Mit der Inanspruchnahme der Berufsbäcker hatte das öffentliche Backhaus schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend seine Funktion verloren und wurde nur noch von wenigen genutzt. Die Gemeinde dachte daher über andere Verwendungsmöglichkeiten nach. Schon 1911 wollte man das Backhaus aufstocken und das neue Obergeschoss zu einer Armenwohnung ausbauen, dies wurde aber nicht umgesetzt. 1935 wurde der alte Backofen entfernt und das Gebäude zu einem „NS-Jugendheim“ umgebaut. An Stelle des Backofens befand sich nun eine Küche. Die Backstube (Schießraum) und den Keller (Abstellraum) hatte man zu einem Spiel- und Lehrzimmer vereinigt, das Außengelände als Spielplatz angelegt. Nachdem man das umgebaute Backhaus in „Adolf-Hitler-Heim“ umbenannt und dort kurze Zeit eine Kochschule für junge Frauen betrieben hatte, wurde es von 1935 bis Januar 1945 als Kindergarten genutzt. Ein 1938 geplanter und deutlich größerer Neubau eines Kindergartens mit einer Wohnung für die Kindergärtnerin links neben der Turnhalle in der Jahnstraße kam aufgrund des Zweiten Weltkrieges nicht mehr zur Ausführung.
1945 wurde das Dach des alten Backhauses und damaligen Kindergartens bei dem Bombenangriff in der Neupforter Straße am 29. Januar komplett zerstört, es blieben nur noch die Außenmauern stehen. Am 11.12.1948 beschloss der Gemeinderat, das Gebäude wieder aufzubauen, was 1949 auch in Angriff genommen wurde. Zur Honiggasse hin wurden zwei Tore gebrochen und im Inneren errichtete man eine Trennwand in der Mitte. Im linken Raum wurde nun der Gemeinde-Leichenwagen untergestellt, der rechte Raum war für das Unterstellen von Obstbaumspritzen vorgesehen, später wurde er der Feuerwehr als Lager überlassen. 1955 fand wieder eine Umgestaltung statt. Der linke Raum wurde nun zu einer Gemeindewäscherei ausgebaut. Die Wäscherei wurde von Hertha Weis und Erna Thomas aus der Nachbarschaft betrieben. Links neben dem Eingang war ein Ablagetisch aufgebaut, auf dem man die Schmutzwäsche abstellen konnte. Die fertige Wäsche wurde zum Abholen unter der Ablage deponiert, um sie vor der Witterung zu schützen. Der rechte Raum des Gebäudes wurde nun unterteilt in eine Abstellkammer, ein beheizbares Zimmer mit Kamin und einen Vorraum. Das Zimmer lag zur Neupforter Straße hin und wurde bis 1969 von Fritz Grudnik (genannt „de Gemaa Fritz“) bewohnt, der als ehemaliger Kriegsgefangener nach 1945 in Weisel geblieben war.
Der Betrieb der Gemeindewäscherei wurde Ende 1967 eingestellt, da sich die meisten Leute mittlerweile eine eigene Waschmaschine leisten konnten und sich der Betrieb nicht mehr lohnte. Den frei gewordenen linken Raum stellte die Gemeinde einige Jahre später der DRK-Ortsgruppe Weisel-Dörscheid als Garage für ihren Einsatzwagen zur Verfügung. Die drei kleinen Räume im rechten Teil wurden 1996 wieder zu einem großen Raum vereinigt und beherbergen seitdem das „Kleine Feuerwehrmuseum“, in dem der alte VW-Bus der Feuerwehr, die beiden historischen Feuerspritzen der Gemeinde Weisel und verschiedene andere historische Ausrüstungsgegenstände, u. a. lederne Feuerlöscheimer, ausgestellt sind. Bei der einen Spritze handelt es sich um die große Feuerspritze von 1882, die von acht Personen bedient werden musste, und bei der anderen um eine Tragkraftspritze mit der Bezeichnung TS8 von 1952. Mit einem Straßenfest am 16. Juni 1996 in der Honiggasse wurde das Museum eingeweiht. Im Jahr 2010 wurden alle Räume des Gebäudes zusammengelegt und das Museum erweitert.
(Dr. Margit Göttert, Forschungsgruppe Weiseler Geschichte(n), Weisel, 2023)
Internet
Feuerwehrmuseum Weisel (abgerufen am 13.02.2023)
Weiseler Geschichte(n): Gemeindebackhaus (abgerufen am 13.02.2023)