Die Zimmer des zweistöckigen Gebäudes mit seinem mächtigen Dachgeschoss wurden mit einem Stockmaß von 3,20 m versehen, so dass das ganze Gebäude im Vergleich zu den übrigen Häusern im Dorf durchaus repräsentativen Charakter besaß. Im Erdgeschoss waren die Amtsräume des evangelischen Pfarrers untergebracht, im ersten Stock und im Dachgeschoss befanden sich die Wohnräume. Das Dach des Pfarrhauses verfügte ursprünglich über einen Zwiebelturm im vorderen linken Gebäudeteil, der 1964 abgebaut wurde. Danach wurde das Dach begradigt. Erst nach dem Bau des Pfarrhauses wurden in Weisel ein Wasserleitungsnetz und elektrische Leitungen verlegt, so dass erst 1925 ein Badezimmer und erst 1951 ein Wasserklosett eingebaut wurden. Das Pfarrhaus war aber das Haus im Dorf, in dem als erstes am 12. November 1914 elektrisches Licht brannte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Flüchtlingsfamilien in der Dachwohnung im Pfarrhaus einquartiert und zeitweise auch die Leiterin des Kindergartens.
Die Vorgängerbauten des jetzigen Pfarrhauses befanden sich an Stelle des heutigen Schuppens direkt hinter dem Rathaus, im Bereich des heutigen Gartens stand die Pfarrscheune. Bis ins 20. Jahrhundert verfügte der Pfarrer über ein beträchtliches Pfarrgut aus Äckern und Wiesen, das er für den eigenen Lebensunterhalt und als Ergänzung seiner Besoldung selbst bewirtschaften oder verpachten musste.
Beim Abriss des alten Pfarrhauses 1906 fand man in der Fundamentierung pfälzische Wappensteine und alte gusseiserne Ofenplatten von dessen 1776 zerstörtem Vorgängerbau. Sie wurden in die Kirchhofmauer neben dem Treppenaufgang zur Kirche eingemauert und sind seit deren Abriss 1963 verschwunden.
(Dr. Margit Göttert, Forschungsgruppe Weiseler Geschichte(n), Weisel, 2023)