Winzinger Scheide in Neustadt an der Weinstraße

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Neustadt an der Weinstraße
Kreis(e): Neustadt an der Weinstraße
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 21′ 20,13″ N: 8° 09′ 16,29″ O 49,35559°N: 8,15453°O
Koordinate UTM 32.438.601,60 m: 5.467.330,08 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.438.652,47 m: 5.469.078,00 m
  • Winzinger Scheide in Neustadt an der Weinstraße

    Winzinger Scheide in Neustadt an der Weinstraße

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  • Blick aus Osten auf die Winzinger Scheide

    Blick aus Osten auf die Winzinger Scheide

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    Spitze der Winzinger Scheide

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  • Inschrift von 1745

    Inschrift von 1745

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„Zum besondern Vortheil gereicht die in den Thälern zusammen rinnende, und viele Dörfer berührende Speierbach, welche sich bei Winzingen in zwei nützliche Ströme vertheilet, wovon einer bei der Stadt Speier, der andere aber, die Rehbach genannt, bei dem Dorfe Altripp sich in den Rhein ergieset.“ So beschreibt Johann Goswin Widder in seinem 1786 erschienenen „Versuch einer vollständigen Geographisch-Historischen Beschreibung der Kurfürstl. Pfalz am Rheine“ die Teilung des Speyerbachs an der „Winzinger Scheide“ (Abb 1, 2 und 3).

Wasser von Bach- und Flussläufen diente schon immer zum Transport von Waren und insbesondere zum Betreiben von Mühlen. Am Lauf des Speyerbachs unterhalb von Neustadt lagen im Wesentlichen dem Hochstift Speyer angehörende Dörfer, wie Hanhofen und Dudenhofen, sowie an der Mündung in den Rhein die Reichsstadt Speyer. Der Rehbach versorgte hauptsächlich kurpfälzische oder teilweise kurpfälzische Orte, wie Haßloch und Iggelheim.

Kurpfalz, Hochstift Speyer und die Reichsstadt Speyer waren denn die Parteien, die sich immer wieder um die Aufteilung des Wassers an der Winzinger Scheide stritten. Ein solcher Streit zwischen der Kurpfalz und der Stadt Speyer endete im Jahr 1569 mit der Verlegung großer abgerundeter Steine an der Scheide, um die vereinbarte Wasseraufteilung zu erreichen.

Die Regelung, dass ein Drittel in den Rehbach fließen sollte, während zwei Drittel dem Speyerbach zuzuführen waren, wurde mit einer Inschrift dokumentiert, die etwas über dem Wasserniveau auf der Rehbachseite eingemeißelt wurde. Im oben genannten Werk von Widder ist der Spruch wiedergegeben:

UNS BEYDEN CHUR UND FÜRSTEN / THUT NACH WASSER DÜRSTEN / NICHT NACH UNSEREM MUND / SONDERN DAS DIE MÜLLER / RECHT MAHLEN KUNDT / 1565.

Wie Rehe/Möller ausführen, ist die Datierung ein Lesefehler für 1569.

Damit waren die Streitigkeiten um die Wasserverteilung aber noch nicht ausgestanden. Nach Ansicht der Stadt Speyer war an der Winzinger Scheide ein Rechen angebracht worden, durch den der Wasserzufluss zum Speyerbach vermindert wurde, so dass es zu Beeinträchtigungen beim Holztransport aus dem Neustadter Tal kam. Die entsprechende Beschwerde der Stadt Speyer bei der Kurpfalz aus dem Jahr 1723 wurde im Jahr 1736 vor dem Reichshofrat in Wien verhandelt.

Im Zuge der dort erzielten gütlichen Einigung wurde ein neues Rechenwehr errichtet. Die Spitze dieses Wasserbauwerks aus behauenen Quadersteinen von insgesamt 7,2 m Länge und 1,73 m Höhe wurde 1745 errichtet. Sie ist heute noch zu sehen. Die damals eingemeißelte Inschrift ist ebenfalls noch zu lesen (Abb. 4). Sie lautet:

ALS / CARL THEODOR ZUR PFALZ CHURFÜRST, / FRANZ CHRISTOPH ZU SPEYER BISCHOF UND FÜRST, / DIESER WASSER-SCHAIDT SCHADHAFFT WAR, / WURDE SOLCHES RENOVIRT / WIE ES SICH HAT GEBÜHRT / IM 1745TEN JAHR.

In der Denkmaltopographie wird die Winzinger Scheide als „ein wichtiges wirtschaftsgeschichtliches Zeugnis des in Neustadt über Jahrhunderte hinweg intensiv betriebenen Mühl- und Triftwesens von regionaler Bedeutung“ gewürdigt.

(Dr. Johannes Weingart, Neustadt an der Weinstraße, 2023)

Literatur

Eckardt, Anton (1979)
Die Kunstdenkmäler der Pfalz, I. Stadt und Bezirksamt Neustadt a. H.. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe München 1926. S. 84 ff. S. 126, München/Berlin.
Grünenwald, Lukas (1908)
Alte Inschriften und Grabdenkmäler von Neustadt a. H. und Umgebung. S. 147 f, Speyer.
Rehe, Axel; Möller, Lenelotte (2017)
"Uns beyden Chur und Fürsten thut nach Wasser dürsten". Die Winzinger Wasserscheide. In: Ruprechtiana. Chronik des Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums. Jahresbericht der Studiengenossenschaft, Schuljahr 2016/2017, 97-102, Neustadt an der Weinstraße.
Sauer, Heinrich Maria (o.J.)
Vom Winzinger Wasserscheid. Neustadter Holzflößer und Speyerer Müller im Kampf. In: Stadt- und Dorfanzeiger. Beilage zum Pfälzischen Kurier, Nr. 154 vom 5. Juli 1930, o. O.
Widder, Johann Goswin (1786)
Versuch einer vollständigen Geographisch-Historischen Beschreibung der Kurfürstl. Pfalz am Rheine, Zweiter Theil. 232 und 251 f, Frankfurt und Leipzig.
(2008)
Stadt Neustadt an der Weinstraße. Ortsbezirke Diedesfeld, Duttweiler, Geinsheim, Gimmeldingen, Haardt, Hambach, Königsbach, Lachen-Speyerdorf, Mußbach. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 19.2, Worms.

Winzinger Scheide in Neustadt an der Weinstraße

Schlagwörter
Ort
67433 Neustadt an der Weinstraße
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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Dr. Johannes Weingart: „Winzinger Scheide in Neustadt an der Weinstraße”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345618 (Abgerufen: 21. März 2025)
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