Wasserturn in Gizycko (Lötzen) (Polen)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Architekturgeschichte, Kulturlandschaftspflege, Museen
Gemeinde(n):
Koordinate WGS84 54° 02′ 11,2″ N: 21° 46′ 45,61″ O 54,03644°N: 21,77934°O
Koordinate UTM 34.551.039,99 m: 5.987.857,50 m
Koordinate Gauss/Krüger 7.551.255,98 m: 5.989.798,64 m
  • Wasserturm in Lötzen (2023)

    Wasserturm in Lötzen (2023)

    Copyright-Hinweis:
    Karl Peter Wiemer / CC BY 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Karl Peter Wiemer
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Wasserturm in Lötzen (2023)

    Wasserturm in Lötzen (2023)

    Copyright-Hinweis:
    Karl Peter Wiemer / CC BY 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Karl Peter Wiemer
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Wasserturm in Lötzen (2023)

    Wasserturm in Lötzen (2023)

    Copyright-Hinweis:
    Karl Peter Wiemer / CC BY 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Karl Peter Wiemer
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Der ehemalige Wasserturm in Lötzen, dem heutigen Gizycko an der Masurischen Seenplatte in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren, ist ein imposantes Relikt der preußischen Ingenieurskunst des späten 19. Jahrhunderts. Erbaut 1899/1900 im neugotischen Stil aus Backstein, unter Beteiligung des Aachener Hochschullehrers Otto Intze, diente der Turm ursprünglich der zentralen Wasserversorgung der ostpreußischen Stadt. Das Bauwerk war Teil der Modernisierungswelle unter Kaiser Wilhelm II., die auch abgelegene Regionen Ostpreußens mit zeitgemäßer Technik versorgen sollte. Mit einer Höhe von 25 Metern verkörperte der Turm sowohl funktionale Zweckmäßigkeit als auch ästhetische Ambitionen der damaligen Zeit.

Technisch war der Turm mit einem Zinkblechwasserbehälter ausgestattet, der bis zu 200 Kubikmeter Wasser fasste und durch Dampfpumpen aus dem nahen Mauersee gespeist wurde. Diese Innovation ermöglichte erstmals eine flächendeckende Versorgung der wachsenden Bevölkerung Lötzens, das damals als Garnisonsstadt (Festung Boyen) und Knotenpunkt der masurischen Seenplatte an Bedeutung gewann.

Historisch überstand der Wasserturm die Wirren beider Weltkriege. Während des Ersten Weltkriegs lag Lötzen im Zentrum der Kämpfe zwischen deutschen und russischen Truppen, blieb jedoch weitgehend verschont. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt 1945 während der Schlacht um Ostpreußen schwer beschädigt, doch der Turm blieb als eines der wenigen intakten Bauwerke erhalten. Nach 1945, als die Region unter polnische Verwaltung gestellt wurde, konnte die Funktion des Wasserturm bis 1996 aufrecht erhalten werden. Eine umfassende Sanierung erfolgte nach Besitzerwechsel ab 2003, finanziert durch EU-Fördermittel und lokale Initiativen. Dabei wurde der Turm nicht nur konserviert, sondern auch für eine neue Nutzung adaptiert.

Heute dient der ehemalige Wasserturm als kultureller Veranstaltungsort und Touristenmagnet. Im Inneren führt eine schmale Treppe über 129 Stufen zu einer Aussichtsplattform unterhalb des ehemaligen Behälters, von wo sich ein spektakulärer Panoramablick über die masurische Seenlandschaft, den den großen Löwentinsee und die Stadt Gizycko bietet. Eine kleine Dauerausstellung dokumentiert die Geschichte der Wasserversorgung, die preußische Militärpräsenz in Lötzen und die Zerstörungen des 20. Jahrhunderts. Architektonisch vereint der Turm backsteinexpressionistische Elemente mit funktionalem Charme: Die schlanken Rundbogenfenster, der zinnenartige Kranz und die gemusterte Ziegelornamentik erinnern an mittelalterliche Wehrtürme, während die robuste Konstruktion des Tanks die industrielle Pragmatik der Kaiserzeit widerspiegelt.

Die heutige Nutzung als Museum und Aussichtspunkt macht den Turm zu einem Symbol des gelungenen Brückenschlags zwischen deutscher Vergangenheit und polnischer Gegenwart.

(Karl Peter Wiemer, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2025)

Internet
www.wieza-gizycko.pl: Geschichte - Der Wasserturm (abgerufen 25.04.2025)
www.archiv.rwth-aachen.de: Otto Intze (1843-1904) (abgerufen 25.04.2025)

Quelle
Flyer: „Wasserturm Lötzen“

Literatur

Kossert, Andreas (2008)
Masuren. Ostpreußens vergessener Süden. München.
Micklitza, André (2019)
Masuren. mit Marienburg, Danzig und Thorn. Berlin.

Wasserturn in Gizycko (Lötzen) (Polen)

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Warszawska Str. 37
Ort
Gizycko (Lötzen) / Polen
Fachsicht(en)
Architekturgeschichte, Kulturlandschaftspflege, Museen
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1900

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY-NC-SA 4.0 (Namensnennung, nicht kommerziell, Weitergabe unter gleichen Bedingungen). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Karl Peter Wiemer: „Wasserturn in Gizycko (Lötzen) (Polen)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345532 (Abgerufen: 12. Mai 2025)
Seitenanfang