Naturschutzgebiet Mehlinger Heide

NSG-7300-205

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde, Naturschutz
Gemeinde(n): Mehlingen
Kreis(e): Kaiserslautern
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 29′ 7,74″ N: 7° 49′ 38,44″ O 49,48548°N: 7,82734°O
Koordinate UTM 32.415.066,56 m: 5.482.087,61 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.415.107,97 m: 5.483.841,30 m
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Etwa 10 Kilometer nordöstlich von Kaiserslautern findet sich eine einmalige Landschaft, wie man sie von den Küstengegenden Norddeutschlands kennt, nicht aber mitten in der Pfalz vermutet: Mit rund 125 Hektar die größte Zwergstrauchheide in Rheinland-Pfalz. Innerhalb Deutschlands Süden handelt es sich immerhin um die drittgrößte Heidelandschaft. Diese Heide ist das Herzstück des rund 400 Hektar großen Naturschutzgebietes „Mehlinger Heide“.
Sie wird von der Autobahn A 63 und der Landesstraße L 401 durchschnitten, so dass es zwei Teilbereiche gibt: südlich der Landesstraße den „Kleinen Fröhnerhof“ und nördlich den „Großen Fröhnerhof“, der die eigentliche Heidelandschaft beherbergt.

Ein Stück Natur aus Menschenhand
Keineswegs handelt es sich hierbei um eine Naturlandschaft, denn von Natur aus, würde auch diese Landschaft, wie die meisten anderen in Deutschland auch, eine geschlossene Walddecke aufweisen. Wir haben also eine Kulturlandschaft vor uns. Im Unterschied zu den Heidegebieten Norddeutschlandes entstand die Mehlinger Heide aber nicht infolge einer jahrhundertlangen Heidebauernwirtschaft. Sie ist vielmehr Resultat militärischer Nutzung. Diese reicht zurück bis ins Jahr 1912. Damals erwarb der Freistaat Bayern zunächst nur den „Kleinen Fröhnerhof“, um hier einen Exerzierplatz einzurichten. 1937 wurde der „Große Fröhnerhof“ zur Erweiterung des Platzes hinzugezogen. So wurde also der ursprünglich vorhandene Wald sukzessive gerodet und es entstand eine offene Landschaft.
Nach dem Krieg ging der Truppenübungsplatz an die Franzosen über. Diese nutzten ihn unter dem Namen „Fröhnerhof“ bis 1992.
Vereinfacht ausgedrückt waren es also die Panzerketten und nicht die Heidschnucken, die die großflächige Heidelandschaft entstehen ließen.
Nach Aufgabe der militärischen Nutzung war zunächst eine Betretung durch die starke Blindgängerbelastung kaum möglich. Erst 1998 wurde ein Großteil der Flächen entmunitioniert und so für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zugleich konnte der Naturschutz erst ab diesem Zeitpunkt mit der Pflege und Entwicklung des wertvollen Gebietes beginnen.
2001 erfolgte dann die Unterschutzstellung als Naturschutzgebiet „Mehlinger Heide“. 2005 folgte die Benennung zum europäischen Schutzgebiet, genau genommen sowohl zum sogenannten Fauna-Flora-Habitat-, als auch zum europäischen Vogelschutzgebiet. Auch dies macht die herausragende Bedeutung des Gebietes für den Naturschutz deutlich.

Nur in der Armut blühen sie auf
Wer vom sogenannten „Feldherrnhügel oder der Höhe 325“, der höchsten Erhebung, im Spätsommer über die Blütenmeer der Heide blickt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit an die berühmte Lüneburger Heide im Norden Deutschlands erinnert. Hier wie dort gilt, dass Zwergstrauchheiden hinsichtlich ihrer Nährstoffverhältnisse Mangelstandorte sind. Die Pflanzengesellschaft um die dominierende Sommerheide (botanisch: Calluna vulgaris) setzt sich aus regelrechten Hungerkünstlern zusammen, die darauf spezialisiert sind, rohe Sandböden zu besiedeln.
Daher zielen die Pflegemaßnahmen im wesentlichen darauf ab, diese nährstoffarmen Verhältnisse zu erhalten. So kommen hier Maßnahmen bzw. Maschinen zum Einsatz, die man sonst in der Pfalz nicht zu Gesicht bekommt. Mit dem „Plaggen“ und „Schoppern“ wird die überalterte Heidevegetation, ein Teil der Bodenauflage und damit eine erhebliche Menge des Nährstoffvorrates gänzlich entfernt. Was auf den ersten Blick vielleicht nach Zerstörung oder Verwüstung aussehen mag, ist für die dauerhafte Erhaltung unerläßlich: die Heidebestände auf diesen Flächen können sich von Grunde auf erneuern bzw. verjüngen.
Weitere Pflegemaßnahmen sind die Beweidung mit einer gemischten Herde aus Heidschnucken und Dorperschafen sowie die Entbuschung. Außerdem gab es bereits erste Versuche mit dem Brennen.

Stiftung Mehlinger Heide
Die Durchführung dieser Maßnahmen auf so großer Fläche stellt natürlich auch finanziell eine Herausforderung dar. Die beteiligten Naturschutzbehörden und die Landesstraßenverwaltung, die für einen Teil der Flächen als Ausgleichsflächen für den Bau der A 63 zuständig ist, haben 2004 dabei wertvolle Unterstützung erhalten. Im diesem Jahr gelang die Gründung der „Stiftung Mehlinger Heide“. Das Stiftungskapital ist inzwischen (Stand August 2023) auf über 800.000 Euro angewachsen. Die Erträge aus diesem Kapital ermöglichen die dauerhafte Pflege von inzwischen knapp 60 Heidelandschaft, so dass man uneingeschränkt von einem Erfolgsmodell sprechen kann, das zwischenzeitlich in Rheinland-Pfalz bereits mehrfach Nachahmung gefunden hat.

(Andreas Dein, Kreisverwaltung Kaiserslautern, Untere Naturschutzbehörde, 2023)

Das Naturschutzgebiet Mehlinger Heide war KuLaDig-Objekt des Monats im Juli 2024.

Internet
naturschutz.rlp.de: Rechtsverordnung über das Naturschutzgebiet Mehlinger Heide Landkreis Kaiserslautern vom 13. Dezember 2001 (abgerufen 02.06.2023)

Naturschutzgebiet Mehlinger Heide

Schlagwörter
Ort
Mehlingen
Fachsicht(en)
Landeskunde, Naturschutz
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Vor Ort Dokumentation

Empfohlene Zitierweise

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Andreas Dein: „Naturschutzgebiet Mehlinger Heide”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345436 (Abgerufen: 5. Dezember 2024)
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