Der Kaufmann Adolph (Adolf) Bauer wohnte in Köln-Lindenthal und betrieb in der Breitestraße 24 in Frechen eine Steinzeugfabrik, die er im Jahre 1864 gegründet hatte (Ostermann/Stadtarchiv Frechen 1967, S. 44 und Schliski/Funken 1984, S. 7). 1852 hatte Eduard Sticker in der Breitestraße die erste Steinzeugröhrenfabrik eröffnet, diese jedoch bereits 1857 nach Köln verlegt.
Die Mitarbeiterzahlen betrugen in den Jahren 1889 12 Mitarbeiter (Dörner 1953, S. 75f), 1892 16 Mitarbeiter (Stadtarchiv Frechen 189/342), 1899 12 Mitarbeiter (Brauns 1963, S. 69), 1900 10 Mitarbeiter (Stadtarchiv Frechen 191/153) und im September 1902 1 Mitarbeiter (Stadtarchiv Frechen 192/3, 4).
Das Werk wurde 1902 geschlossen und auch abgebrochen (Schliski/Funken 1984, S. 7).
Laut Adressbuch von 1899 wohnten in direkter Nachbarschaft zur Fabrik viele Fabrikarbeiter, die Fabrik selber ist hier unter keiner konkreten Adresse aufgeführt. Auf dem Bebauungsplan von 1901 ist an der Adresse Breitestraße 24 der Plan zerrissen und unlesbar bis auf die Endung „ik“. Östlich grenzt ein großes Flurstück an die Fabrik Bauer an, auf dem ein Kamin - möglicherweise der Kamin der Fabrik Bauer - eingezeichnet ist. Das Grundstück gehört laut Bebauungsplan „Weiden und Schaaf“, den Eigentümern einer weiteren Steinzeugfabrik „Weiden und Schaaf“, die südöstlich der Kirche St. Audomar produzierte.
Adolph Bauer war seit 1884 Mitglied im Verkaufskartell „Hensmann, Lövenich & Co“ und gehörte auch 1897 mit einer Stammeinlage in Höhe von 2.000 Mark zum neugegründeten Verkaufskartell „Vereinigte Westdeutsche Thonröhrenfabriken GmbH Köln“. 1896 betrug die Ofenbodenfläche seines Werkes 79 Quadtratmeter („darf erweitert werden auf 119m2“) (Schliski / Funken 1984, S. 19, 21, 31, 33, 42). Auch 1902 wird er als Mitglied des neu gegründeten Verkaufskartells „Rheinische Steinzeugwerke GmbH, Köln“ mit einer Stammeinlage von 1.000 Mark geführt (Schliski / Funken 1984, S. 48, 51, 63, 65). Außerdem befürwortete Bauer mit seiner Unterschrift 1888 den Bau einer Gütereisenbahn von Köln nach Frechen (HGK, S. 15-17).
Heutige Situation und offene Fragen
Heute befindet sich an der Adresse Breite Straße 24 ein Wohnhaus mit Hofzufahrt, die zu einem Gewerbebetrieb führt. Historische Bausubstanz im Bereich des Wohnhauses und der Gewerbehallen (evtl. ehem. Fabrik?) ist nicht auszuschließen, schließlich liegen zum Grad des Abbruches (Teilabriss? Vollständiger Abbruch?) der Fabrik bisher keine Informationen vor.
Auffallend ist, dass in der Breitestraße („Breite Gasse“) gleich zwei frühe Fabrikgründungen (Sticker 1852 und Bauer 1864) vorgenommen wurden. Offen bleibt die Frage, ob Bauer die Fabrikation in dem ehemaligen Werk Eduard Stickers aufgenommen hat, denn dieses konnte bislang nicht genau verortet werden.
(Nicole Schmitz, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2024)
Quellen
- Stadtarchiv Frechen 192/3, 4 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Stadtarchiv Frechen, Ordner Adolph Bauer).
- Stadtarchiv Frechen 189/342 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Stadtarchiv Frechen, Ordner Adolph Bauer).
- Stadtarchiv Frechen 191/153 (Sammlung Bernd Mayerhofer, Stadtarchiv Frechen, Ordner Adolph Bauer).
- Stadtarchiv Frechen, Bebauungsplan für die Dorflage Frechen, südlicher Theil Blatt II, 1901 (Stadtarchiv Frechen, S4 124).
- Adressverzeichnis 1899 (Eintrag: Thonröhrenfabrik Bauer, Adolf, Breitestraße).