Vellerhof bei Schlossthal

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Blankenheim (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 23′ 39,73″ N: 6° 42′ 8,9″ O 50,39437°N: 6,70247°O
Koordinate UTM 32.336.701,86 m: 5.585.003,07 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.549.994,89 m: 5.584.511,16 m
  • Herrenhaus des Vellerhofs mit davor liegendem Eingangsbereich (2014)

    Herrenhaus des Vellerhofs mit davor liegendem Eingangsbereich (2014)

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  • Kapelle St. Antonius am Vellerhof (2014)

    Kapelle St. Antonius am Vellerhof (2014)

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  • Teich am Vellerhof (2014)

    Teich am Vellerhof (2014)

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  • Tal am Vellerhof 2021

    Tal am Vellerhof 2021

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Der heute als Vellerhof bzw. Clemens-Josef-Haus bezeichnete Gebäudekomplex geht zurück auf eine große, mittellalterliche vierflügelige Hofanlage, die erstmals im Jahr 1122 in der Chronik von Blankenheim erwähnt wird (Groten u.a. 2006). Im Jahr 1457 ist der Verkauf des Gutes von Wilhelm von Hochstaden an die Grafen von Blankenheim (Graf Gerhard VIII. von Blankenheim) dokumentiert (ebd., S. 118). Dieses Grafengeschlecht war bis Ende des 18. Jahrhunderts eines der mächtigsten Adelsgeschlechter der Eifel.
1547 lautete die Bezeichnung Hof zu Vellen, 1614 Velderhof. Die Namensherleitung bedeutet Hof in oder mit Feldern. Der Standort wurde bereits in römischer Zeit genutzt, wie archäologische Funde belegen (Schiffer 1999, S. 156).
Das barocke Herrenhaus stammt aus der zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das zweigeschossige, aus (verputztem) Bruchstein errichtete Haus mit Sprossenfenstern, Gauben und hohem Mansardwalmdach prägt dabei daa gesamte Ensemble des Vellerhofs. 1928 erhielt es in barockisierender Form und auf hohem Sockel einen dreigeschossigen Anbau mit Kapellenerker (Kapelle zum Heiligen Albertus Magnus). Die Wirtschaftsgebäude sind jüngeren Datums.
An der Hauptzufahrt wurde 1888 auf älteren Fundamenten aus verputztem Bruchstein die Antoniuskapelle errichtet. Innenausbau, Eingang und Fenster sind modern.

Unterhalb südlich des Herrenhauses befindet sich ein Teich. Er wird durch eine historische Bachfassung gespeist aus einer wenig westlich des Herrenhauses gelegenen Quellmulde. Vermutlich hatte der Teich früher die Funktion eines Mühlenteiches. Denn weiter unterhalb, dem Teichabfluss folgend, befanden sich auf der orographisch rechten Bachseite noch bis zum Zweiten Weltkrieg zwei Wassermühlen, die in der preußischen Uraufnahme (1836-1850) bereits verzeichnet sind. Von diesen ist heute nichts mehr erhalten. Eine Mühle stand ungefähr auf Höhe eines Wegekreuzes, dessen Standort schon in der preußischen Neuaufnahme dokumentiert ist.
Unweit der Stelle, wo der Bach in den umzäunten Bereich um den Teich eintritt, befindet sich neben dem Eingangstor im Zaun ein Bildstock von 1825. Folgt man dem Wirtschaftsweg Richtung Süden, stößt man kurz darauf auf einen historischen Turmtrafo als Zeugnis der Elektrifizierung des Vellerhofs. Heute steht ein moderner Stromverteiler gegenüber und veranschaulicht die technische Weiterentwicklung. Der alte Turmtrafo hingegen übernimmt heute naturschutzfachliche Funktionen als Nistplatz.

Nach vielen Besitzwechseln (vgl. Schiffer 1999, S. 156) ist seit 1927 der Vellerhof eine Einrichtung des „Rheinischen Vereins für Katholische Arbeiterkolonien e.V.“, der sich für heimatlose hilfsbedürftige Menschen engagiert. Im Zuge dieses Besitzwechsels erfolgte die Umbenennung nach dem damaligen Vorsitzenden des Vereins, Clemens-Josef Adams, in Clemens-Josef-Haus. Lange Jahre wurde das Haus durch die katholische Ordensgemeinschaft der Franziskaner geleitet.
In der Zeit des Nationalsozialismus befand sich auf dem Gelände des Vellerhofes ein Zwangsarbeiterlager.

Kulturhistorische Bedeutung:
Trotz umfangreicher baulicher Veränderungen bzw. Ergänzungen ist der Vellerhof mit seiner wechselvollen Geschichte aus kulturlandschaftlicher Fachsicht zeugnishaft für die Territorialgeschichte im Raum Blankenheim. Es besteht weiterhin eine gute Ablesbarkeit historischer Funktionen und Funktionszusammenhänge, nicht zuletzt durch die landwirtschaftliche Nutzungskontinuität und den baulichen Erhaltungszustand im Kernbestand.

(Martina Gelhar, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2023)

Literatur

Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) 118, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Schiffer, Hans Peter (1999)
Kapelle zum hl. Albertus Magnus in Vellerhof. (Ahrdorf, Ahrhütte, Alendorf, Blankenheim, Blankenheimerdorf, Dollendorf, Freilingen, Hülchrath, Hüngersdorf, Lommersdorf, Mühlheim, Nonnenbach, Reetz, Ripsdorf, Rohr, Schloßthal, Uedelhoven, Vellerhof, Waldorf). In: Kirchen und Kapellen in der Gemeinde Blankenheim. Geschichte - Bauart - Ausstattung, S. 156-161. Kall.

Vellerhof bei Schlossthal

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Vellerhof 1
Ort
53945 Blankenheim - Schloßthal / Deutschland
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1122

Empfohlene Zitierweise

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Martina Gelhar (2023): „Vellerhof bei Schlossthal”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345489 (Abgerufen: 13. Mai 2024)
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