Seine seltsame Wuchsform mit den vielen Stämmen erklärt sich dadurch, dass der Baum auf den Stock gesetzt wurde. In regelmäßigen Abständen schnitt man den Baum auf Kopfhöhe ab. Auf diese Weise bildete der Baum seine charakteristische Stammform und war so optisch von „normalen“ Bäumen zu unterscheiden. Der Standort des Grenzbaumes im Wildpark Wiehl lässt kirchlichen Besitz vermuten. Möglicherweise wurde an dieser Stelle die Grenze zwischen Wiehl und dem Kirchengut Pfaffenberg, auf dem die Wiehler Pfarrer lebten, markiert. Die Hainbuche war im letzten Jahrhundert noch häufiger in unseren Wäldern zu finden als heute. Da Hainbuchen, aber auch Eichen das auf den Stock setzen relativ gut vertragen, wurden ganze Wälder auf diese Weise bewirtschaftet. Man spricht von Niederwaldnutzung. Das gewonnene Material fand vielfältige Verwendung: das Holz diente als Brennholz und zur Herstellung von Holzkohle. Das Laub nutzte man als Stalleinstreu. Bei Eichen wurde die Borke oder „Lohe“ zum Leder gerben genutzt. Das Reisig bearbeitete man zu Besen. Im Homburger Ländchen wird diese Niederwaldwirtschaft heute nur noch in Waldbröl-Bladersbach fortgeführt. Heute finden Grenzbäume keine Anwendung mehr, auch die zum Teil aufwendig gestalteten historischen Grenzsteine sind durch rechtliche Festsetzungen beziehungsweise moderne Grenzmarkierungen ersetzt worden. Diese sehen gegenüber dem imposanten Grenzbaum eher unspektakulär aus. Meist sind es viereckige Granitsteine.
(Biologische Station Oberberg, erstellt im Rahmen des Projektes „Bienen, Blüten, Begegnung - Biodiversität in bergischen Dörfern“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft, 2021)
Internet
www.baumkunde.de: Hainbuche (abgerufen 04.01.2022)