Ein jüdischer Friedhof wird erstmals 1409 genannt. Seine Lage wie die der Synagoge ist nicht bekannt. Nennungen jüdischer Namen gibt es aus den Jahren 1308, 1333, 1339, 1352 und 1355. In der Abfolge von Pogromen, Landesverweisungen und Judenordnungen finden wir erst 1671 wieder einen gesicherten Beleg für die Anwesenheit von Juden in Münstermaifeld. Ein Jude Koppel hatte das heutige Haus Bornstraße 3 (s. Abbildung 2 in der Mediengalerie) erworben und darin einen Betraum eingerichtet, der von der Gemeinde bis 1886 genutzt wurde. Dies ist die erste topographische Angabe zur Lage eines jüdischen Hauses in Münstermaifeld. Ein weiterer Beleg für eine organisierte jüdische Gemeinschaft ist 1710 ihre Beteiligung an den Kosten der Reparatur der städtischen Brunnenanlage.
Jüdische Geschichte ab dem 19. Jahrhundert
Mit der Annahme fester Familiennamen im Jahre 1808 können wir das Schicksal der Familien Bender, Diewald, Kaufmann, Marx, Oster über 130 Jahre bis zur Vernichtung jüdischen Lebens in der Zeit des Nationalsozialismus in Münstermaifeld begleiten. Die Zahl der jüdischen Einwohner schwankte bis zum Beginn der Verfolgungen 1933 zwischen 60 und 80 Mitgliedern der Gemeinde. Gegen heftigen Widerstand aus Mayen gelang es 1863 die Anerkennung einer selbständigen Synagogengemeinde Münstermaifeld durchzusetzen. Der Erhalt des Minjan war dem Zuzug jüdischer Familien aus dem benachbarten Wierschem zu verdanken, dessen Gemeinde sich 1864 auflöste. Zusammen mit Gappenach, Mertloch, Naunheim, Pillig, Polch, Wierschem, wurde 1868 der neue Friedhof bei Mertloch eingeweiht, der den Friedhof im Eltzer Wald ablöste.
Die neue Synagoge wird 1886 eingeweiht Die Gemeinden, die den Friedhof gemeinsam nutzten, gründeten 1894 einen Wohltätigkeitsverein. Am 10. November 1938 wurde die Synagoge bis auf die Außenmauern zerstört. Flucht Vertreibung und Deportation in die Vernichtungslager hatten am 27. Juli 1942 mit dem Transport der letzten 5 jüdischen Frauen aus dem Judenhaus in der „Schweiz 4“ das Zusammenleben von Juden und Christen in der Stadt gewaltsam beendet. Die jüdischen Familien konnten sich bis 1933 in nachbarschaftlicher Verbundenheit und mit der Teilnahme am öffentlichen Leben der Stadt als Mitbürger verstehen, die, in Münstermaifeld zu Hause waren.
Nachkriegszeit bis heute
Die Ruine der Synagoge blieb nach 1945, zunächst verwahrlost, dann als Mauerwerk gesichert, ein Zeugnis der Verbrechen an den jüdischen Bürgern der Stadt. Die von Efeu überwucherten Mauern sollten Mahnung sein, so die Hoffnung derer, die sich für den Erhalt als Ruine einsetzten. Doch aus Gewohnheit wird leicht Achtlosigkeit. Als vor 25 Jahren Fremdenhass und Gewaltbereitschaft wieder Minderheiten bedrohten, waren es Schüler und Lehrer des Kurfürst Balduin Gymnasiums, die sich für einen Wiederaufbau einsetzten. Es sollte ein Ort entstehen, an dem die Erinnerung und Mahnung auf Gegenwart und Zukunft gerichtet ist. Dieser Idee folgend wurde 1997 ein Förderverein gegründet, dem über 15 Jahre mit großzügiger Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz der Wiederaufbau gelang. Seitdem ist die ehemalige Synagoge eine Stätte der Mahnung und ein Forum vielfacher Begegnung in Zusammenarbeit mit den Schulen, den Kirchen, der jüdischen Kultusgemeinde Koblenz und der Stadt Münstermaifeld. Dem dienen eine Dauerausstellung (s. Abbildung Nr. 6 in der Mediengalerie), regelmäßige Führungen in der Synagoge und Stadtführungen zu ihrer jüdischen Geschichte, Lesungen Vorträge, Konzerte. Besonders wichtig ist uns der Kontakt mit den Nachfahren ermordeter oder geflohener Juden aus Münstermaifeld über Besuche und Anfragen, sowie der Austausch mit der jüdischen Kultusgemeinde Koblenz beim Gedenken an den 9. November 1938 (Bild 7), beim Verlegen von Stolpersteinen (Bild 8, 9) und in der Nutzung der Synagoge für jüdische Festlichkeiten wie 2022, als nach 85 Jahren wieder das Lichterfest (Bild 10) gefeiert wurde.
Kulturdenkmal
Zur Synagoge in Münstermaifeld findet sich ein Eintrag im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Mayen-Koblenz (Stand Juni 2023).
„Die wiederaufgebaute Synagoge ist ein typischer Vertreter des Mischstils: Mit den fialenartigen Bekrönungen, mit der angedeuteten Apsis und dem Rosenfenster orientiert sich das Gebäude am christlichen Kirchenbau der Zeit. Die Hufeisenbogenfenster folgen dem maurischen Stil.“
(Wolfgang Fuhrmann, Münstermaifeld, 2023)
Internet
Homepage des Fördervereins der Synagoge Münstermaifeld
Seite der Stadtführer Münstermaifelds