Ehemalige Volksschule in Weisel

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Weisel
Kreis(e): Rhein-Lahn-Kreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 07′ 0,54″ N: 7° 47′ 53,6″ O 50,11682°N: 7,79822°O
Koordinate UTM 32.414.082,02 m: 5.552.310,53 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.414.122,73 m: 5.554.091,95 m
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    Ehemalige Volksschule in Weisel

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    Forschungsgruppe Weiseler Geschichte(n)
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  • Kindergarten in Weisel

    Kindergarten in Weisel

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Von 1957 bis 1959 erbaute die Gemeinde Weisel aus eigenen Mitteln vor der Turnhalle am damaligen Dorfrand eine neue Volksschule, nachdem der alte Bau in der Altpforter-Straße moderneren Anforderungen nicht mehr genügte. Sie wurde am 8. März 1959 feierlich eingeweiht.
Im Foyer des neuen Gebäudes befand sich ein von dem Bildhauer Otto Dressler aus St. Goarshausen entworfener Trinkbrunnen und ein Wandgemälde, das den Ritter Wisilo darstellen sollte. Es musste allerdings nach kurzer Zeit wieder übermalt werden, weil die Kinder sich davor fürchteten. Die Räumlichkeiten des neuen Schulhauses umfassten drei Klassenzimmer, einen Lehrmittelraum, ein Lehrerzimmer und einen Raum für die Schul- und Gemeindebücherei. In einem Seitenflügel Richtung Sportplatz neben einem der beiden Eingänge waren die Schultoiletten untergebracht, die über eine überdachte Vorhalle erreichbar waren. Im Keller des neuen Schulgebäudes waren außerdem ein Werkraum, eine Lehrküche mit Vorratsraum und Vorratskammer, ein Geräteabstellraum sowie ein öffentliches Gemeindebad mit Umkleideraum und Gemeinschaftsduschraum mit „Brauseanlage“ geplant. Abgesehen vom Werkraum wurden diese Planungen aber niemals umgesetzt. Geheizt wurde das Gebäude mit einer damals neu entwickelten Nachtspeicherheizung. Die Fassade zierte auf der Stirnseite ein weiteres Werk des Künstlers Otto Dressler. Es ist eine Figurengruppe auf Putz mit Metall umrahmt, damals als „Sgrafitto“ bezeichnet, die verschiedene Berufsgruppen - Bauer, Bergmann und Handelsmann - darstellt. Der neue, großzügig angelegte Schulhof wurde von der Schule, dem Sportplatz, der Turnhalle und den angrenzenden Straßen und Gärten begrenzt. Auf Grund einer Vereinbarung zwischen der Gemeinde und dem Turnverein durfte die Schule die vereinseigenen Sportstätten nutzen.

Ursprünglich war die Schule für 130 Schüler geplant, wobei zwei bis drei Jahrgänge in einem Raum unterrichtet wurden. Aber bereits im Oktober 1959 war absehbar, dass im neuen Schuljahr schon 160 Kinder die Schule besuchen würden. Dies erforderte eine vierte Lehrkraft und einen vierten Klassenraum. Ursprünglich war beim Schulhausneubau ein vierter Raum bereits geplant gewesen und sollte in einem zweiten Bauabschnitt erstellt werden. Die Finanzlage der Gemeinde ließ es aber nicht zu, diese Pläne zu verwirklichen. Man entschied sich daher im Jahr 1960, einen Kellerraum, der ursprünglich als „Speiseraum“ vorgesehen war, zum Klassenraum umzugestalten. Wegen fehlender Anschlüsse musste er mit einem Ofen beheizt werden. Tageslicht fiel nur über schmale Fenster in Deckenhöhe in das neue Klassenzimmer. Nachdem sich die Schülerzahlen wieder verringert hatten, wurde dieser Raum wieder anders genutzt.
Die neue Schule, auf die die Gemeinde sehr stolz war, hatte nur wenige Jahre Bestand, da man schon in den 1960er Jahren damit begann, die Zwergschulen in den Dörfern allmählich aufzulösen und in regionale Schulzentren zu überführen. Grundlage dafür war das „Hamburger Abkommen“ von 1964, in dem die Ministerpräsidenten der Bundesländer vereinbarten, das deutsche Schulsystem zu vereinheitlichen. Die achtklassige Volksschule wurde abgeschafft und durch die vierklassige Grundschule und die fünfklassige Hauptschule als Regelschule ersetzt. Bereits 1967 besuchten daher zunächst die Klassenstufen 7-9, später dann auch die Klassenstufen 5-6 der Weiseler Volksschule die neue Mittelpunktschule, die vorübergehend in St. Goarshausen in der Dolkstraße 3 im späteren Gebäude der Verbandsgemeindeverwaltung Loreley untergebracht war. Um die Schülerinnen und Schüler dorthin zu bringen, wurden erstmals Schulbusse eingesetzt. Nachdem 1971 vom Schulzweckverband (Vorgänger der Verbandsgemeinde Loreley) ein neues Schulzentrum mit Grund- und Hauptschule in St. Goarshausen, Ortsteil Heide erbaut worden war (heute Loreleyschule, Grund- und Realschule plus) wurden ab dem 01.08.1972 auch die Weiseler Grundschüler dorthin gebracht. Damit war das Ende des Weiseler Schulwesens besiegelt.

Für den Kindergarten war die Schulschließung allerdings ein Glücksfall, denn nun ergab sich die Möglichkeit, aus den beengten Räumlichkeiten in der Turnhalle in moderne und den pädagogischen Erfordernissen besser entsprechende Räumlichkeiten umziehen zu können. Allerdings dauerte der Umbau des alten Schulgebäudes noch bis 1974. Im Mai 1974 konnte der Kindergarten endlich in die neu gestalteten Räume umziehen.

(Dr. Margit Göttert, Forschungsgruppe Weiseler Geschichte(n), Weisel, 2023)

Literatur

Forschungsgruppe Weiseler Geschichte(n) (2017)
Das Dorf Weisel. Öffentliche Gebäude und öffentliches Leben. S. 302-319, Weisel.

Ehemalige Volksschule in Weisel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Schulstraße 1
Ort
56348 Weisel
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Dr. Margit Göttert: „Ehemalige Volksschule in Weisel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-344958 (Abgerufen: 25. März 2025)
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