Die Stadtmühle, die auch als Eulenturm bezeichnet wird, befindet sich am linken Niederrhein in Krefeld-Uerdingen. In circa 400 Meter Entfernung vom Prallhang des Rheinbogens ist die mittelalterliche Stadtmauer erhalten. In diese Mauer mit seinen 4 Ecktürmen ist die Stadtmühle als Mauerturm integriert.
Gebäude
Die Stadtmühle ist der westliche Eckturm der Stadtmauer. Es handelt sich um eine ehemalige Turmwindmühle. Sie ist ein 6-stöckiger zylindrischer kompakter Turm aus Ziegelsteinen. Der etwa 18 Meter hohe Turm besitzt nur wenige kleine, schmale Fenster. Direkt im Anschluss über einem Fenster im Untergeschoss ist der obere Teil eines älteren zugemauerten Einlasses erkennbar. Dieser ältere Zugang war wahrscheinlich über den Wehrgang der Stadtmauer erreichbar. Im Mauerwerk des Turmes sind keine Rüstlöcher für eine Galerie oder für Baugerüste erkennbar. Auch fehlen heute Turmhaube und Windmühlenflügel.
Der leerstehende, ruinös wirkende Turm war lange Zeit von Efeu überwuchert. Auf dieses romantisch wirkende Erscheinungsbild ist vermutlich der Name „Eulenturm“ zurückzuführen.
Geschichte
Um 1330 ließ Heinrich II. von Virneburg (1244/46-1332), seit 1304 Kurfürst und Erzbischof von Köln, die Stadtmauer von Uedingen mit den Wällen und Gräben, den Ecktürmen und Stadttoren errichten. Der heute Eulenturm genannte Turm war ein Teil der Stadtbefestigung. Der Turm war wahrscheinlich zunächst ein Wehr- und Wachturm, worauf auch der vorhandene Kamin im Inneren des Turmes hinweist.
Der Zeitpunkt, wann im Turm eine Mühle installiert wurde, ist nicht genau bekannt. Dies ist vermutlich Ende des 14. Jahrhunderts oder des 17. Jahrhunderts geschehen. Uerdingen mit seiner Stadtbefestigung blieb bis zur Säkularisation von 1802 in Besitz des Kölner Erzstiftes. Die Mühle im Eulenturm war bis zu diesem Zeitpunkt eine Pachtmühle des Erzstiftes. Sie wurde von einem Erbpächter betrieben. Dies war um 1630 Lorenz Domberg, in dessen weitverzweigter Familie die Pachtmühle bis 1830 verblieb. Häufige Erbstreitigkeiten und Heiraten hatten häufige Namensänderungen der Pächter zur Folge.
Die Turmwindmühle hatte nur einen Getreidemahlgang. Den wachsenden wirtschaftlichen Anforderungen an die Produktion der Industrialisierung konnte die Mühle nicht folgen. Vom Pächter der Stadtmühle wurde deshalb der Neubau einer Mühle beantragt. Diese neue Mühle, die Bussmühle, wurde 1795 errichtet und verpachtet. Der Müller Terheggen aus Krefeld, der in Besitz der Stadtmühle und der Bussmühle war, verkaufte 1831 beide Mühlen. 1833 wurde die Stadtmühle stillgelegt. 1910 ging sie in den Besitz der Stadt Uerdingen über.
Heute wird der Eulenturm nicht mehr genutzt. Es existieren aber Zukunftsplanungen vom Café bis zum Museum.
Hinweis
Der Eulenturm/Stadtmühle in Krefeld-Uerdingen steht unter Denkmalschutz und ist in die Denkmalliste der Stadt unter der Nr. 27 eingetragen.
Die RMDZ-Mühlenkennzahl für den Eulenturm/Stadtmühle in Krefeld-Uerdingen lautet DE-NW / 46.00 / 00.5.
(Elisabeth Zenses, Rheinisches Mühlen-Dokumentationszentrum e.V. 2021, erfasst im Rahmen des Verbundprojekts „Aufnahme der Mühlen im Rheinland“)
Internet
www.uerdinger-heimatbund.de: Geschichte unserer Stadt (abgerufen 20.06.2021)
www.krefeld.de: Denkmalliste der Stadt Krefeld (Stand: 07.2021) (PDF-Dokument, 1 MB, abgerufen 16.12.2021)