Spökelburg in Schiffbek

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Hamburg
Kreis(e): Hamburg
Bundesland: Hamburg
Koordinate WGS84 53° 32′ 8″ N: 10° 06′ 37,42″ O 53,53556°N: 10,11039°O
Koordinate UTM 32.573.592,26 m: 5.932.422,95 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.573.692,05 m: 5.934.357,69 m
  • Hamburg-Schiffbek, Villa Billstedter Hauptstraße 120 (2018) - Wohngebäude auf dem Grundstück der ehemaligen Spökelburg

    Hamburg-Schiffbek, Villa Billstedter Hauptstraße 120 (2018) - Wohngebäude auf dem Grundstück der ehemaligen Spökelburg

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  • Hamburg-Schiffbek, Spöckelburg (2022) - Wallreste vor dem Herrenhaus

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Etwas unscheinbar auf einem privaten Grundstück an der Billstedter Hauptstraße im Ortsteil Schiffbek liegt heute die Spökelburg, auch Spökelbarg, Schiffbeckerburg oder Schlemerburg genannt. Einstmals lag sie am Südhang eines Geestrückens, der von Nordwesten her in die Niederung der Bille ragte. Im Osten befand sich die Niederung des Schleemer Baches, der südöstlich der Burg in die Bille mündet.
Die Situation wird heute weitgehend durch den Verkehr und die Bebauung überprägt. Die Niederung der Bille ist teilweise von der Bundesstraße 5 (Bergedorfer Straße) überdeckt, die Burganlage wird zur Straße hin durch Spundwände gestützt. Die Billstedter Hauptstraße bildet die Trasse eines alten Handelsweges, der entlang der Geestkante von Hamburg nach Bergedorf und weiter nach Lauenburg führte. Des Weiteren zweigte hier eine Wegeverbindung Richtung Ratzeburg ins ehemals slawisch besiedelte Gebiet ab.

Die Burg selbst hat eine lang gestreckte rechteckige Form mit nach Nordosten ausbiegender Langseite. Die Burg misst rund 70 Meter mal 30 Meter, der Innenraum hat eine Größe von rund 1250 Quadratmeter. Dem Innenraum mit seinem umgebenden Ringwall waren Gräben vorgelagert; der steile Hang an der Südwestseite sicherte die Anlage zur Bille hin. Die noch erhaltenen Wälle des Innenraumes haben Höhen zwischen 1,7 Metern und 2,5 Metern. Die Wallbreite misst am Fuß rund 15,90 Meter.
Heute liegt im ehemaligen Innenraum der Burg ein Herrenhaus, das man 1869 als Fabrikantenvilla errichtete.

Der Name Spökelburg geht auf den Volksglauben zurück, dass es in der Anlage spökelte / spukte, dass hier Geister und anderes Ungutes umgingen. Um die Burg und ihre Geschichte ranken sich zahlreiche Geschichten, die bis auf das Mittelalter zurückgehen. Und natürlich gab es auch Geschichten von einem »Schatz«. Dies führte dazu, dass bereits in der Frühen Neuzeit Schatzsucher und Abenteurer hierherkamen. Für 1688 ist historisch überliefert, dass der Hamburg Kaufmann Henning Brand von Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottdorf (1641-1695) die Erlaubnis erhielt, nach diesen Schätzen zu graben. Seine Grabungen und weitere im Jahr 1689 blieben erfolglos.
Während der Besetzung Hamburgs durch napoleonische Truppen von 1806 bis 1814 wurde hier eine Schanze eingebaut. In dieser brachte man 1813 eine Batterie für Geschütze gegen die vorrückende russische Befreiungsarmee in Stellung. Die russischen Truppen eroberten Schiffbek 1814, die Schanze und ihre Batterie hatten ausgedient. An diese Episode erinnert noch die heutige Straße Schiffbeker Schanze.

Der Fabrikant Louis Georg Carl Ullner (1838-1894) errichtete in der Burg 1869 sein repräsentatives Wohnhaus. 1876 eröffnete er unterhalb der Burg auf dem nördlichen Billeufer eine mit Dampfkraft betriebene Farbholzfabrik, mit der die Industrialisierung Schiffbeks eingeleitet wurde. In den folgenden Zeiten siedelten sich weitere Industriegebiete beidseits der Bille an. Mit dem Neubau der Bundesstraße 5 verschwanden diese Anlagen.

Archäologische Untersuchungen fanden erstmalig 1880 statt. Dabei stellte man fest, dass die Wälle aus Sand aufgeworfen worden waren; Funde wurden keine geborgen. Weitere Grabungen 1935 und 1953 waren ebenfalls erfolglos, da sie in Arealen stattfanden, die bereits durch moderne Veränderungen gestört waren.
Konkrete Hinweise auf das Alter der Burg gibt es also keine, auch die historischen Quellen erwähnen diese Burg nicht. Vergleiche mit anderen Burgen verweisen auf einen mittelalterlichen Entstehungszeitraum im 9. bis 11. Jahrhundert. Entscheidend waren die Lage auf einem prägnanten Geestsporn und die Nähe zur Handelsstraße. Diese musste hier die Niederung des Schleemer Baches queren, diese Furt galt es zu sichern.

(Claus Weber, KuLaDig-Redaktion, 2024)

Hinweis
Die Spökelburg ist ein geschütztes Baudenkmal (Nr. 14281: Villa) und Bodendenkmal Nr. 13835 der Stadt Hamburg.

Internet
de.wikipedia.org: Spökelburg (Abgerufen: 22.5.2024)
www.alleburgen.de: Spökelburg. Private Seite von Andreas Hein, München (Abgerufen: 22.5.2024)
de.wikipedia.org: Liste der Kulturdenkmäler in Hamburg-Billstedt (abgerufen 10.6.2024)

Literatur

Först, Elke (2021)
Burgen am Rande von Hamburg. In: Rainer-Maria Weiss (Hrsg.), Burgen in Hamburg. Eine Spurensuche. Veröffentlichungen des Archäologischen Museums Hamburg und Stadtmuseums Harburg 115, S. 200-224. S. 206-210, Kiel • Hamburg.

Spökelburg in Schiffbek

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Billstedter Hauptstraße 120
Ort
22117 Hamburg - Billstedt
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Denkmal gem. § 6 DSchG Hamburg
Fachsicht(en)
Archäologie, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 900 bis 1100

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Claus Weber: „Spökelburg in Schiffbek”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343509 (Abgerufen: 23. März 2025)
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