Errichtung
Wie alt diese Burg ist und wann sie von wem errichtet wurde, ist heute unbekannt. In der schriftlichen Überlieferung häufen sich jedoch ab den späten 1120er Jahren Indizien für die Existenz einer Burg im Bereich des Schleswiger Hafens. Da auch die frühesten naturwissenschaftlichen Datierungen grob in die Zeit um das Jahr 1100 verweisen, dürfte sie in dieser Zeit errichtet worden sein. Die Initiative dürfte somit von den frühesten Schleswiger Herzögen bzw. Jarlen ausgegangen sein. Seit dem späten 11. Jahrhundert wirkten diese als Stellvertreter der dänischen Könige in Schleswig mit dem Auftrag, die südlichen Grenzen des Reiches zu sichern. Der bedeutendste unter ihnen war der Königssohn Knut Lawart (1096-1131). Im Jahr 1115 wurde er eingesetzt und schuf sich bis zu seinem Tod 1131 einen Machtbereich, der weite Teile des südwestlichen Ostseeraumes umfasste.
In dieser Zeit begann sich auch ohnehin das Phänomen der Burg unter den dänischen Magnaten auszubreiten. Auch von seiner Jugendzeit am sächsischen Hof dürfte Knut die Bedeutung von Burgen als Herrschaftssitze gekannt haben. Es ist also nahliegend, dass auch er seine Macht durch den Bau einer solchen Anlage ausdrückte. Die Spuren dieser ersten Burg liegen heute tief in der Möweninsel verborgen und sind somit kaum wahrnehmbar. Durch archäologische Sondagen ist bekannt, dass es sich bei dieser wahrscheinlich um eine kleine, der Form der Insel folgende Ringwallanlage handelte, die komplett aus Holz, Erde und Soden errichtet worden ist. Nach Süden erstreckte sich womöglich schon damals ein kleines, schwächer befestigtes Vorburgareal entlang der Insel.
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Funktion
Es wird bis heute debattiert, ob diese Burg schon von Beginn als herzogliche Residenz erbaut wurde oder ob sie lediglich befestigter Teil eines im Stadtgebiet gelegenen Königshofes war. Aus der frühen Geschichte ist nur bekannt, dass hier mehrfach hochrangige Gefangene untergebracht wurden und dass sie eine wichtige Rolle für den Schutz und die Organisation des überregionalen Handelsverkehrs hatte. Im ältesten Schleswiger Stadtrecht wird erwähnt, dass ausgeführte Waren bei einem namenlosen castellum verzollt werden sollten. Damit wird sicherlich die Burg auf der Möweninsel gemeint gewesen sein.
Die zweite Bauphase
Die Burg ist nach dem populären Heiligen St. Georg benannt. Erstmals namentlich erwähnt wird sie also solche aber erst in einer Urkunde des dänischen Königs Waldemar II. (1170-1241) aus dem Jahr 1216. Sie könnte also auch erst später diesen Namen erhalten haben. Im frühen 13. Jahrhundert wurde die Burg zudem umfassend ausgebaut und erweitert. Erst jetzt wurde der heute noch sichtbare Hügel aufgeschüttet, auf dem dann ein mächtiger, vermutlich von einer Schild- oder Ringmauer umgebener Backsteinturm errichtet wurde. Dieser dürfte auch in idealisierter Form auf dem ältesten Schleswiger Stadtsiegel abgebildet sein. Auch das südliche Vorburgareal wurde in diesem Zuge weiter ausgebaut. Konkrete bauliche Spuren haben sich hier allerdings nicht erhalten, was auf überwiegend hölzerne Bauten hindeuten dürfte. Auch die jüngst vorgefundenen Spuren von Tuffstein dürften dieser Bauphase angehören.
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Das Ende der Burg
Spätestens mit dieser zweiten Bauphase wird die Jürgensburg nun auch zweifelsfrei als wichtigste herzogliche Residenz gedient haben. Der städtische Königshof wurde nun überflüssig, weshalb er 1234 verkauft und zum Franziskanerkloster umgestaltet wurde. Die neue Burg stieß auf der beengten Möweninsel jedoch schnell an seine Grenzen. Schon 1268 konnte Herzog Erich II. von Schleswig (um 1288-1325) vom Schleswiger Bischof Bonde (Bischof 1265-1282) den weiter westlich gelegenen Hof Klein-Gottorf erwerben, wo er eine neue Burg errichtete - den Vorläufer des heutigen Schlosses Gottorf. Die Jürgensburg verschwindet nun aus Quellen. Schon 1291 wird sie als „alte Burg“ bezeichnet und dürfte damals womöglich schon aufgegeben worden sein.
Nachleben
Doch auch wenn die Spuren der Burg über die Jahrhunderte verschwanden, wurden die Wallanlagen immer wieder genutzt. 1416 landete etwa der dänische König Erik VII. (um 1382-1459) während einer Belagerung Schleswigs mit seinen Truppen auf der Möweninsel. Ende des 16. Jahrhunderts ließ der Gottorfer Herzog Adolf I. (1256-1586) hier ein kleines Fachwerkhaus errichteten, über dessen Hintergrund jedoch nichts gesagt werden kann. In den frühen 1860er Jahren ließ das dänische Militär dann eine kleine Schanze auf dem Hügel errichten, die kurz nach Kriegsende 1864 geschleift wurde. 1868 errichtete man dann anlässlich des Besuchs des preußischen Königs Wilhelms I. (1797-1888) auf der Insel eine Holzburg, wodurch das historische Erbe des Ortes wieder aufgegriffen wurde.
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(Dr. Stefan Magnussen, Abt. für Regionalgeschichte, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 2023)
Vogelschutzgebiet
Die Möweninsel ist Vogelschutzgebiet und darf nicht betreten werden.
Internet
de.wikipedia.org: Möweninsel (abgerufen 29.5.2024)