Historischer Friedhof Brobergen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie
Gemeinde(n): Kranenburg (Niedersachsen)
Kreis(e): Stade
Bundesland: Niedersachsen
Koordinate WGS84 53° 35′ 32,97″ N: 9° 11′ 18,67″ O 53,59249°N: 9,18852°O
Koordinate UTM 32.512.477,68 m: 5.938.200,13 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.512.553,11 m: 5.940.135,83 m
  • Friedhof Kranenburg-Brobergen (2011)

    Friedhof Kranenburg-Brobergen (2011)

    Copyright-Hinweis:
    Dietrich Alsdorf
    Fotograf/Urheber:
    Alsdorf, Dietrich
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Friedhof Kranenburg-Brobergen (2011)

    Friedhof Kranenburg-Brobergen (2011)

    Copyright-Hinweis:
    Dietrich Alsdorf
    Fotograf/Urheber:
    Alsdorf, Dietrich
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Friedhof Kranenburg-Brobergen (2011)

    Friedhof Kranenburg-Brobergen (2011)

    Copyright-Hinweis:
    Dietrich Alsdorf
    Fotograf/Urheber:
    Alsdorf, Dietrich
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Friedhof Kranenburg-Brobergen (2011)

    Friedhof Kranenburg-Brobergen (2011)

    Copyright-Hinweis:
    Dietrich Alsdorf
    Fotograf/Urheber:
    Alsdorf, Dietrich
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Brobergen, Historischer Friedhof (2024)

    Brobergen, Historischer Friedhof (2024)

    Copyright-Hinweis:
    Claus Weber - CC BY-SA 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Claus Weber
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Brobergen, Historischer Friedhof (2024)

    Brobergen, Historischer Friedhof (2024)

    Copyright-Hinweis:
    Claus Weber - CC BY-SA 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Claus Weber
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Brobergen, Historischer Friedhof (2024). Grabsteine von Hinrich Ney (1901-1922) und Michael Tiedemann (1838-1922)

    Brobergen, Historischer Friedhof (2024). Grabsteine von Hinrich Ney (1901-1922) und Michael Tiedemann (1838-1922)

    Copyright-Hinweis:
    Claus Weber - CC BY-SA 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Claus Weber
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Brobergen, Historischer Friedhof (2024). Grabkreuz für Adelheid Peters (1848-1875)

    Brobergen, Historischer Friedhof (2024). Grabkreuz für Adelheid Peters (1848-1875)

    Copyright-Hinweis:
    Claus Weber - CC BY-SA 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Claus Weber
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Brobergen, Historischer Friedhof (2024). Grabkreuz für Hinrich Ney (1799-1874)

    Brobergen, Historischer Friedhof (2024). Grabkreuz für Hinrich Ney (1799-1874)

    Copyright-Hinweis:
    Claus Weber - CC BY-SA 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Claus Weber
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Brobergen, Historischer Friedhof (2024)

    Brobergen, Historischer Friedhof (2024)

    Copyright-Hinweis:
    Claus Weber - CC BY-SA 4.0
    Fotograf/Urheber:
    Claus Weber
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Friedhof Kranenburg-Brobergen (2011). Grabstele der Catharina Gertrude Steffens 1875

    Friedhof Kranenburg-Brobergen (2011). Grabstele der Catharina Gertrude Steffens 1875

    Copyright-Hinweis:
    Dietrich Alsdorf
    Fotograf/Urheber:
    Alsdorf, Dietrich
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Friedhof Kranenburg-Brobergen (2011). Grabstele der Adelheid Peters 1910

    Friedhof Kranenburg-Brobergen (2011). Grabstele der Adelheid Peters 1910

    Copyright-Hinweis:
    Dietrich Alsdorf
    Fotograf/Urheber:
    Alsdorf, Dietrich
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Friedhof Kranenburg-Brobergen (2010), während der Wiederherstellung der Anlage

    Friedhof Kranenburg-Brobergen (2010), während der Wiederherstellung der Anlage

    Copyright-Hinweis:
    Dietrich Alsdorf
    Fotograf/Urheber:
    Alsdorf, Dietrich
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Der alte Bauernfriedhof von Brobergen in der Gemeinde Kranenburg ist ein seltenes Beispiel bäuerlicher Grabkultur des 19. Jahrhunderts. Die Belegungen begannen 1832 und endeten in den 1920er Jahren. Nach 2007 wurde er rekonstruiert.
Der historische Friedhof grenzt an den aktuellen Standort in der Straße „Am Friedhof“ und ist öffentlich zugänglich.

