Hochwasserstein
Im Jahr 2014 ließ der Geschichtsverein Nierstein diesen Stein, dessen Inschrift damals kaum mehr lesbar war, restaurieren. Dabei entdeckte man, dass auf ihm nicht - wie erwartet - die Jahreszahl 1883 stand: Damals, an der Jahreswende 1882/83, war die gesamte Region von einem verheerenden Hochwasser, einem sogenannten Jahrhunderthochwasser betroffen. Auf dem Hochwasserstein stand jedoch die Zahl 1892. Ein Fehler? Nein, Recherchen ergaben: Neun Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser hatte es auf den Tag genau wieder ein Hochwasser gegeben. Mit einem Höchststand von 4,20 Meter blieb dieses allerdings deutlich unter den Höchstständen von 1883, die bei rund 5,50 Metern gelegen hatten. Die offiziellen Aufzeichnungen hielten die Wasserstände am Pegel Oppenheim fest: Von 3,15 Metern am 1. Januar 1892 stieg der Rhein schnell auf den Höchststand von 4,20 Metern am 3. und 4. Januar 1892. Am 5. Januar begann der Rhein langsam wieder zu sinken, zunächst auf 3,99, dann auf 3,55 (6. Januar) und schließlich 3,11 Meter (7. Januar). Und so hielt man die Höhe vom 4./5.1.1892 auf diesem Stein fest. Der genaue Text auf dem Stein lautet: „WAS.[SSer, ergänzt] LINIE VOM RHEIN 4/5.1 HÖHE VON 1892“ (siehe Abbildungen in der Mediengalerie).
Weitere Hochwassermarkierungen
Die älteste Markierung am Niersteiner Rheinufer stammt aus dem Jahr 1824, als im November ein Dammbruch in Eich für Überflutungen entlang des Ufers sorgte. Sie ist am Eckhaus (Am Fahrt 1) an der Zufahrt zur Fähre angebracht. Weitere Markierungen zeugen von Überschwemmungen, die noch gar nicht so lange zurückliegen. Sie markieren die Höchststände aus den Jahren 1988, 1983, 1970 oder 1955.
Schutzmaßnahmen
Mit Hilfe moderner Hochwasserschutzeinrichtungen will man derartige Überschwemmungen heute verhindern. So zieht sich innerorts am Rheinufer eine Schutzmauer entlang, die das Land Rheinland-Pfalz im Jahr 2006 errichten ließ. Diese massive Betonwand, deren tristes Grau inzwischen größtenteils von den Blättern des Wilden Weins verdeckt wird, soll Nierstein nun vor einem 200-jährigen Hochwasser schützen.
(Susanne Bräckelmann, Geschichtsverein Nierstein e.V., 2022)