnummer 5 lebte zuletzt bis zu seinem Tod der Töpfer Heinrich Mück. Laut Bebauungsplan von 1903 und dem Adressbuch von 1899 besaß er zu dieser Zeit an das Wohnhaus angrenzende Grundstücke zwischen den Straßen Rinkenpfuhl und Ahrendgäßchen und betrieb hier zusammen mit seinem Bruder Peter die Töpferei Mück. Die alte Adresse seiner Töpferei von 1899 lautete Broichgasse 373. Von der Töpferei ist straßenseitig zur Straße An St. Severin nichts mehr erkennbar erhalten; die nun hier stehenden Wohnhäuser Nr. 1 und 3 wurden sehr wahrscheinlich neu errichtet. Das Wohnhaus Nr. 5 wurde nach 1903 gebaut, denn auf dem Bebauungsplan von 1903 ist es noch nicht verzeichnet. Die Fassade des zweigeschossigen Eckhauses war bis zu seiner Modernisierung mit Stuckornamenten verziert. Es stellt das letzte sichtbare Zeugnis der Töpferei Mück im Frechener Oberdorf dar.
Die Gebrüder Heinrich und Peter Mück bezeichnet Heeg (1992, S. 26) als „letzte Zeugen des untergegangenen Töpferhandwerks“. Dieses erhielt mit der Eisenbahnanbindung Kölns und der Einfuhr von billigeren und als schöner empfundenen Industriewaren bedrohliche Konkurrenz: Emaillegeschirr sowie Waren aus Steingut, Porzellan und Aluminium führten zum Niedergang des traditionsreichen Handwerkes (Heeg 1992, S. 27). Einige der Frechener Töpfer stiegen angesichts dieser Existenzbedrohung auf die Blumentopffabrikation um.
Die Brüder Mück jedoch konnten sich durch ihre flexible Warenpalette retten und waren laut Heeg „schon vor dem Ersten Weltkrieg (…) die letzten praktizierenden Düppenbäcker in Frechen“ (1992, S. 28). Einerseits setzten sie auf die Produktion günstiger Massenware im Bereich der Gebrauchskeramik. Andererseits führte insbesondere Peter Mück je nach Kunstströmung künstlerische Arbeiten als Auftragsarbeiten aus: „Dies weist auf die Tatsache, daß die Gebrüder Mück Kontakt zu Künstlern und Kunstströmungen der Zeit haben und sich von diesen inspirieren lassen“ (Heeg 1992, S. 30). Dadurch war es ihnen möglich, als letzte Vertreter des Frechener Töpferhandwerkes, bis an ihr Lebensende in der Töpferei zu arbeiten. Peter Mück verstarb 1933, Heinrich Mück 1937 im Haus An St. Severin 5 (Göbels 1971, Töpferliste im Anhang).
Die Gebrüder Mück spielten auch hinsichtlich der Wiederbelebung der Köln-Frechener Töpfertradition, der sogenannten Köln-Frechener Keramik (Ooms' sche Keramik), eine bedeutende Rolle. Vor allem ihre Töpferei gehörte zu den Frechener Werkstätten, die Kölner Kunstschaffende (v.a. der Bildhauerei) in der Herstellung von Tonplastiken unterstützten und anlernten. Besonders die Stadt Köln förderte die Zusammenarbeit zwischen Kölner Künstler*innen und Frechener Töpfern finanziell (Heeg 1992, S. 32f). So arbeitete beispielsweise der Bildhauer Joseph Pabst spätestens ab 1919 mit den Gebrüdern Mück zusammen. Er fertigte um diese Zeit Keramik aus Irdenware (z.B. plastisch gestaltete Teller) an, die er in der Werkstatt Mück brennen ließ (Heeg 1992, S. 33).
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY 4.0 (Namensnennung). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.