Der Friedhof im 19. Jahrhundert
Die Auflassung des historischen Friedhofes in den 1920er Jahren
Die Umwandlung des Friedhofes in den 1970er Jahren
Die Wiederauffindung 2007, Ausgrabungen und Rekonstruktion
Literatur, Links

Der Friedhof im 19. Jahrhundert
Da es in Brobergen keine Kirche gibt, mussten die Einwohner ihre Verstorbenen ins fünf Kilometer entfernte Kirchdorf Oldendorf fahren, um sie auf dem dortigen Friedhof an der Kirche bestatten zu können. Erst um das Jahr 1832 erhielt Brobergen die Genehmigung, sich einen eigenen Friedhof am Dorfrand anzulegen.
Auf dem neuen Friedhof, auf einer sandigen Anhöhe am südlichen Ortsrand gelegen, wurden fortan die Verstorbenen in der Reihenfolge ihres Ablebens bestattet. Die erste Reihe lag dicht an der Westgrenze, die durch eine Hecke gebildet wurde. Von dort aus „wuchs“ das Gräberfeld im Laufe der Jahrzehnte nach Osten. Kindern wurden gesonderte Bereiche ausgewiesen. Später kam am Eingang noch ein „Bahrhaus“ hinzu. Dort wurde die Bahre aufbewahrt, mit der der Sarg des Verstorbenen vom Pferdegespann bis zur Grube getragen wurde. Griffe an den Särgen waren im 19. Jahrhundert eine seltene Ausnahme.
Wie die Broberger in den ersten Jahren die Gräber Verstorbenen ausstatten, ist nicht belegt. Kunstvoll gearbeitete Grabmale, wie wir sie noch heute zum Beispiel auf dem nahen Kirchhof von Burweg-Horst bestaunen können, waren für die Menschen in Brobergen unerschwinglich. Zu jener Zeit konnten sich nur wohlhabende, oft adelige Familien derartige Stelen leisten, wie wir sie zum Beispiel in der Ostemarsch wie Burweg-Horst oder Großenwörden bewundern können. In Brobergen gab es diese soziale Oberschicht nicht.
Man wird sich mit aufgerichteten Brettern oder hölzernen Kreuzen beholfen haben, auf denen die Daten des Verstorbenen aufgemalt waren. Erst mit der in den 1830er Jahren einsetzenden „Bauernbefreiung“, der Ablösung von der Grundherrschaft, änderte sich das Bild. Zudem gab es im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Ziegeleien, die aus dem Kleiboden an der Oste Ziegel brannten. Insbesondere der große Hamburger Stadtbrand 1842 ließ diese Ziegeleien für lange Zeit florieren.
Mit dem hierdurch zunehmenden wirtschaftlichen Wohlstand begannen auch die Broberger in den 1870er Jahren, ihren Verstorbenen teils künstlerisch hochwertige Grabmäler zu setzen. Es wurden die ersten dauerhaften Grabmäler aufgestellt, zunächst ausschließlich gusseiserne Kreuze. Das preiswerte Gusseisen kam im 19. Jahrhundert als Gestaltungselement in Mode. Viele Bürgerhäuser in den Städten zierten gusseiserne Zäune und Balkone. So lag es auf der Hand, aus dem Metall auch repräsentative Grabmäler zu fertigen. Diese Mode scheint sich ganz besonders an der Oste großer Beliebtheit erfreut zu haben. Trotz intensiver Abräumung stehen bei den Kirchen von Großenwörden, Burweg-Horst und Kranenburg immer noch wenige Zeugen der „eisernen“ Zeit.
Doch auch in Brobergen wandelte sich wie überall die Mode. Überraschend schnell gingen sie dazu über, ihren Verstorbenen zum Teil aufwändig verzierte Sandsteinstelen mit aufgesetztem Marmorkreuz zu setzen. Beliebt waren auch so genannte „Grottengrabmäler“. Sie ahmten mit ihren ihm Stein angedeuteten Felsen und schwarzen Schrifttafeln Grotten oder Höhlen nach. Bekrönt wurden die Steine oft mit so genannten Astkreuzen. Der Broberger Lehrer Johann Buck lobte gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausdrücklich den „schönen Friedhof“, der sogar der prächtigste der ganzen Gegend gewesen sein soll. Denn die Vielfalt an aufwändig verzierten Stelen und Sockelsteinen ist für einen dörflichen Friedhof erstaunlich.
nach oben

Die Auflassung des historischen Friedhofes in den 1920er Jahren
1922 entschloss sich die Dorfgemeinschaft, neben diesem alten Teil einen neuen Friedhof anzulegen, der nun großzügige Familiengrabstätten zuließ. Da es im alten Teil noch Ruherechte gab, blieb dieser Teil zunächst sich selbst überlassen. Mit den Jahren verwilderte das Gelände.

