Von diesem Standort aus erscheint das auf der anderen Talseite in etwas weniger als 2 Kilometern Luftlinie etwa auf gleicher Höhe wie Vossenack gelegene Kommerscheidt (je 450m ü. NN) zum Greifen nah. Dass sich dazwischen das tief eingeschnittene, mäandrierende Kalltal befindet, sieht man auf den ersten Blick nicht. Aber: Die Vegetationsänderung steht in Zusammenhang mit dem Relief! Die Nadelbäume markieren die steilen Hänge des Kalltals, die nur forst- und nicht landwirtschaftlich nutzbar sind.
Ein Blick in die Erdgeschichte erklärt die Besonderheiten der Landschaft Die Lage der Siedlungen auf annähernd gleicher Höhe ist ein Hinweis auf die Entstehungsgeschichte der Landschaft: Sie liegen auf den Resten einer ehemaligen Landoberfläche, die sich bis zum Ende der Kreidezeit durch vorwiegend flächenhafte Abtragung des variszischen Gebirges zu einer flachwelligen Rumpfflächenlandschaft gebildet hatte. Im folgenden Quartär kam es im Zuge der alpidischen Gebirgsbildungsphase zu einer erneuten Hebung dieser Rumpfflächenlandschaft. Durch gleichzeitig einsetzende und bis heute andauernde Erosionsprozesse sowie den klimatischen Einfluss der Eiszeiten wurde das heutige Landschaftsbild des Rheinischen Schiefergebirges herauspräpariert. Prägend wurde nun eine Landschaft mit tief eingeschnittenen Tälern und steilen Hängen. Die Rureifel (naturräumliche Einheit 282) ist Teil dieses Schiefergebirges. Sie ist eine ausgedehnte Hochfläche, die durch Kerb- und Kerbsohlentäler und ihre Flüsse gegliedert wird. Maßgeblich zu nennen sind die obere Rur und die untere Urft mit der Olef. Zahlreiche kleinere Gewässer ergänzen diese größeren. Geologisch besteht die Rureifel vorwiegend aus devonischen Schiefern und Grauwacken, auf denen sich auf den Hochflächen nährstoffarme Braunerden entwickelt haben. Buchenwaldgesellschaften sind die potenzielle natürliche Vegetation. Der heute vorherrschende Wechsel zwischen Grünland- und (Nadel-)Waldnutzung ist eine Anpassung an die Prinzipien heutiger Wirtschaftlichkeit. In der Vergangenheit wurden aus der Not heraus aber auch heutige Grenzertragsböden ackerbaulich genutzt. Zudem gab es eine Art Wirtschaftshilfe unter preußischer Herrschaft seit Mitte des 19. Jahrhunderts, bei der die Fichte flächenhaft als schnell wachsender Baum angepflanzt wurde. Die Rureifel kann noch in kleinere naturräumliche Einheiten untergliedert werden: Vossenack und Schmidt liegen demzufolge auf der Hürtgener Hochfläche (Einheit 282,1), die im Mittel auf 400 mNN liegt. Es ist eine flachwellige Hochfläche, auf deren tiefgründigen, lehmig-tonigen Verwittterungsböden bereits im Mittelalter im Zuge von Rodungen Siedlungsgründungen stattgefunden haben. In Südwest-Nordostrichtung durchzieht das Kalltal diese Hochfläche. Die Kall entspringt in Belgien bei Konzen in einer Höhe von etwa 550 mNN und mündet nach 25 Kilometern auf etwa 180 mNN bei Zerkall in die Rur.
Wie die Morphologie der Rureifel zum militärischen Desaster beitrug Wie im Einführungstext zum Kall Trail ausgeführt wurde, ging die Topographie des Kalltales (Kerbsohlental mit steilen Hängen) nicht aus dem Kartenmaterial der amerikanischen Truppen hervor. Man benutzte zu stark generalisierte Karten: „Zwar waren die Kampfeinheiten mit topografischen Karten ausgestattet, aber in den weit zurückliegenden Stäben auf Korps- und Armee-Ebene begnügte man sich mit dem Nachdruck der Michelin Straßenkarten von 1940 - in der weder die steilen Täler, noch die Rurtalsperre eingezeichnet waren“ (Rureifel-Tourismus). Und: Von diesem Standort aus lässt sich auch für den Betrachter vor Ort nicht erahnen, dass sich der bewaldete und teilweise als Hohlweg ausgebildete Kall Trail auf seinen 3,7 Kilometern Länge bis Kommerscheidt als schmale, steile, z.T. auch sehr rutschige und für Panzer ungeeignete Etappe erweisen würde.
Brunotte, Ernst; Immendorf, Ralf; Schlimm, Reinhold (1994)
Die Naturlandschaft und ihre Umgestaltung durch den Menschen. Erläuterungen zur Hochschulexkursionskarte Köln und Umgebung. (Kölner Geographische Arbeiten 63.) Köln.
Gläser, Ewald / Institut für Landeskunde und Raumforschung (Hrsg.) (1978)
Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 122/123 Köln-Aachen. In: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands 1:200.000, S. 11f., Bonn-Bad Godesberg.
Konejung Stiftung: Kultur; Rureifel-Tourismus e.V.; Gemeinde Hürtgenwald (Hrsg.) (2015)
Historisch-Literarischer Wanderweg [66] Kall Trail. Standort 5, o. O. Online verfügbar: PDF Kall Trail 66, abgerufen am 04.09.2023
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Empfohlene Zitierweise
Martina Gelhar, Nicole Schmitz, 2021: „Aussichtspunkt auf Schmidt bei Vossenack”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-332603 (Abgerufen: 9. September 2024)
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