Der Kirchenbau
1290 wird zum ersten Mal eine Kapelle in Dörscheid erwähnt. Ob es sich bei ihr um den Chor der heutigen Kirche handelte, der später um das Schiff erweitert wurde, oder ob das Schiff mit Turm schon existierte, ist unklar. Einige vermuten, dass Kirchenschiff und Turm erst um 1400 an die bereits existierende kleine Kapelle angebaut worden seien. In den Jahrhunderten ihres Bestehens wurde die Dörscheider Kirche mehrfach stark beschädigt und immer wieder repariert und neu aufgebaut. So wurde sie durch Brandschatzungen 1504 und während des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648) stark in Mitleidenschaft gezogen. Der damalige Pfarrer Caspar Held berichtete 1657, dass die Kirche, die „durch das langwierige Kriegswesen verderbt“ war, vom Schreiner zumindest teilweise renoviert wurde, indem dieser das Gestühl und die „Bordkirche“, also die Empore, für 15 Reichstaler reparierte. Die Bauschäden von 1640 wurden bis ins Jahr 1668 beseitigt, in dem man die heutigen, scheinbar romanischen Rundbogenfenster ins Kirchenschiff einbaute und das zerstörte Kreuzgewölbe des Schiffs, dessen Konsolen und Rippenansätze noch erhalten sind, durch eine Flachdecke ersetzte. Der spitzbogig gewölbte, einjochige Chor mit Strebepfeilern und Kreuzrippengewölbe und Wappenschlusssteinen blieb erhalten, während der Turm erst 1897 aufgestockt und mit doppelten Rundbogenfenstern versehen wurde, die nur scheinbar romanischen Ursprungs sind. 1925 wurde die Kirche elektrifiziert.
Weil Reste von SS und anderen Truppenteilen 1945 kurz vor dem Einmarsch der Alliierten eine Flakstellung vor dem Dorf aufbauten, wurde Dörscheid am 25. März 1945 von den Amerikanern mit Nebelgranaten und Phosphorbomben bombardiert, die Brände auslösten, denen dreizehn Hofreiten und auch die Kirche zum Opfer fielen. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden die Gottesdienste die ersten Jahre in einer umgebauten Arbeitsdienstbarracke am Ende des Dorfes statt, bis der damalige Pfarrer Kurt Kirmes gemeinsam mit vielen Dörscheider Bürgern die ausgebrannte Kirche zunächst von allem Schutt befreite und sie ab Mitte 1946 trotz erheblicher Beschaffungsprobleme wiederaufbaute und renovierte. Während der Renovierung wurde eine neue Warmluftheizung mit Heizungskeller eingebaut und der Kircheneingang in den Turm verlegt, während der alte Eingang an der Seite zugemauert wurde. Am 06.06.1949 an Pfingsten wurde die vollständig renovierte Kirche mit über 1.000 Besuchern auch aus den umliegenden Gemeinden wieder eingeweiht. Das spitze Turmdach wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg in dieser Form errichtet.
Die Glocken
Die drei vorhandenen Kirchenglocken mussten 1890 von der Glockengießerei von Johann Georg Pfeifer in Kaiserslautern neu gegossen werden, nachdem die größte Glocke von 1750 und die kleinste von 1838 zersprungen und unbrauchbar geworden waren. Die mittlere Glocke aus dem Jahr 1732, die die Inschrift „Gott dir allein die ganze Gemein“ trug, wurde gleich mit erneuert. Die neue große Glocke wurde nach dem Apostel Paulus benannt und erhielt die Inschrift „Allein Gott in der Höh sei Ehr“, die mittlere, Petrus gewidmet, die Inschrift „Mir nach! Spricht Christus unser Held!“ und die kleinste, Johannes gewidmet, trug die Inschrift „Haltet an am Gebet!“. Während die alten Glocken zusammen 797 Kilo gewogen hatten, waren die neuen 903,5 Kilo schwer. Sie waren auf die Töne e, gis und h gestimmt. Dörscheid musste im Ersten Weltkrieg zwei dieser Glocken abgeben, die erst 1928 von der Firma Rincker in Sinn ersetzt werden konnten. 1942 im Zweiten Weltkrieg mussten erneut die zwei größeren Glocken abgegeben werden, nur die kleinste Glocke blieb im Kirchturm hängen. Erst 1952 und 1956 wurden die beiden großen Glocken wieder ersetzt. Eine davon kommt aus Groß-Silber im Kreis Stargard bei Pommern und stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Der Friedhof
Bis 1846 befand sich der Dorffriedhof rund um die Kirche, erst in diesem Jahr erhielt Dörscheid als eine der letzten Gemeinden im Amt St. Goarshausen einen neuen, heute noch bestehenden Friedhof außerhalb des Dorfes.
Kulturdenkmal
Die evangelische Kirche in Dörscheid wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Rhein-Lahn-Kreis (Stand 16.02.2023, dort S. 33) geführt. Der Eintrag lautet:
„Ev. Pfarrkirche Oberstraße 2
zweiachsiger Saalbau, 1. Hälfte 14. Jh., Rundbogenfenster 1668, oberer Teil des Turms 19. Jh.“
(Dr. Margit Göttert, Forschungsgruppe Weiseler Geschichte(n), Weisel, 2023)