Flurnamen sind in der Regel sprechende Namen, die eine Bedeutung transportieren. So verhält es sich auch mit der in der Südostecke der Gemarkung Boppard liegenden Hinteren Dick. Abgeleitet aus dem mittelhochdeutschen „dicke“ (Dickicht, Dickung) und versehen mit dem Bestimmungswort „hintere“ verweist der Name auf die abgelegene, weit entfernte und lange Zeit bewaldete Region hinter dem heutigen Ortsteil Boppard-Buchenau.
Ab 1864 wurde der dortige Wald zum Teil gerodet und in Ackerland und Streuobstwiesen umgewandelt. Das dort im gleichen Jahr errichtete Forsthaus Buchenau bekam folgerichtig den Namen „Forsthaus Hinderdickt“, bis es 1867/68 seinen jetzigen Namen erhielt. Danach veränderte sich die Landschaft durch Vernachlässigung mehr und mehr. Von Ackerland ist nichts mehr zu sehen, die ehemaligen Streuobstwiesen blieben sich weitgehend selbst überlassen und wurden zunehmend zu einer mit Gehölzen und Sträuchern überwachsenen und wenig einladenden Region, die nicht mehr landwirtschaftlich genutzt wurde.
Erst seit der Jahrhundertwende laufen Maßnahmen, die Hintere Dick wieder stärker als Kulturlandschaft zu behandeln. 1998 wurde das Gebiet als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Landschaftspflege bestand aus umfangreichen Rodungsarbeiten, um an die frühere Nutzung anzuknüpfen und den Charakter als Streuobstwiesen wiederherzustellen. Die Wanderer erwarten nun weite Blickachsen, bis hin zu den Burgen der „Feindlichen Brüder“ auf der gegenüberliegenden Rheinseite. Weidetiere (Kühe und Schafe) zur Offenhaltung der Kultur- und Naturlandschaft beleben den Blick und erfüllen zugleich eine wichtige Aufgabe im Sinne des Landschaftsschutzes. Die Ambitionen gehen aber weiter: Durch die konsequente Entbuschung und Freihaltung des Geländes zu einer halboffenen und offenen Landschaft ist ein Refugium für seltene Tiere (Insekten, Vögel) und Pflanzen (Orchideen-Arten) geschaffen und damit auch ein Programm zur Erhaltung der Artenvielfalt ins Leben gerufen worden. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt (2023) ist eine hohe Artenvielfalt an Insekten (bis zu 5000) und Vögeln, die als Nahrungsquelle auf Insekten angewiesen sind, im Naturschutzgebiet Hintere Dick wissenschaftlich nachgewiesen worden.
(Geschichtsverein für Mittelrhein und Vorderhunsrück, 2023)
Quelle
Wochenzeitung Rund um Boppard (2023), Offenland für Artenvielfalt, Nr. 22, 2. Juni 2023, 69. Jahrgang, S.5-7 (Bericht Ralf Hübner).
Internet
berichte.naturschutz.rlp.de: Objektreport Biotop BT-5711-0328-2008 (abgerufen 14.02.2024)