Der alte Gebäudeteil der Wasserburg in Kleve-Rindern (2007).
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Der alte Gebäudeteil der Wasserburg in Kleve-Rindern (2007).
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Die Wasserburg in Rindern dient heute als Bildungs- und Tagungsstätte, hat aber eine lange und abwechslungsreiche Geschichte.
Ursprünge Seit wann es an dem heutigen Standort der Wasserburg Gebäude gibt, die dem Namen „Burg“ Rechnung tragen, ist nicht sicher. Der Historiker Bert Thissen verweist auf eine Urkunde aus dem Jahr 1433, die den geplanten Bau einer „vestinge“ erwähnt. Thissen zeigt aber auch, dass nicht sicher ist, ob diese „vestinge“ tatsächlich gebaut wurde und wie diese ausgesehen hat. Auch ist unklar, ob diese tatsächlich an dem Standort der heutigen Wasserburg vorgesehen war. Weitere Quellen, in denen man die Erwähnung einer Burg erwarten könnte geben keine Hinweise darauf, dass es dort eine Befestigung oder ähnliches gegeben hat. In einem Güterverzeichnis des Stiftes Xanten aus dem Jahr 1550 lässt sich der Kolk, also das Gewässer um die Wasserburg, zwar eindeutig identifizieren, ein Gebäude beziehungsweise eine Burg wird aber nicht genannt.
17. bis 18. Jahrhundert Erst ab Mitte des 17. Jahrhunderts finden sich eindeutige Hinweise, die auf bauliche Substanz zurückgehen. Zwei Kartuschen mit den Inschriften „H. HECKING GRAVW.[C]K ANNO 1654“, die 1954/55 eingemauert worden sind, weisen auf den Bau eines Gebäudes 1654 hin. Die Namen beziehen sich auf das Ehepaar Hermann Hecking und Anna Gravick. Hecking hatte zu dieser Zeit auch noch andere Besitztümer in der Region. Bis 1666 blieb die Wasserburg im Besitz der Familie Hecking, danach wurde sie von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg erworben. Der Kurfürst und sein Statthalter Johann Moritz von Nassau-Siegen setzten damals eine Erweiterung der Klever Gartenanlagen um, bei denen die Wasserburg einen Blickfang am Rande der Anlage bilden sollte. Diese veranlassten vermutlich bereits Umbauten und Erweiterungen der Wasserburg, die in dieser Zeit als Jagdhaus bezeichnet wurde. Es handelte sich bei diesem Gebäude um ein dreigeschossiges, fünfachsiges Haus mit Walmdach und zwei Schornsteinen, welches um einen Turm und einen Querflügel erweitert worden ist. Ab 1734 wurde die Wasserburg an immer wieder wechselnde Personen verpachtet. Die Quellen geben dabei regelmäßig Hinweise auf den schlechten Zustand des Gebäudes. Ab 1770 wurde das Gebäude vom örtlichen Oberforstmeister bewohnt, der die Wasserburg auch als Amtssitz nutzte. 1794 soll das Gebäude von französischen Soldaten beschädigt worden sein und wurde wieder privat genutzt, bis das Gebiet nach 1815 wieder zu Preußen gehörte und abermals als Forsthaus genutzt wurde.
