Die Fuggerei wurde im Jahr 1516 von Jakob Fugger dem Reichen gestiftet, um bedürftigen Bürgern ein bezahlbares Zuhause zu bieten. Die Vision war, eine Gemeinschaft zu schaffen, in der Menschen, unabhängig von ihrem sozialen Status oder ihrer finanziellen Situation, eine sichere Unterkunft finden konnten. Die Fuggerei sollte nicht nur ein Wohnort sein, sondern auch ein Ort der sozialen Fürsorge und Gemeinschaft. Die Architektur der Fuggerei ist von besonderer Bedeutung. Die Siedlung besteht aus 67 kleinen Häusern, die in einem malerischen Ensemble angeordnet sind. Jedes Haus hat eine identische Struktur mit zwei Stockwerken und einem kleinen Garten. Die Architektur spiegelt die einfache Lebensweise wider, die den Bewohnern hier geboten wurde. Der Grundriss der Siedlung ist angelegt wie ein kleines Dorf, und die Häuser sind um kleine Straßen und Gassen gruppiert.
Ein charakteristisches Merkmal der Fuggerei ist ihre soziale Regelung, die seit ihrer Gründung bis heute nahezu unverändert geblieben ist. Die Miete für ein Haus in der Fuggerei beträgt nach wie vor nur einen Rheinischen Gulden pro Jahr, was symbolisch ist und darauf abzielt, dass die Bewohner einen Beitrag leisten können, auch wenn er sehr gering ist. Diese Tradition zeigt das kontinuierliche Engagement für die ursprüngliche Idee der sozialen Fürsorge. Eine weitere wichtige Regel der Fuggerei ist das tägliche Gebet für die Familie Fugger, insbesondere für die Gründer Jakob und Anton Fugger. Diese Tradition hat eine spirituelle Komponente in die Siedlung eingeführt und betont die Dankbarkeit der Bewohner für das Wohltätigkeitswerk der Fugger. Die Fuggerei hat im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Herausforderungen überstanden, darunter Kriege und wirtschaftliche Unsicherheiten, und ist dennoch als intakte Sozialsiedlung bis heute erhalten geblieben.
Heutzutage können Besucher die Fuggerei erkunden und in die Geschichte dieser bemerkenswerten Sozialsiedlung eintauchen. Die Häuser sind möbliert und vermitteln einen Eindruck davon, wie die Bewohner im Laufe der Jahrhunderte gelebt haben. Die Gassen und kleinen Plätze der Siedlung strahlen eine ruhige Atmosphäre aus.
Insgesamt repräsentiert die Fuggerei in Augsburg eine bemerkenswerte Kombination aus sozialem Engagement, philanthropischer Architektur und einer lebendigen Geschichte. Sie ist ein historisches Denkmal und gleichzeitig ein Beispiel dafür, wie soziale Verantwortung und gemeinnützige Ideale durch die Jahrhunderte funktionierend weitergetragen werden können. Die Fuggerei bleibt so ein architektonisches Juwel und ein Symbol für die fortwährende Bedeutung von Wohltätigkeit und sozialem Zusammenhalt in der Gesellschaft.
(Karl Peter Wiemer, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2024)
Internet
- www.fugger.de: Fuggersche Stiftungen (abgerufen 05.08.2024)
- www1.wdr.de: Die Fuggerei – Sozialbausiedlung seit 500 Jahren - Planet Wissen 10.05.2024, verfügbar bis 08.09.2026 (abgerufen 05.08.2024)
- www.dw.com: Fuggerei: Die älteste Sozialsiedlung der Welt (abgerufen 05.08.2024)
- www.youtube.com: Augsburg: Leben in der Fuggerei - tagesthemen mittendrin (abgerufen 05.08.2024)