Der Spatenstich für den Bau wurde im Jahre 1869 vollzogen. Man erhoffte sich mit der Bahnstrecke das Bergische Land mit den damals industriell florierenden Städten Opladen/Leverkusen und Wuppertal zu verbinden. Da die Strecke - aus städtischer Sicht - mitten durch die eher provinziell wirkende und vorrangig ländlich geprägten bergischen Regionen verlief, wurde sie - in spöttischer Anlehnung an die damals strukturschwache Region Osteuropas - im Volksmund „Balkantrasse“ getauft. Die insgesamt 28 Kilometer lange Strecke wurde schlussendlich 1881 fertiggestellt. Neben dem Personenverkehr, der vorrangig zur Beförderung von im Bergischen Land wohnenden Arbeitskräften nach Opladen bzw. Wuppertal dienen sollte, wurde die Strecke auch für den Güterverkehr freigegeben. Aufgrund einer erhöhten Nachfrage wurde ab der Jahrhundertwende ein zweites Gleis verlegt, die Strecke verblieb jedoch als Nebenbahn klassifiziert. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Strecke schwerst beschädigt, konnte jedoch nach und nach wieder aufgebaut werden. Bereits 1946 lief der Personenverkehr wieder, allerdings war das zweite Gleis nicht mehr vorhanden, dadurch begann der Stern der Bahnstrecke zu sinken. Da die Verkehrspolitik der 1960er und 1970er Jahre den Fokus auf den motorisierten Individualverkehr setzte, wurde die parallel zur Bahnstrecke verlaufende Bundesstraße für den schnellen Durchgangs- und Massenverkehr ausgebaut. Demzufolge sank die Bedeutung der Bahnstrecke und zum Sommerfahrplan 1983 wurde der Personenverkehr eingestellt. Der Güterverkehr folgte 1991.
Wegen der straßenfernen und kreuzungsfreien Streckenführung sowie des idealen Höhenprofils eignete sich die Balkantrasse in besonderer Weise für die Anlage eines Rad- und Wanderwegs. Auf dem wesentlichen Teilstück werden die Ortszentren von Opladen und Burscheid mit einer Vielzahl öffentlicher Einrichtungen, Arbeits- und Einkaufsstätten sowie Freizeiteinrichtungen und Wohnquartieren untereinander verbunden. Die Burscheider Straße durch Bergisch Neukirchen und Pattscheid ist nicht mit Radwegen ausgestattet und aufgrund des starken Verkehrs wäre die Anlage eines sicheren Radweges auch kaum beziehungsweise nur mit erheblichen Abstrichen an Sicherheit zu verwirklichen. Der Umbau zur Fahrradtrasse wurde dann zwischen 2008 und 2012 realisiert – allerdings wird, auch aufgrund der seitens der Politik angestrebten Verkehrswende, ein Rückbau des Radweges und ein Wiederaufbau der Bahntrasse zumindest von politischen Gruppierungen in Erwägung gezogen.
(Gereon Hammes, Benedikt Burggraf, Adrian Bönninghausen, Geographisches Institut der Universität Bonn, 2022)
Quellen
Interviews mit Dr. Michael Gutbier (Geschichtsverein Leverkusen) und und Arne Buntenbach (Opladener Geschichtsverein), 2022