Geschichte
Langsamer Verfall
Bauliche Befundbeobachtungen
„Neu entdeckt“ die Kapelle
Die Sage von den „Feindlichen Brüdern“
Dauerausstellung
Kulturdenkmal
Internet
Geschichte
Der erste schriftliche Beleg für die Burg, die Eigentum des römisch-deutschen Reiches und somit eine Reichsburg war, findet sich in einem Lehnsbuch des staufertreuen Reichsministerialen Werner II. von Bolanden, der Sterrenberg 1189/90 als Reichslehen in seinem Besitz aufzählt. Die Burg sicherte die Reichsgüter um Boppard. Trotz der Zerstörung durch den (Gegen-) König Wilhelm (von Holland) 1249 änderte sich nichts an den Besitzverhältnissen und der Nutzung der Burg. Spätestens ab 1258 diente sie als Zollstätte. Reichsburgen wurden von den römisch-deutschen Königen zum Schutz und der Verwaltung von Reichsgut, für Aufenthalte und Repräsentation gegründet oder erworben. Im Unterschied zu privaten Adelssitzen fielen sie nicht in das Familienerbe, sondern dem Amtsnachfolger zu. Sie blieben also „beim Reich“, daher die erst später aufgekommene Bezeichnung. Zur Verwaltung, Verteidigung und Instandhaltung wurden sie gegen Herrschaftsrechte und Einkünfte als „Burglehen“ an Reichsministeriale, ursprünglich unfreie, niederadelige Dienstleute, verliehen. (Reichs-)Ministerialen war ein im Dienst des Königs bzw. Kaisers stehender Beamter, der meist aus einer niedrigeren Bevölkerungsschicht stammte. Wenn auch noch immer unfrei, war es häufig mit neu gewonnenen Privilegien verbunden, vom König zum Verwalter einer Burg ernannt zu werden. Aus der Summe dieser sozial und wirtschaftlich Aufgestiegenen bildete sich schließlich die Schicht des niederen Adels heraus.
Als Lehen ging die Anlage 1303 an Graf Diether VI. von Katzenelnbogen über. Nachdem König Ludwig der Bayer jedoch Erzbischof Balduin 1316 bevollmächtigte, den zuvor an Diether VI. verpfändeten Teil wieder einzulösen, befand sich Sterrenberg hälftig in kurtrierischem Besitz. 1320 ging die Burg vollständig in kurtrierischem Besitz über. Im Wappenbuch führt der Trierer Erzbischof Balduin u.a. Werner und Hartmut von Sterrenberg, Werner Schenk von Sterrenberg u.a. auf. Die Burgbesatzung bestand zu dieser Zeit aus 15 Burgmannen. Noch 1492 befand sich hier das Unteramt Sterrenberg/Hirzenach. Der Status als Verwaltungsmittelpunkt des Amtes Sterrenberg/Hirzenach war allerdings nicht von langer Dauer und wurde zugunsten der Ämter Boppard und Wellmich/Deurenburg eingebüßt.
Langsamer Verfall
Dem Amtssitz Sterrenberg wurde im Jahre 1346 das Stadtrecht verliehen, danach lassen sich noch einige Neubautätigkeiten nachweisen. Aber schon 1456 wird die Anlage als baufällig bezeichnet. Ein weiteres Jahrhundert später - 1568 - geht aus einem Vertrag zwischen Philipp von Nassau und Erzbischof Jakob III. hervor, dass sich der bauliche Zustand der Sterrenberg als „alt, verfallen, unbewohnt“ beschreiben ließ. Als Ruine gingen die Reste der Burg 1806 zunächst in nassauischen, 1866 in preußischen und 1946 in rheinland-pfälzischen Besitz über. Erste Sanierungen der ruinösen Anlage erfolgten von 1968 bis 1978. Heute betreut die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer, das Bauwerk.
Bauliche Befundbeobachtungen
Im Hinblick auf die ungefähre Entstehungszeit der Burg Sterrenberg erfährt die eingangs getroffene Einordnung weitere Untermauerung durch bautypische Merkmale, die sich dem romanischen Zeitalter zuordnen lassen. Zunächst gibt sich der Bergfried als ein Relikt aus der salierzeitlichen Bauphase zu erkennen. Ferner war eine einfache Geschosstrennung durch Flachdecken ein durchaus herkömmliches Kriterium für das romanische Zeitalter. Darüber legt auch das sog. „opus spicatum“ Zeugnis ab. Dabei handelt es sich um ein Mauerwerk aus meist dünnen Ziegelsteinen, die in Lagen hochkant abwechselnd schräg gegeneinander versetzt angeordnet werden und so ein ähren- bzw. fischgrätenartiges Muster bilden. Trotz dieser Erkenntnisse ist bei den Angaben eine gewisse Vorsicht walten zu lassen, denn was durch Witterung und Mutwilligkeit am Mauerwerk reduziert wurde, ist an anderer Stelle durch Überformung hinzugefügt worden. Daher ist es oftmals schwierig, ein klares Bild der Anlage zu zeichnen und eine lückenlose Chronologie der Bauphasen aufzuzeigen.