Die Umwandlung des Friedhofes in den 1970er Jahren
Bedingt durch den Umstand, dass Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg noch Gräber auf dem alten Teil zugewiesen wurden, deren Ruherechte bis Ende der 1970er Jahre bestanden, blieb der alte Teil erhalten und verschloss sich durch die dichte Fichtenbepflanzung viele Jahre jeglicher Umgestaltung.
In den 1960/1970er Jahren entschlossen sich die Broberger, den alten Teil des Friedhofs abzuräumen. Die alten Grabsteine wurden ausgegraben und in einer Sandgrube am Rand des Friedhofs zerschlagen und vergraben. Das Friedhofsareal wurde aufgeforstet und vergessen.
So wie in Brobergen begann auf den Friedhöfen der Region zwischen Elbe und Weser in den 1970/1980er Jahre das große Aufräumen. Die Gräberfelder sollten der Mode der Zeit entsprechend einen gepflegten Eindruck machen. Windschiefe betagte Eisenkreuze und von Dickicht umrahmte mannshohe Sandsteinstelen störten da nur. Die verwilderten Grabstellen, bei denen die Ruhefrist längst abgelaufen war, fielen in der Regel an die Gemeinden zurück. Und diese begannen flächendeckend mit dem Abräumen der ehrwürdigen Steine. In nahezu allen Dörfern der Region wurden die alten Teile der Friedhöfe geräumt und in Rasenflächen umgewandelt bzw. für Neubelegungen parzelliert. Oder gar einer vollkommen profanen Nutzung zugeführt. In wenigen Orten wurden die Begräbnisflächen der Vorfahren sogar als Bauland verkauft. Im günstigen Fall aufgeforstet. In Brobergen wurde das geräumte Areal mit Fichten bepflanzt.
nach oben

Die Wiederauffindung 2007, Ausgrabungen und Rekonstruktion
Mit Gründung des Broberger Fähr- und Geschichtsverein 2007 erinnerte man sich an den vergessenen Friedhof. Nach einer Meldung einer Fotografin, die sich in das Gelände vorgearbeitet hatte, stellte die Stader Kreisarchäologie fest, dass Erosion die einst vergrabenen Grabmäler wieder an die Oberfläche gebracht hatte und es reifte der Plan, den historischen Friedhof wieder zu rekonstruieren und den Fährverein dafür zu begeistern.
Noch Ende 2007 gab es eine erste Probegrabung seitens der Vereinsmitglieder unter Regie der Kreisarchäologie, die außerordentlich erfolgreich verlief. Teils gut erhaltene und historisch hochwertige Grabsteine lagen unter einer Schutthalde, die von Gestrüpp und Dornen überwuchert war.
Der Fährverein bemühte sich in der Folgezeit, die erforderlichen Genehmigungen für die immer konkreteren Planungen einzuholen und sicherte sich den Platz für eine Rekonstruktion. Diese war nunmehr möglich, da im Dorf durch einen glücklichen Zufall der alte Friedhofsplan mit Einträgen der dort Bestatteten aufgefunden wurde.
Fördergelder und Zuschüsse wurden eingeworben, so dass Ende 2010 mit der Bergung der Grabsteine begonnen werden konnte. Unter Regie von Fährverein und Kreisarchäologie wurden von Jugendlichen der Stader Jugendbauhütte sowie Mitarbeitern und Minibagger einer Gartenbaufirma in wochenlanger Arbeit eine Vielzahl von Grabsteinfragmenten aus dem Boden geholt. Parallel wurde der abgängige Fichtenwald gefällt und dabei die dazwischen aufgewachsenen Eichen geschützt.
Auf der so entstandenen Freifläche wurden die alten Grabreihen rekonstruiert, gefundene Grabmäler identifiziert und durch eine Steinmetzfirma fachgerecht restauriert und an den ursprünglichen Standort gesetzt. Leider konnten nicht alle Grabmäler geborgen werden, da ein Teil der Abwurfhalde bereits innerhalb eines angrenzenden Hausgrundstücks lag. Auch waren viele Steine derart zertrümmert, dass eine Rekonstruktion nicht sinnvoll erschien. So begründen sich die deutlichen Lücken in den Gräberreihen. Den verlorenen Grabmälern ist ein kleiner „Steinpark“ rechts von ihrem Standort gewidmet.
nach oben

(Dietrich Alsdorf, Stade / Claus Weber, Stade, 2022)

Internet
denkmale-entdecken.museen-stade.de: Museen Stade: Historischer Friedhof Brobergen (Abgerufen 20.11.2022)
de.wikipedia.org: Brobergen (Abgerufen 20.11.2022)

Literatur

Alsdorf, Dietrich (2022)
Von einem „Lost Place“ zum historischen Kleinod. Der alte Bauernfriedhof von Brobergen. In: Allgemeiner Haushaltungskalender 2023, Stade.
Alsdorf, Dietrich (2011)
Der Bauernfriedhof von Brobergen. In: Allgemeiner Haushaltungskalender 2012, Stade.

Historischer Friedhof Brobergen

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Am Friedhof
Ort
21726 Kranenburg - Brobergen
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Archäologische Grabung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1832

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY 4.0 (Namensnennung). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Dietrich Alsdorf, Claus Weber: „Historischer Friedhof Brobergen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-344378 (Abgerufen: 23. März 2025)
Seitenanfang