Fachwerkhaus Ringstraße 20 in Hottenbach

Haus Stienes

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Hottenbach
Kreis(e): Birkenfeld (Rheinland-Pfalz)
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 49′ 31,7″ N: 7° 18′ 0,83″ O 49,82547°N: 7,30023°O
Koordinate UTM 32.377.745,03 m: 5.520.612,07 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.593.600,76 m: 5.521.808,04 m
  • Das Fachwerkhaus "Haus Stienes" in der Ringstraße 20 in Hottenbach (2021)

    Das Fachwerkhaus "Haus Stienes" in der Ringstraße 20 in Hottenbach (2021)

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  • Detailansicht mit der Inschrift im Fachwerk des Hauses Stienes in der Ringstraße 20 in Hottenbach (2021)

    Detailansicht mit der Inschrift im Fachwerk des Hauses Stienes in der Ringstraße 20 in Hottenbach (2021)

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  • Historische Fotografie des Josef Braun aus Hottenbach mit zwei seiner Kameraden als Soldaten in Uniform (Erster Weltkrieg) (2021)

    Historische Fotografie des Josef Braun aus Hottenbach mit zwei seiner Kameraden als Soldaten in Uniform (Erster Weltkrieg) (2021)

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  • Das Fachwerkhaus Ringstraße 20 in Hottenbach, auch Haus Stienes genannt (um 1950)

    Das Fachwerkhaus Ringstraße 20 in Hottenbach, auch Haus Stienes genannt (um 1950)

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Am Schnittpunkt der Hottenbacher Straßen „Im Brühl“, „Ringstraße“ und „Sulzbacher Straße“ befindet sich das Haus Stienes. Das Gebäude wurde im Jahr 1710 erbaut. Es handelt sich somit um das älteste Haus in der Ringstraße. Die teils aufwändigen Fachwerk-Schmuckformen des Hauses zeugen davon, dass sich der Hunsrück nach einer langen Zeit des Krieges und der Misere während des 17. Jahrhunderts im frühen 18. Jahrhundert wirtschaftlich erholte. Zu dieser Zeit siedelten auch die ersten jüdischen Familien in Hottenbach und begründeten die spätere jüdische Gemeinde. Viele jüdische Gemeindemitglieder besuchten häufig das Haus Stienes, da die Eigentümerfamilie freundschaftliche Kontakte zu ihnen unterhielt.

Lage
Zur Zeit seiner Erbauung lag das Haus Stienes abseits des früheren Ortszentrums, das sich rund um die Kirche gebildet hatte. Auf alten Karten grenzt das etwas zurückgesetzte Haus mit dem Giebel an einen Verbindungsweg zwischen der heutigen Ringstraße und der Sulzbacher Straße. Heute befindet sich an dieser Stelle ein kleiner Platz mit Ruhebänken.

Objektbeschreibung
Das Haus Stienes ist ein typisches Ein- oder Einheitshaus, bei dem Wohnbereich und Wirtschaftsteil unter einem Dach vereint sind. Der Wohnbereich umfasst nur ein Drittel der Anlage. Der größere Teil des Gebäudebestandes dient als Stall, Tenne und Scheune den wirtschaftlichen Bedürfnissen: An den Hausflur schließt sich rechts ein kleiner Stall an. Es folgen die Tenne, ein großer Raum, in den Getreide gedroschen wurde, mit dem Scheunentor und ein weiterer Stall. Der Bautyp des Hauses ist quererschlossen. Das heißt, man betritt das Haus von der Traufseite. Am Ende des Flurs führt eine Treppe ins Obergeschoss. Ursprünglich gab es hier eine weitere Treppe, die in den Keller führte. Die Küche des zweiraumtiefen Hauses befindet sich links vom Flur, hinter der Wohnstube. Die Feuerstelle diente einst als Kochstätte und einzige Wärmequelle, die beide Räume gemeinsam erwärmte. In der Küche gab es früher auch einen Brunnen. Im Obergeschoss befinden sich die Schlafräume.

