Rheintor in Rees

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie
Gemeinde(n): Rees
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 45′ 27,45″ N: 6° 23′ 37,23″ O 51,75762°N: 6,39367°O
Koordinate UTM 32.320.124,11 m: 5.737.295,19 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.527.225,53 m: 5.736.008,83 m
  • Rees, Rheintor (2021). Ehemalige äußere Toranlage, das Tor ist im Pflaster markiert

    Rees, Rheintor (2021). Ehemalige äußere Toranlage, das Tor ist im Pflaster markiert

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  • Rees, Rheintor (2020). Blick über den Platz vor dem ehemaligen Tor (links) und Festungsmauer (rechts)

    Rees, Rheintor (2020). Blick über den Platz vor dem ehemaligen Tor (links) und Festungsmauer (rechts)

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  • Rees, Rheintor (2019). Blick über den Festungsgraben auf die Festungsmauer (links) und die Toranlage (hinten)

    Rees, Rheintor (2019). Blick über den Festungsgraben auf die Festungsmauer (links) und die Toranlage (hinten)

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  • Rees. Das Rheintor, Feldseite (etwa 1935)

    Rees. Das Rheintor, Feldseite (etwa 1935)

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    Stadt Rees, Stadtarchiv
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  • Rees, Rheintor (um 1900)

    Rees, Rheintor (um 1900)

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    Stadt Rees, Stadtarchiv
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Das Rheintor lag an der südwestlichen Ecke der Stadtbefestigung von Rees und stellte die Verbindung zur Rheinwerft her.
Mit der Stadterhebung von 1228 war das Recht und die Pflicht verbunden, die neue Stadt zu befestigen. Die Reeser scheuten allerdings die Kosten und Mühen des Baues, so dass 1289 der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg (amtierte 1275-1297) sie zum Bau einer steinernen Mauer zwangsverpflichtete. Der Bau der Umwehrung zog sich mindestens bis 1307 hin. An der Rheinfront entstand die lange Rheinmauer, erbaut aus Basaltsteinen und Backsteinen. Sie nahm das Haupttor, das Rheintor, auf und sollte einem Deich gleich den Ort vor den Naturgewalten des Rheins schützen.

Als sich 1568 die Niederlande gegen ihre spanische Oberherrschaft erhoben, griffen die Kampfhandlungen rasch auf das Klever Gebiet über. Der Niederrhein stellte einen strategisch wichtigen Verkehrsweg dar. Angesichts der drohenden Kriegsgefahr ließ der Magistrat der Stadt die Stadtbefestigung um 1583 verstärken bzw. modernisieren: An exponierten Ecken der Stadtmauer und an solch wichtigen Toren wie dem Rheintor wurden große Basteien aus Backsteinen errichtet, mit Kasematten, die gewölbte Geschützkammern aufnahmen und durch tunnelartige gewölbte Korridore mit dem Stadtinneren verbunden waren.

Das Rheintor bestand aus einem schlichten Torturm sowie einem seitlich großen Rondell mit einem Durchmesser von rund 12 Metern, das in den Stadtgraben hineinragte und leicht geschrägte Außenmauern besaß. Im Inneren des Rondells befand sich eine Geschützkammer.
Während des Achtzigjährigen Kriegs wurde Rees 1598 durch ein spanisches Söldnerheer unter Francisco de Mendoza eingenommen und besetzt. Im folgenden Jahr versuchten reichsdeutsche Truppen unter Graf Simon von der Lippe die Stadt zu erobern. Das Rheintor wurde durch Beschuss der reichsdeutschen Truppen schwer beschädigt.
Noch unter den spanischen Besatzern wurde ab 1600 das Tor in westlicher Richtung neu aufgebaut und durch ein Vorwerk verstärkt. 1614 besetzten die Niederländer unter Prinz Moritz von Oranien die Stadt Rees. Sie bauten die vorhandenen Wehranlagen zu einer starken Festung aus. Vor dem Rheintor wurde eine Bastion angelegt, zum Schutz des Tores und des Zuganges.
Die erneute Zerstörung des Tores erfolgte 1672 während der französischen Belagerung. Der endgültige Untergang folgte 1945 durch alliierten Beschuss.
Von der Anlage ist heute nur noch die nordwestliche Außenwand zum Festungsgraben hin sichtbar.

Archäologische Untersuchungen
Bei archäologischen Untersuchungen der Fachfirma W.S. van de Graaf Archäologe im Zusammenhang mit einem Bauvorhaben konnten neue Erkenntnisse zu der im Untergrund vorhandenen historischen Bausubstanz gewonnen werden. Die am Ende des 16. Jahrhunderts errichtete Rundbastei war bis in Höhe des heutigen Straßenniveaus weitgehend ungestört erhalten. Wann sie bis auf diese Höhe abgebrochen wurde, konnte nicht geklärt werden. Die Unterkante der Konstruktion wurde nicht erreicht, sie muss mehr als fünf Meter unter dem heutigen Straßenniveau liegen.
Im Inneren der Bastei war die ursprüngliche Auffüllung aus der Erbauungszeit erhalten; im unteren Teil wurde eine Schicht mit älterem Siedlungsabfall angeschnitten, vielleicht ein Rest des mittelalterlichen Stadtgrabens. Neben dem bereits bekannte Kasemattenraum zeigten Beobachtungen, dass unterirdisch noch weitere Räume vorhanden waren. Eine später eingebaute Treppe belegte eine Nutzung als Keller, nach Aufgabe der ursprünglichen Funktion als Geschützstellung.
Im Westen des Grundstücks wurden Reste eines nachträglich an die Rundbastei angefügten Bollwerks entdeckt. Diese Erweiterung der Anlage ist wahrscheinlich in die Zeit der Reparaturen nach der spanischen Belagerung von 1599 zu datieren.

(Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2022)

Quelle
Hayo Heinrich, Bericht zur archäologischen Begleitung des Bauvorhabens Vor dem Rheintor 7 in Rees, Kreis Kleve (im Ortsarchiv des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege, Aktivität NI 2000/1004)

Internet
www.stadt-rees.de: Broschüre „Historische Stadtumwehrung) (PDF-Datei 1,6 MB, abgerufen 17.02.2022)
www.stadt-rees.de: Broschüre “Spaziergang durch Rees„ (PDF-Datei 3,5 MB, abgerufen 18.02.2022)
de.wikipedia.org: Liste zur Geschichte von Rees (abgerufen 18.02.2022)

Rheintor in Rees

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Vor dem Rheintor 7
Ort
46459 Rees
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Bodendenkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archäologische Grabung
Historischer Zeitraum
Beginn 1280 bis 1320

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Claus Weber (2022): „Rheintor in Rees”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343537 (Abgerufen: 26. April 2024)
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