Geschichte
Am 22.10.1902 wurden die Mineralölwerke der Rhenania GmbH in Düsseldorf-Reisholz von der „Königlich Niederländischen Petroleum Gesellschaft“ in Den Haag und der Firma Ommerem in Rotterdam gegründet. Für das neue Unternehmen entstand 1913 das Werk in Monheim, für das ein unmittelbar am Rhein gelegenes Grundstück im Norden von Monheim erworben wurde. Das Werk war mit einem neu entwickelten Verfahren für eine Produktion von 80000 t Schmierölen pro Jahr angelegt, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion durch Technisierung und Automatisierung um ein Vielfaches erhöht.
Die Rohöle wurden mit dem Schiff geliefert, in Destillationsblasen und Raffinationsanlagen zu Schmierölen verarbeitet, in der Abfüllhalle untereinander und mit Fremdstoffen gemischt und in Fässer abgefüllt. Von der unmittelbar am Rhein stehenden Abfüllhalle erfolgte der Abtransport der Produkte mit dem Schiff, mit der Bahn und später zunehmend mit dem LKW. Von der Halle zum Schiffsanleger gab es eine Elektrohängebahn (sog. Bleichertbahn). Wagons wurden auf der Westseite der Halle beladen, LKWs auf der Südseite der jüngeren Südhalle. Das Werk wurde Ende 1987 stillgelegt.
Das Verwaltungsgebäude war 1913 nach Plänen des Architekten Marquard als „Portalgebäude für Pförtner, Arbeiteraufenthaltsraum und Meisterwohnung“ geplant und wurde in einfacheren Detailformen und einem rückwärtigen Seitenflügel für Büros nach den Plänen des Düsseldorfer Architekten Walter Furthmann ausgeführt; Furthmann wurde mit Bauten für die Firma Henkel bekannt. Das Verwaltungsgebäude ist ein zweigeschossiger Ziegelbau mit Walmdach und einem Uhrenturm. Die Hauptfassade (Südseite) weist zwei zweigeschossige, polygonale Vorbauten auf, über denen Zwerchhäuser mit geschweiften Hauben angeordnet sind. Auf der Rückseite stehen zwei dreigeschossige risalitartige Vorbauten mit Walmdächern. Ursprünglich befand sich zwischen den Vorbauten ein dreischiffiger Durchgang, in der Mitte für Fahrzeuge, seitlich für Fußgänger. Dieser wurde 1939 zugemauert. Die Straße zum Werksgelände führte bereits 1934 westlich am Gebäude vorbei. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Grundfläche des Seitenflügels vergrößert; die ursprüngliche Größe ist noch am Ziegelmauerwerk ablesbar. Von einem nachträglich angefügten eingeschossigen, sich L-förmig von der West- bis auf die Nordseite ziehenden Anbau ist der nördliche Teil verblieben.
Beschreibung
Die Abfüllhalle wurde 1914/15 ebenfalls nach Plänen von Walter Furthmann errichtet. Sie setzt sich eigentlich aus vier Hallen zusammen: der sich in Nord-Süd-Richtung erstreckenden, etwa 40 x 99 m großen und 10,50 m hohen Haupthalle und kleineren Nebenhallen, einer Halle auf der Ost- und einer auf der Nordseite sowie einer nachträglich zwischen 1924 und 1932 auf der Südseite angefügten Halle. Die Eisenbetonkonstruktionen der drei älteren Hallen wurden mit großer Wahrscheinlichkeit vom Bauunternehmen Wayss & Freytag errichtet. Vier Schiffe der Haupthalle werden von Zweigelenkrahmen, bestehend aus im Grundriss rechteckigen, sich nach oben verbreiternden Stützen und satteldachförmig geknickten Trägern überspannt, in zwei Schiffen sind Kragträger vorhanden. Diese und die Zweigelenkrahmen tragen Pfetten und Deckenplatten, die jeweils 1/3 der Schiffbreite überdecken. Der mittlere Deckenabschnitt ist mit Belichtungsraupen über die gesamte Schiffslänge verglast.
Die Fassaden bestehen aus Ziegelmauerwerk. In der Ost- und der zum Rhein ausgerichteten Westfassade der Haupthalle ist die Schiffseinteilung ablesbar: Vor jedem Schiff steht das gleiche Fassadenelement mit einer Erdgeschosszone, einer Attika mit Abschlussgesims und einem Giebeldreieck, hinter dem sich eine Belichtungsraupe der Halle verbirgt. Jedes Fassadenelement hat vier Fenster bzw. Türen mit segmentbogigen Stürzen und ein Lünettfenster in der Attika. Mit Lisenen werden die beiden mittleren Öffnungen zusammengefasst. Die jeweils äußeren Lisenen stehen mit geringem Abstand zu denen der benachbarten Fassadenelemente. Zwischen diesen Lisenen befindet sich in der Attika eine Öffnung für die Entwässerung des dahinter liegenden Daches. Gesims, Gebälk und Giebel sind mit wechselnden Läufer- und Binderschichten und mit Klötzchenfriesen gestaltet. Das Fassadenmotiv wiederholt sich in der Nord- und in der Südwand der Osthalle
Das Verwaltungsgebäude und die Abfüllhalle wurden am 23.12.1997 als Baudenkmale eingetragen. In der Denkmalbegründung heißt es:
„Das Werk Monheim der Deutschen Shell AG gehört zur Geschichte der erdölverarbeitenden Industrie in Deutschland. Die industriegeschichtliche Bedeutung des Werkes resultiert aus dem Pioniercharakter dieser schmierölproduzierenden Anlage, die Vorbildcharakter hatte. Verwaltungs- und Abfüllgebäude sind in einer qualitätvollen Industriearchitektur von dem bekannten Düsseldorfer Architekten Furthmann erstellt worden (vgl. Verwaltungsgebäude Fa. Henkel/Düsseldorf).
Das Verwaltungsgebäude greift mit dem Uhrenturm einen für die Industriegeschichte allgemeingültigen Topos auf. Uhren gemahnten die Belegschaft an der Nahtstelle von öffentlichem Raum und Werksgelände zur Einhaltung der Arbeitszeiten und zur Pünktlichkeit. Sie verweisen auf die erst durch den Fabrikbetrieb vollzogene Parzellierung des Alltages, die uns gegenwärtig geradezu als naturgegeben erscheint. Weiterhin verdeutlicht das Verwaltungsgebäude Anfang und Ende des Werksgeländes und formuliert mit dem Werkstor einen sozialgeschichtlich bedeutsamen Ort.
Das Abfüllgebäude ist ein wichtiger Bestandteil im Produktionsablauf gewesen; es verweist auf die Größe des Werkes und prägte mit seiner Westfassade die zum Rhein und zur Rheinuferstraße orientierte Außendarstellung des Werkes.
Schließlich prägte das Werk als einer der großen örtlichen Arbeitgeber wesentlich die Ortsgeschichte von Monheim.“
Hinweis
Das Objekt „Rhenania-Mineralölwerk“ in Monheim ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denknmalliste der Stadt Monheim, laufende Nr. 38, 39, Eintrag in die Denkmalliste am 23.12.1997) und ist Element des Kulturlandschaftsbereiches Monheim (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Düsseldorf 212).
(Maren Lüpnitz, Institut. Industrie-Kultur-Geschichte-Landschaft, 2021)