Das Gebäude fällt durch sein in jüngerer Zeit liebevoll restauriertes Fachwerk auf. Dieses war lange Zeit weiß verputzt gewesen. Erst nach der Renovierung im Jahr 1958 kam das Fachwerk wieder zutage. Ursprünglich waren die Schmuckformen im Fachwerk auch unter den beiden linken Fenstern vorhanden gewesen. Vermutlich wurden diese bei der Vergrößerung der Fenster anlässlich eines Besitzerwechsel im Jahre 1886 beseitigt. Lediglich unter dem rechten Fenster blieb die mit Nasen besetzte Raute wegen der unvollständigen Bauinschrift „VLRICH AM[…] HB ANNO 1710“ erhalten.
Die Fachwerk-Schmuckformen am Haus Stienes gehören zu den ältesten datierten im ganzen Kreisgebiet. Sie umfassen im Wechsel die Fachwerkfigur der sogenannten Mannfiguren sowie Gebälk- und Fensterbrüstungen und gerade und geschweifte, mit Nasen besetzte Hölzer. Im Zuge der Renovierung wurden auch die drei Spitzgauben im mit Schiefer gedecktem Walmdach wiederhergestellt. Sprossenfenster wurden eingebaut. Außerdem wurden in das Gefach über dem Stall Glasscheiben eingesetzt, um mehr Licht für den heutige Wohnbereich zu erhalten.

Geschichte des Haus Stienes
Der Erbauer des Hauses ist nicht sicher bekannt. Die Bauinschrift „VLRICH AM[…] HB ANNO 1710“ aber bot wiederholt Anlass zu Spekulationen.
Der Heimatforscher August Keller (1870-1957) schloss auf den Vater des Hottenbacher Schultheißen Johann Ulrich Groß (1710-1782).
Wahrscheinlicher aber ist, dass es sich bei dem Erbauer um Ulrich Andreas Holzbacher handelte. Dieser findet in den Kirchenbüchern der Jahre 1721/22 als Taufpate in Hottenbach Erwähnung. Holzbacher, geboren im Jahre 1670, war Strumpfstricker und wohnte zwischenzeitlich in Schauren. Dort wurden in den Jahren 1697 und 1700 seine Kinder geboren. Später zog Holzbacher nach Hottenbach und könnte dort das Haus Stienes erbaut haben.
Die Buchstaben „Vlrich Am... HB“ in der Bauinschrift könnten auf Holzbacher hinweisen: Das „Am...“ kann auch „An“ heißen, das „dreas“ fiel weg, als man die Fensterrahmen vergrößerte. „HB“ würde demnach nicht für Hottenbach, sondern für Holzbacher stehen.

Im Jahre 1886 erwarb der von der Stipshausener Mühle stammende Mühlenbauer Adam Lersch (1855-1931) das Anwesen für seine Familie. Er nahm auch seine Schwiegereltern auf, nach deren Familiennamen „Stienes“ das Haus benannt wurde.
Seit dem Jahr 1886 ist das Haus Stienes in der vierten Generation in Familienbesitz. Es gehört heute Helmut und Gertrud Metzler geb. Lersch. Sie ist die Urenkelin von Adam Lersch. Das Anwesen wird nach wie vor landwirtschaftlich genutzt.

Das Haus Stienes in Hottenbach wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Birkenfeld (Stand 2019) geführt. Der Eintrag lautet: „Ringstraße 20
Wohnhaus, Zierfachwerk bez. 1710.“

(Erik Zimmermann, Ortsgemeinde Hottenbach; Alina Frank, Universität Koblenz-Landau / freundliche Hinweise von Helmut und Gertrud Metzler, Ortsgemeinde Hottenbach, 2021)

Quellen
Erik Zimmermann, Mauern mit viel Geschichte. 300 Jahre alt ist das Haus „Stienes“ in Hottenbach. Anwesen immer noch landwirtschaftlich genutzt. In: Rhein-Zeitung, Ausg. L [Nahe] 65 (2010) vom August 2010.

Literatur

Weirich, Hilde (1998)
Juden in Hottenbach und Stipshausen. Eine Spurensuche. Laufersweiler.
Zimmermann, Erik (2010)
Ein seltenes Jubiläum in Hottenbach. das Fachwerkhaus "Stienes" wird 300 Jahre alt. In: Heimatkalender Landkreis Birkenfeld; 55, S. 261-264. Birkenfeld.

Fachwerkhaus Ringstraße 20 in Hottenbach

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Ringstraße 20
Ort
55758 Hottenbach
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1705 bis 1710

Empfohlene Zitierweise

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„Fachwerkhaus Ringstraße 20 in Hottenbach”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343147 (Abgerufen: 25. April 2024)
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