Befestigung des Zisterzienserklosters Maulbronn

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Maulbronn
Kreis(e): Enzkreis
Bundesland: Baden-Württemberg
Koordinate WGS84 49° 00′ 4,21″ N: 8° 48′ 44,44″ O 49,00117°N: 8,81235°O
Koordinate UTM 32.486.274,80 m: 5.427.602,64 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.486.344,66 m: 5.429.334,89 m
Die Zisterzienserklöster waren von Mauern umgeben (intra und extra muros). Allerdings gibt es in Maulbronn zwar eine Mauer als sichtbare Grenze, aber diese weist deutlich Befestigungszüge auf, die für ein Zisterzienserkloster nicht üblich sind. Die Befestigung Maulbronns ist von etwa 1350 bis ca. 1500 entstanden. Sie umfasst eine Wehrmauer, Zwingergraben, innere Mauerzügen sowie Wehrtürme. Sie ist angelegt worden, um das um diese Zeit wohlhabende Kloster zu schützen.

Im Norden verlief die Mauer vom späteren Gefängnis {36a) im Nordosten bis zum Mühlenturm (10a). Auf der Ansicht von Andreas Kieser (1684) (Abb. 1) ist an dieser Seite der Wehrgang mit den Ecktürmen zu erkennen. Von den Türmen sind lediglich der 1441 errichtete Hexenturm im Westen und der Turm an der Klostermühle (10a) erhalten geblieben. Der Eckturm im Nordosten (36a) und ein Turmaufbau beim heutigen „Eselsstall“ (14a) sind nicht mehr vorhanden. Im Osten hat sich bis zum 15. Jahrhundert der Mauerverlauf kaum verändert. Hier ist sich noch eine Toreinfahrt (36a) zu erkennen, deren Zufahrtsmöglichkeit über den Zwingergraben unklar ist. Das anschließende ehemalige Pfründhaus ist (36) 1430 auf die Hauptmauer gebaut und bis zum „Faustturm“ (37) durch eine doppelte Mauer abgesichert. Diese Situation ist noch 1689 ist auf dem Befestigungsplan von Schmalkalder (Abb. 4) zuerkennen.

An der Südflanke des Klosters standen einige Türme, die nur mit dürftigen Belegen nachweisbar sind. Der sogenannte Faustturm (37) ist teilweise erhalten geblieben und nach 1600 mit einem Fachwerkaufsatz und Treppenturm ergänzt worden. Ungeklärt ist der Turmstumpf (40) in der Nähe nahe der östlichen neuen Klosterzufahrt, der getrennt vor der Klostermauer stand und vermutlich in die innere Zwingermauer integriert war (Abb. 4). Ein weiterer stünde am Fruchtkasten (18) als Gegenhänger des Mühlenturms an der Nordseite. Der genaue Standort ist nicht bekannt, aber auf der Karte von Schmalkalder zu erkennen (Abb. 4). An der Südwestseite wurden die beiden Eingangstore zur Befestigungsanlage ausgebaut.

Der Plan von Schmalkalder (Abb. 4) zeigt die Hauptringmauer mit dem umlaufenden Wehrgang und eine innere Zwingermauer.

Bemerkenswert sind die vielen Wehrtürme und der stark befestigte Bereich der Westtore. Obwohl etliche Wehrtürme nicht mehr vorhanden sind, ist die Klosterbefestigung heute noch sehr deutlich wahr- und erlebbar.
Die Befestigung von Maulbronn wurde auch in die Eppinger Linie von 1695 miteinbezogen.

(Peter Burggraaff, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2021)

Literatur

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Befestigung des Zisterzienserklosters Maulbronn

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Klosterhof
Ort
75433 Maulbronn
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1300 bis 1350

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„Befestigung des Zisterzienserklosters Maulbronn”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-339946 (Abgerufen: 16. März 2025)
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