„Neu entdeckt“ die Kapelle
Eine Urkunde vom 13. Juli 1322 - aufbewahrt im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden - erwähnt eine „capella in castro Sterinberg“: eine Kapelle auf der Burg Sterrenberg, deren Standort durch neuste Grabungen belegt werden konnte.
Die Sage von den „Feindlichen Brüdern“
Arnoldus Buchelius berichtet, dass die Sage in ihrer - zu dem Zeitpunkt noch unveränderten Form - bereits 1587 existierte. Sie lautet:
„Zwei Brüder, die einstigen Besitzer [der Burg Sterrenberg und Liebenstein], hätten sich lange befehdet, und der Sieger habe gewollt, dass die Burg des anderen verlassen würde. Am Fuße des Berges steht eine Kirche, die die Schwester der beiden gegründet haben soll.“ (s. Monschauer)
Auf Basis dieser Grundlage sind über die Jahrhunderte verschiedenste Versionen entstanden, die die Sage um weitere Wendungen ergänzen, gleichzeitig aber auch jeder belastbaren Grundlage entbehren. Eine der Überlieferungen attestiert etwa der besagten Schwester fehlendes Augenlicht. Diesen Umstand zum Anlass genommen, sollen die Brüder sie angeblich durch eine List um ihr Erbvermögen betrogen haben. Die Auszahlung des Erbes nämlich erfolgte (ursprünglich mit gerechten Ambitionen) aufgrund der schieren Größe des hinterbliebenen Goldschatzes mit Scheffeln. Der Schaufel eines Handfegers nicht unähnlich, besitzt ein Scheffel eine tiefe und eine flache Seite. Während die Brüder beim Hereinstechen des Scheffels in den Goldschatz also die tiefe Seite verwendeten, drehten sie den Scheffel um, wenn ihre Schwester an die Reihe kam. Blind vor Augenlicht und Vertrauen in ihre Brüder befühlte sie lediglich die oberflächliche Seite und hielt den Scheffel für üppig beladen. Auf diese Weise war es möglich, einen Großteil des Vermögens an ihr vorbei in die Taschen der Brüder zu befördern. Doch eines Tages begab es sich, dass die Brüder in einen verbitterten Streit miteinander gerieten, der so heftig war, dass sie voller Hass aufeinander eine Mauer zwischen sich und ihren Burgen errichtet haben sollen, „dass keiner mehr den anderen ins Gehege kommen konnte“ (s. Monschauer). Erst in ihrer Armut wieder vereint - das unrechtmäßig erschlichene Geld war schnell zerronnen - söhnten sich die hasserfüllten Brüder aus. Eines Tages verabredeten sie sich zur Jagd und verständigten sich darauf, dass derjenige, der zuerst aufwachte, den anderen aufwecken möge. Des Fußwegs zur gegenüberliegenden Burg überdrüssig, entschloss der zuerst erwachte Bruder, einen Pfeil in das Zimmer des anderen zu schießen, von dem dieser aufwachen sollte. Doch genau in dem Moment, in dem die Hand die Bogensehne losließ, trat der andere Bruder an sein Zimmerfenster - und der Pfeil traf ihn mitten ins Herz. Des Lebens müde verstarb schließlich auch der zweite Bruder auf einer langen Wanderung. Mittel- und brüderlos fristete die Schwester ihr weiteres Dasein, bis auch sie starb. Mit ihrem Tod ging das Erbe der einst so geschwisterreichen Familie in fremde Hände über.
Dauerausstellung
Eine Dauerausstellung auf Burg Sterrenberg gewährt spannende Einblicke in das ehemalige Aussehen der Burg und das Leben ihrer Bewohnerinnen und Bewohner. Die Ruinen der ursprünglichen Burg, verbunden mit Geschichten zu deren Nutzung, können Sie im Rahmen einer Führung durch die Anlage erleben. Neben einem Restaurant, das nicht nur Raum und Zeit für viele Veranstaltungen bietet, können Sie hier auch feierlich heiraten. In den Kemenaten des Frauenhauses sind freundliche Suiten zur Übernachtung eingerichtet.
Kulturdenkmal
Die Burgruine Sterrenberg wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Rhein-Lahn-Kreis (Stand 19.04.2023, dort S. 44) geführt. Der Eintrag lautet:
„Burg Sterrenberg
mächtiger Bergfried in engem Zwinger innerhalb eines rechteckigen Berings, ausgehendes 12. Jh.; jüngerer palasartiger Bau, sog. 'Frauenhaus'; innere Schildmauer wohl romanisch, äußere Schildmauer 14. Jh.“
(Iris Ketterer-Senger, Philipp Siemens, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, 2023)
Internet
rheinische-geschichte.lvr.de: Burgen am Mittelrhein, von Alexander Thon (Lahnstein) (abgerufen 16.04.2024)
de.wikipedia.org: Burg Sterrenberg (abgerufen 16.04.2024)