Baubeschreibung
Die heutige evangelische Kirche St. Georg wurde im barocken Stil erbaut. Sie besitzt vier Fensterachsen mit großen Rundbogenfenstern sowie Portale in der Nord- und Südseite, wobei das Südportal zugemauert ist. Die Außenseite der Kirche ist durch Pilaster gegliedert. Der 42 Meter hohe gotische Turm der Kirche befindet sich an der Westseite und besitzt vier Stockwerke sowie ein Spitzdach. Erbaut wurde er aus roten Sandsteinquadern.
Das Innere der Kirche wird von einer Flachdecke überragt. Darauf befindet sich ein Deckengemälde, auf dem die Taufe Christi und das Abendmahl dargestellt sind. Sie entstanden um 1720 wie auch der barocke Hochaltar. An drei Seiten befindet sich eine hölzerne Empore, an deren Brüstung zahlreiche Szenen aus dem Alten und Neuen Testament zu sehen sind.
Geschichte
Die evangelische St. Georgskirche in Rhodt unter Rietburg wurde 1481 im spätgotischen Stil erbaut. Die Jahreszahl 1481 ziert den Schlussstein im Kreuzgewölbe des Kirchturms. Die Größe der ehemaligen, relativ kleinen Kirche sowie die Steilheit des Kirchendaches sind im Innern des Kirchenspeichers an den an der Turmwand befindlichen Kragsteinen ersichtlich, die ehemals das Eindringen von Wasser in den Kirchenspeicher verhindert haben.
1570 wurde das vorher katholische Rhodt lutherisch. Seit dieser Zeit werden auch die evangelischen Kirchenbücher geführt. Sie sind lückenlos erhalten und werden im Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz in Speyer verwahrt. Die Kirchenbücher wurden auch während des 30-jährigen Krieges weitergeführt.
1720/1722 wurde die alte Kirche abgebrochen und durch ein wesentlich breiteres und höheres Gebäude ersetzt. Dabei blieb die an der Nord-Ost-Seite der Kirche befindliche Wendeltreppe von 1606 erhalten.
Um 1900 hat das Presbyterium von Rhodt die bekannte Madonna, die ehemals in der Kirche stand, zusammen mit drei anderen geschnitzten Figuren an das Historische Museum der Pfalz in Speyer abgegeben. Die Madonna stammt aus der Zeit vor 1500. Sie und die anderen Schnitzwerke werden im Archiv des Historischen Museums verwahrt. 1920 wurde die Sakristei, die an der Süd-Ost-Seite der Kirche angebaut war und sich bis fast zum Rand des Kirchendaches hochzog, widerrechtlich abgebrochen. Grund für den Abbruch soll der Bau eines Kriegerdenkmals gewesen sein. Die zuständigen Stellen von der Kirchenregierung in Speyer hatten damals vergeblich gegen den Abriss interveniert.
1962 wurde die 1909 eingebaute klassizistische Orgel mit 28 Registern verschrottet und im Jahr 1967 durch eine kleinere Orgel mit 16 Registern ersetzt.
Früher wurden die Toten auf dem Kirchhof um die Kirche herum beerdigt. Nachdem der Platz nicht mehr ausreichte, wurde in württembergischer Zeit ein neuer Friedhof in der Mühlgasse angelegt. Epitaphe, die im Außenbereich der Kirche noch erhalten sind, allerdings stark verwittert, sowie drei gut erhaltene Epitaphe im Erdgeschoss des Kirchturms sind Zeugen dieser Zeit. Auch in der Kirche selbst liegen im Boden noch einige Epitaphe. Das älteste davon stammt von dem Frühmesser Bopfinger, der 1480 gestorben ist.
Erwähnenswert sind auch der Taufstein von 1619 sowie das ihn deckende Zinnbecken mit der Jahreszahl 1729. Nicht vergessen werden darf die historische Glocke, die 1519 gegossen wurde. Sie überlebte zweimal die kriegsbedingten Einschmelzungen, denen die übrigen drei Glocken sowohl im Ersten, als auch im Zweiten Weltkrieg zum Opfer fielen.
Im Kircheninnern hinter dem Altar ist die originale Bestuhlung erhalten. Sie stammt aus der Umbauzeit im Jahr 1720. Die Plätze sind mit Namensschildern versehen. Außerdem kann man auch noch den sogenannten Gerichtsstuhl bewundern, in dem damals die Ratsmitglieder mit dem Bürgermeister ihren Platz hatten.
Die Loge von Königin Therese mit ihrem Sessel, in welchem die Initiale „T“ eingestickt ist, ist der Blickfang in der Kirche. Der Sessel wurde mit finanzieller Unterstützung des Hauses Wittelsbach aufwändig restauriert.
Kulturdenkmal
Die St. Georgskirche in Rhodt unter Rietburg wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Südliche Weinstraße (Stand 21.06.2022, dort S. 78) geführt. Der Eintrag lautet:
„Prot. Pfarrkirche Herrengasse 1
ehem. luth. Kirche, pilastergegliederter Saalbau, 1720-22, spätgotischer Westturm, bez. 1481, Treppenturm
1606“
(Günter Otto Baumann, Rhodt unter Rietburg, und Christine Brehm, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2022)