19. bis 20. Jahrhundert Die genaue Nutzung im Verlaufe des 19. Jahrhunderts ist nicht gut überliefert, aber das Gebäude wurde vermutlich weiter als Verwaltungssitz für Förster beziehungsweise des Klever Tiergartens genutzt. Mitte des Jahrhunderts hat es umfangreiche Renovierungsarbeiten gegeben, über die aber auch nicht viel bekannt ist. 1910 wurde die Wasserburg aus preußischen Besitz verkauft und von Wilhelm de Joncheere erworben, der das Gelände als Obstplantage nutzte. De Jonchere gestattete im folgenden Jahr dem Clever Schwimmverein im Weiher der Wasserburg einen internationalen Schwimmwettbewerb stattfinden zu lassen. Es traten auch weibliche Schwimmerinnen an, allerdings unter Ausschluss der männlichen Öffentlichkeit. Bei den olympischen Spielen durften erst ein Jahr später, also 1912 Frauen an den Wettkämpfen teilnehmen. De Jonchere richtete in der Wasserburg außerdem eine Gastronomie und ein Hotel ein. Dieser Betrieb wurde auch von der nächsten Besitzerin, Margarete Brommenschenkel, weitergeführt. Sie hatte das Grundstück 1931 übernommen und erweiterte die Anlage 1933 um ein Strandbad. Im Jahr 1936 kaufte der Landkreis Kleve die Wasserburg und das dazugehörende Grundstück, sodass die nationalsozialistische Verwaltung über das Haus verfügte. Über die genauen Umstände des Kaufs und die Nutzung in den folgenden Jahren ist nicht viel bekannt. 1942 übernahm die nationalsozialistische Organisation Deutsches Frauenwerk die Wasserburg und richtete eine sogenannte „Gaubräuteschule“ ein. Im Winter 1944/45 wurde die Wasserburg militärisch genutzt und diente kurzzeitig als Divisionsgefechtsstand. 1944 wurde von der Wasserburg aus das umliegende Gelände inspiziert, um die Sprengung der Deiche als Verteidigungsmaßnahme zu planen. Um das Vorrücken der alliierten Truppen zu verzögern, wurden die Deiche im Februar 1945 gesprengt. Die folgenden Überflutungen richteten verheerende Schäden in der Region an. Militärisch war der Krieg zu diesem Zeitpunkt längst entschieden und die Sprengung der Deiche zögerte das Kriegsende nur ein wenig heraus und trug damit dazu bei, den nationalsozialistischen Vernichtungsapparat länger am Laufen zu halten. Nach Ende des Krieges ging die Wasserburg 1950 zunächst in den Besitz des Kreis Kleve zurück, der das Gebäude an den katholischen Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder e.V. (heute Sozialdienst katholischer Frauen) verpachtete. 1954 wurde das Grundstück dann vom bischöflichen Stuhl Münster gekauft und wird seitdem als katholische Bildungs- und Tagungsstätte genutzt. Zu diesem Zwecke wurde die Wasserburg zunächst saniert und mehrmals um- und ausgebaut.
Heutiger Zustand Um den Bedürfnissen als Seminar- und Bildungsstätte gerecht zu werden, wurde das Hauptgebäude um ein ganzes Ensemble an zusätzlichen Gebäuden erweitert. Flachbauten mit Gästezimmern und Tagungsräumen flankieren das Hauptgebäude. Dahinter gibt es eine freistehende Hauskapelle, die 1965-67 nach den Plänen des Architekten Fritz Poorten gebaut wurde. Nach Einschätzung des langjährigen Direktors des katholischen Bildungshauses, Kurt Kreiten, ist das Gelände der Wasserburg inzwischen „zu einer attraktiven Ergänzung der Klever Parkanlage geworden“ (Kreiten 2020, S. 147).
Internet wasserburg-rindern.de: Homepage der katholischen Bildungsstätte Wasserburg Rindern (abgerufen 06.09.2021)
Literatur
Hagemann, Manuel (2020)
Pachtobjekt, Rückzugsort und Behördensitz. Die Wasserburg Rindern zwischen 1734 und 1910. In: Kreiten, Kurt u. Mehring, Frank (Hrsg.): Jagdschloss, Gefechtstand und Bildungsstätte: Die Wasserburg Rindern im Wandel der Zeit, S. 83-91. Kleve.
Kreiten, Kurt (2020)
Bauliche Umgestaltung zur Bildungsstätte und architektonische Modernisierung. Das Bistum Münster übernimmt die Wasserburg Rindern. In: Kreiten, Kurt u. Mehring, Frank (Hrsg.): Jagdschloss, Gefechtstand und Bildungsstätte: Die Wasserburg Rindern im Wandel der Zeit, S. 141-149. Kleve.
Lensing, Franz-Josef; Thissen, Bert (2020)
Die bauliche Entwicklung der Wasserburg Rindern im 17. und 18. Jahrhundert. In: Kreiten, Kurt u. Mehring, Frank (Hrsg.): Jagdschloss, Gefechtstand und Bildungsstätte: Die Wasserburg Rindern im Wandel der Zeit, S. 59-78. Kleve.
Thissen, Bert (2020)
Die Wasserburg Rindern. Vor- und Frühgeschichte. In: Kreiten, Kurt u. Mehring, Frank (Hrsg.): Jagdschloss, Gefechtsstand und Bildungsstätte - Die Wasserburg Rindern im Wandel der Zeit, S. 29-55. Kleve.
Voldenberg, Günter (2020)
Zivile, militärische und kirchlische Nutzung der Wasserburg Rindern nach 1910. In: Kreiten, Kurt u. Mehring, Frank (Hrsg.): Jagdschloss, Gefechtstand und Bildungsstätte: Die Wasserburg Rindern im Wandel der Zeit, S. 95-112. Kleve.
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