Erst an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde das Niersteiner Rheinufer befestigt. Es umfasst bis heute zwei Teilabschnitte: Den nahe am Stadtzentrum liegenden Hafenbereich mit seinen teils noch vorhandenen technischen Anlagen - die heutige Mainzer Straße, die von Mainz kommend bis zur Unterführung B 420 (Pestalozzistraße) reicht - und die sich in Richtung Oppenheim anschließende Rheinallee mit ihrem immer noch bemerkenswerten Baumbestand.
Sehenswürdigkeiten - von der Weinstube bis zum Schiffermast Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war die Rheinallee noch weitgehend unbebaut. Der knapp 1 Kilometer lange idyllische Uferabschnitt mit mächtigen Baumreihen an beiden Straßenseiten lud zum Flanieren ein, oft verbunden mit einem Ausflug per Fähre auf den gegenüberliegenden Kornsand, wo seit dem Jahr 1909 der Zeppelinstein ein interessantes Ziel ist. Eine Möglichkeit zur Einkehr bot in der Rheinallee die „Altdeutsche Weinschenke“, die sich im Haus des Weingutes Karl Jung befand (heute Parkplatz Eis-Café). Ab 1931 auch das Bahnhofsgebäude mit seinem Garten, wo der Küfermeister Jakob Gerhardt - Besitzer der Niersteiner „Krone“ - ein Bahnhofs-Restaurant mit Gartenwirtschaft betrieb.
Auch heute noch lädt das Rheinufer zum Spaziergang ein. Außerdem führt der Fahrradweg „Velo Route“ von Basel nach Rotterdam entlang dieses Uferabschnitts, vorbei am 1936 eingeweihten Schiffermast, der auf die einst große Anzahl von Rheinschiffern in Nierstein aufmerksam macht und am Rhine-River-Monument, das seit 2017 an den Rheinübergang der US-Armee im März 1945 erinnert. Vom Rheinufer gelangt man in wenigen Minuten in das ca. 1 Kilometer entfernte Stadtzentrum mit seinen historischen Sehenswürdigkeiten und den Möglichkeiten zur Einkehr.
Niersteiner Hafen Der Niersteiner Hafen hatte ab Anfang des 20. Jahrhunderts einen direkten Gleisanschluss. Ein 1902 unmittelbar am Ufer aufgestellter elektrischer Kran erleichterte das Be- und Entladen der damals noch zahlreichen Schiffe. Heute befindet sich an der Stelle des Krans der Anlegesteiger für die Ausflugsschiffe. Im Jahre 1892 hatte dieser noch weiter nördlich in Höhe der Rheinstraße gelegen. Da die Schifffahrt für Nierstein einst ein wichtiger Wirtschaftszweig war, lebten auch viele Schifferfamilien in Nierstein, hatten hier in unmittelbarer Nähe zum Hafen sogar ihr eigenes kleines Wohnviertel. Angelegt hat im Hafenbereich neben den Ausflugsdampfern der Köln-Düsseldorfer einst auch das Marktschiff, das ab 1828 regelmäßig dienstags und freitags nach Mainz fuhr. Außerdem die Proviantboote, eine Art „schwimmender Tante-Emma-Laden“, der die Schiffer direkt auf dem Rhein mit Lebensmitteln versorgte. Linienschiffe bedienten neben Bus und Bahn die Strecke Mainz-Worms. Marktschiff, Proviantboote und Linienschiffe gibt es schon lange nicht mehr, heute sind es vor allem Flusskreuzfahrtschiffe, die in Nierstein mit Touristen an Bord Halt machen. Die Reedereien bewerben ihre Fahrten mit Nierstein und dem Roten Hang als Attraktion in Rheinhessen.
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