Schiefermuseum in Haut-Martelange (Obermartelingen), Ramerech (Rambruch), Luxemburg

Musée de l'Ardoise

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Museen, Architekturgeschichte
Gemeinde(n):
Koordinate WGS84 49° 49′ 28,32″ N: 5° 45′ 15,24″ O 49,82453°N: 5,75423°O
Koordinate UTM 31.698.092,62 m: 5.522.761,09 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.482.360,11 m: 5.520.921,00 m
In Obermartelingen (Haut-Martelange), unmittelbar an der belgisch-luxemburgischen Grenze, erwartet die Besucher eines der größten Schiefermuseen der Region. Hier wurde der zwischen 1800 und 1960 abgebaute Schiefer insbesondere zu Dachschiefer verarbeitet. Führungen durch das Museum vermitteln einen Einblick sowohl in den Abbau als auch in die Verarbeitung und den Transport des Schiefers.

Schiefer gibt es in vielen Ländern der Welt, auch außerhalb Europas, in Nordamerika, in Südamerika, Südafrika, Japan, China, Russland (Sibirien) und Indien. Das größte Verbrauchsland für Schiefer ist mit Abstand Frankreich. Traditionelle „Schiefer-Länder“ im Sinne der Verwendung sind aber auch Deutschland, Belgien und Luxemburg.

Dachschindeln aus Schiefer wurden bereits beim Bau eines römischen Lagers in der Nähe des heutigen Caernarfon (GB) verwendet. Ganz Europa hat mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert mit dem Schieferabbau Dachschindeln und viele andere Schieferprodukte hergestellt und somit einen wichtigen Wirtschaftsfaktor gebildet.

Die Schiefervorkommen der Ardennen erstrecken sich über die Länder Frankreich, Belgien und Luxemburg. In Belgien sind die meisten Schiefervorkommen in L'Escailere und Oignies und innerhalb der „Kette“ von Alle-Rochehaut nach Martelange sowie bei Vielsalm. Die Schiefer von Martelange liegen teilweise in Luxemburg. In Frankreich wurde Schiefer in Rimogne und Harcy, Fumay und Haybes sowie Monthermé gewonnen.

Ende des 18. Jahrhunderts entstanden die ersten unterirdischen Gruben im heutigen Haut-Martelange (Obermartelingen). Daraus entwickelten sich mehrere Familienbetriebe, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts schon jährlich mehr als sechs Millionen Dachschieferplatten herstellten. Der Schiefer wurde anfangs mit Pickel und Hammer abgebaut, ab etwa 1900 erleichterten pressluftbetriebene Maschinen den Abbau. In Obermartelingen wurden ab 1890 alle Gruben sowie alle Wohnhäuser des Dorfes von der deutschen Unternehmerfamilie Gebrüder Rother aufgekauft. Die Produktionsanlagen wurden modernisiert und das Industriegelände wie auch das Dorf Haut-Martelange erhielten seine architektonische Einheitlichkeit. Ausschlaggebend für diese Investitionen waren die vielversprechenden abbaubaren Schieferlager in Obermartelingen ebenso wie die Anbindung des Geländes an die Schmalspurbahn „Jhangeli“.

Um 1900 arbeiteten etwa 600 Arbeiter in Obermartelingen. Im Ersten Weltkrieg konnte die Firma weiter Schiefer abbauen und verarbeiten, da die Industrie von der deutschen Besatzungsregierung als kriegswichtig eingestuft wurde. Ab den 1930er Jahren stagnierte der Absatz parallel zur weltweiten wirtschaftlichen Rezession. Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten die Betriebe weiter - teilweise mit luxemburgischen Arbeitskräften aus deutschen Arbeitslagern. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hier deutsche Kriegsgefangene für die Produktion eingesetzt.

Nach 1960 wurde der Zusammenbruch der Schieferindustrie in Luxemburg offensichtlich. Neue Materialien für die Dachdeckung sowie der Import billiger ausländischer Schieferplatten waren die Hauptkonkurrenten des heimischen Schiefers.
Nachdem 1986 die letzte Schiefergrube Luxemburgs geschlossen wurde, lag das ganze Areal um Haut-Martelange brach. Damit diese für den Ort und die Region charakteristische Geschichte nicht vergessen wird, haben sich 1992 verschiedene Einwohner der umliegenden Dörfer zusammengeschlossen und den Verein „Frënn vun der Lee asbl“ gegründet, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Martelinger Schiefergruben wieder zum Leben zu erwecken und sie für Besucher zugänglich zu machen. Das Ziel, die kulturelle und touristische Nutzung, den alltäglichen Betrieb und die Verwaltung und Entwicklung der früheren Schiefergruben von Haut-Martelange (Obermartelingen) als Schiefermuseum zu verfolgen, wird seit 2003 von verschiedenen Ministerien unterstützt: Das Gelände wurde vom Staat erworben und das Musuem wird nun vom Kultur- und Wirtschaftsministerium, der Tourismusverwaltung, dem Denkmalschutz und der Gemeinde Rambrouch unterstützt. Seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht das Schiefermuseum mit der Eröffnung der Schiefergrube Johanna, die bis zu einer Tiefe von 42 Metern besichtigt werden kann.

(Karl Peter Wiemer, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2024)

Internet
  • www.ardoise.lu: Die Geschichte des Schefermuseums Haut-Martelange (abgerufen 02.02.2022)
  • schieferlexikon.de: Die Schiefervorkommen der Ardennen (abgerufen 02.02.2022)
  • de.unionpedia.org: Obermartelingen und Schmalspurbahn Noerdingen–Martelingen (abgerufen 02.02.2022)

Schiefermuseum in Haut-Martelange (Obermartelingen), Ramerech (Rambruch), Luxemburg

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Haut-Martelange
Ort
8823 Rammerech (Rambruch) - Haut-Martelange (Obermartelingen) / Luxemburg
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Museen, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung

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Karl Peter Wiemer (2024): „Schiefermuseum in Haut-Martelange (Obermartelingen), Ramerech (Rambruch), Luxemburg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343425 (Abgerufen: 30. April 2025)
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