Da der Transport des Baumaterials mit Pferdekarren viel aufwendiger war als heute, war es damals üblich, das Material in der Nähe der Baustelle zu gewinnen. Deshalb erwarb der hessische Staat 1847 für den Bau von Gebäuden, Brücken und Durchlässen für den Bahnbau einen eigenen Steinbruch in Vilbel.
Mit einem Fuhrwerk ließ sich nur sehr wenig Material transportieren und so waren sehr viele davon über die gesamte Bauzeit im Einsatz. Es entstand ein richtiges Logistikproblem, dessen Lösung darin bestand, die Fuhrwerke in einer Art Kreisverkehr durch Ort und Steinbruch fahren zu lassen, sodass keine Begegnungen und kein Ausweichen nötig waren.
Dazu wurde ein Teil des Edelbachs kanalisiert und überbrückt, sodass die Transportwagen nun über die Hanauer Straße in den Steinbruch einfahren konnten. Nach der Beladung verließen sie den Steinbruch an dessen „Ausfahrt“ und gelangten über den Kanalweg zu den Baustellen. Mit dem angefallenen Abraum wurden benachbarte Bereiche terrassiert und mit Weinreben und Obstbäumen bepflanzt.
Der erste durchgehende Zug auf der Main-Weser-Bahn von Kassel nach Frankfurt am Main fuhr am 15. Mai 1852, das zweite Gleis kam 1865 nach zwölfjährigen Verhandlungen hinzu. Dieses Gleis hatte große Bedeutung im Deutschen Krieg von 1866, da es den preußischen Truppentransport erheblich erleichterte.
1905 endete der gewerbliche Steinbruchbetrieb.
Die Eisenbahnbrücke am heutigen Nidda-Sportfeld wurde aus mainfränkischem und nicht aus Vilbeler Sandstein errichtet!
Die Flurstück-Karten in der Mediengalerie
Die beiden Flurstück-Karten Bad Vilbels von 1847 und 1880 in der Mediengalerie zeigen die im Eigentum der verschiedenen Steinbruchbetriebe befindlichen Grundstücke im Vergleich. Dargestellt sind die verschiedenen Zukäufe und damit die tatsächlichen und erwarteten Unternehmensausweitungen über die drei Jahrzehnte. Es handelt sich also nicht immer zwingend um Abbaugebiete, teilweise auch um Zukäufe in Erwartung der Betriebserweiterung.
Rot markiert sind die Grundstücke des Steinbruchbesitzers Bärmann im Bereich des Vilbeler Rothebergs. Grün die Grundstücke des Steinbruchunternehmens Wilhelm Reitz, wobei der untere Teil ein Betriebsgelände darstellt.
Gelb dargestellt sind Bärmann´sche Grundstücke, die 1866-1880 in den Besitz des Steinbruchunternehmens Philipp Beller übergingen.
Das Unternehmen Bärmanns stagnierte, während Reitz und Beller hinzukauften, um ihre Betriebe zu vergrößern.
Wir befinden uns hier im blau dargestellten Steinbruch. Hier wurde Sandstein zum Zwecke der Errichtung der Bauwerke der Main-Weser-Bahn abgebaut. Seinem Zweck entsprechend wurde er Main-Weser-Bahn-Steinbruch genannt. Er befand sich im Staatsbesitz und wurde ebenfalls im Zeitraum ausgedehnt. 1906, nach Fertigstellung von Main-Weser- und Niddertalbahn wurde dieser Steinbruch vom Unternehmen Wilhelm Geh übernommen.
Türkis dargestellt sind die Wein- und Obstanbauflächen auf den Terrassen des Rothebergs (Flurkarten Bad Vilbels, Stadtarchiv Bad Vilbel, ergänzt von Stefan Kunz, Illustration 360smart, Frankfurt am Main).
(Stadt Bad Vilbel, 2022)
Internet
www.wikipedia.org: Main-Weser-Bahn (aufgerufen: 14.05.2021)