Die Ruine Murrmirnichtviel liegt im Pfälzerwald südwestlich von Bad Dürkheim. Es liegt auf dem Südwestkamm der Dreispitz, Höhe 489, was eine gute Aussicht auf die Umgebung ermöglichte. Erhalten sind nur noch die Grundmauern. An dem rechteckigen Gebäude sind auf allen Seiten noch Teile von Fensterrahmen zu erkennen, jeweils zwei zu jeder Seite. In südwestlicher Richtung ist ein Turm an das Gebäude angeschlossen, über den auch der Zugang erfolgte. Es könnte sich dabei um einen Wachturm zur Beobachtung der Jagdgründe handeln oder einen Treppenturm, der ein mögliches Obergeschoss erschloss. An der Ostseite befand sich ein Kamin, mit dem das Haus beheizt wurde. Vermutlich verfügte das Gebäude über nur ein, anderthalb oder zwei Stockwerke. Bei Ausgrabungen in den 1980er Jahren kamen sechseckige, tönerne Bodenfliesen zutage, mit denen das Haus ausgestattet war. Im Jahr 1926 sollen die Mauern noch fünf Meter hoch gewesen sein. Heute bedecken Erde und ein Baumstumpf die Innenseite der Anlage.
Ritterstein Nr. 271 Östlich der Anlage befindet sich der Ritterstein Nr. 271. Er trägt die Inschrift „Ruine Wachturm Murrmirnichtviel“. Das Kürzel „P.W.V.“ steht für den Pfälzerwald-Verein, der die Rittersteine erstellen ließ. Der Ritterstein Nr. 271 gehört zu den Orientierungspunkten (Burgen, Bäume, Straßen, Täler etc. sowie Grenzen, Herrschaftsgebiete etc.), die zur Orientierung der Wandernden dienen. Ebenso gehört er zur Kategorie Forst- und Jagdbetrieb, da vor allem der Adel schon früh im Pfälzerwald seine ausgedehnten Jagdreviere besaß.
Geschichte Bereits zur Römerzeit soll sich an der Stelle des Jagdschlösschens eine Straßenstation befanden haben. Erstmals urkundlich erwähnt wurde ein Wachturm im Jahr 1534. Er wurde als Klause bezeichnet, als eine enge Behausung. Vermutlich wurde er im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) zerstört. Graf Joghann Friedrich von Leiningen (1661-1722) war es wohl, der das Jagdschlösschen im Stil des Barock errichten ließ, um die Grenzen seines Jagdreviers gegen die Kurpfalz zu sichern. Daher trug das Jagdschlösschen auch den Namen Friedrichsburg oder Friedrichstürmchen (Eitelmann, S. 231). Lange hielt das Jagdschlösschen vermutlich nicht, denn bereits 1781 wurde das Anwesen bereits als Ruine bezeichnet. Als die Französische Revolution 1793 auch auf die Pfalz übergriff, wurde die Anlage niedergebrannt. Nach1815 gelangte die Ruine dann in den Besitz des Königreichs Bayern. Erst 1963 wurde sie dem Land Rheinland-Pfalz übergeben. 1988/1989 wurden die Anlage ausgegraben und die Reste gesichert.
Name Wie der Name des Jagdhauses entstanden ist, ist nicht eindeutig belegt und stammt wohl aus dem Volksmund und ist angelehnt an das nur rund 600 Meter entfernte Jagdschloss und Forsthaus Kehrdichannichts. Er taucht erstmals auf einer Landkarte von 1797 auf. Im 19. Jahrhundert belegen mehrere Reiseführer Revierstreitigkeiten zwischen den Grafen von Leiningen und der Kurpfalz. Der Name soll von einer Warnung der Leininger stammen, die damit sagen wollten, dass der Kurfürst sich nicht über das Verbot beschweren soll, dass er ihr Jagdgebiet nicht mehr betreten darf.
Die Ruine Murrmirnichtviel wird geführt im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler des Kreises Bad Dürkheim (Stand 04.04.2022). Der Eintrag lautet: „Ruine Murrmirnichtviel westlich von Bad Dürkheim auf einer Bergnase im Wald, etwa 500 m östlich von Kehrdichannichts Reste der Grundmauern des ehem. Jagdhauses, wohl Anfang 18. Jh.; unterhalb der Ruine reliefierter Jagdstein, 1618“
(Christine Brehm, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, Neustadt an der Weinstraße, April 2022)
Rittersteine im Pfälzerwald. Eine steinerne Geschichtsschreibung. S. 422. S. 231, Neustadt an der Weinstraße (5. leicht überarbeitete Auflage mit Wandervorschlägen).
Ruine Jagdschlösschen Murrmirnichtviel bei Bad Dürkheim
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Empfohlene Zitierweise
Christine Brehm: „Ruine Jagdschlösschen Murrmirnichtviel bei Bad Dürkheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343607 (Abgerufen: 5. Mai 2024)
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