Rosenburg bei Kessenich

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 42′ 42,27″ N: 7° 06′ 6,75″ O 50,71174°N: 7,10187°O
Koordinate UTM 32.365.990,54 m: 5.619.488,61 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.870,00 m: 5.620.158,87 m
  • Rosenburg bei Bonn-Kessenich (2020)

    Rosenburg bei Bonn-Kessenich (2020)

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    Rosenburg bei Bonn-Kessenich (2020)

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    Rosenburg bei Bonn-Kessenich (2020)

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    Rosenburg in Bonn-Kessenich (2015)

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  • Die Rosenburg (1860)

    Die Rosenburg (1860)

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Die Rosenburg ist eine burgartige Villa im Bonner Stadtteil Kessenich und liegt an den Hängen des Venusberges unterhalb des Universitätsklinikums; sie ist namensgebend für die zu ihr verlaufenden Straße.
Die ursprünglich als Sommerresidenz geplante Rosenburg wurde in fast 200 Jahren Geschichte für zahlreiche Zwecke genutzt und bietet daher beispielhafte Einblicke in die Geschichte der Region.

Der Bau der Rosenburg 1831-1852
Wechselhafte Zeiten 1852-1950
Justizministerium 1950-1970
Nutzungen 1970 bis heute
Baudenkmal
Internet, Literatur

Der Bau der Rosenburg 1831-1852
Die Rosenburg wurde von Professor Georg August Goldfuß (1782-1848), einem Paläontologen und Zoologen an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, im Januar 1831 im neuromanischen Stil erbaut. Damit zählt sie zu den frühesten „Burg-Villen“ in Deutschland. Die als Sommerresidenz geplante Anlage wurde nach einem Entwurf des Architekten Carl Alexander Heideloff errichtet. Die winkelig angelegte „Burg-Villa“ aus Werkstein mit angeschlossener Kapelle und Helmdach-Turm wurde von Backstein-Nebengebäuden flankiert. Die ursprüngliche Bausubstanz bestand aus zwei eingeschossigen Bauten, winkelförmig verbunden durch einen Turm; dieser war mit einer reichlich ausgestatteten Waffenkammer versehen. Das Hauptgebäude mit drei Ecktürmen ähnelte im Mittelalter verwendeten Wehrtürmen, die auch Donjon genannt werden.
Georg August Goldfuß wollte die „Burg-Villa“ noch durch weitere Zierelemente und höhere Türme ergänzen, aber das Baubudget reichte dafür nicht aus. Er versuchte die Villa als Nachfolgerbau einer mittelalterlichen Burg darzustellen, deren Existenz aber nicht belegt ist. Drei Jahre nach der Errichtung des Anwesens erweiterte Goldfuß die Villa nach Plänen des Architekten Heideloff.

Das damalige Erscheinungsbild unterschied sich maßgeblich von der heutigen Bausubstanz und erinnerte viel mehr an eine mittelalterliche Burg. Hierdurch ist das Anwesen ein Paradebeispiel für das romantische Geschichtsbewusstsein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auf der Preußischen Neuaufnahme von 1891-1912 sind nach Osten den Hang hinab reichende Weinbergsflächen verzeichnet, detaillierte Angaben zu den die Villa umgebenden Gärten sind aber nicht überliefert. Den Namen „Rosenburg“ erhielt die Villa vermutlich nach der Rose, die sich im Wappen der Ehefrau des Bauherrn - Katharina Eleonore Carolina Goldfuß, geborene Ölhafen von Schöllenbach - befindet.
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Wechselhafte Zeiten 1852-1950
1852 ging die „Burg“ einschließlich des sie umgebenden sechs Hektar großen Waldbestandes für 8.000 Taler in den Besitz der Seidenfabrikanten-Familie Schlieper über. Nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs in den Jahren 1870 bis 1871 erneuerte die Familie Schlieper den Bau von Grund auf mit „Hangelarer feuerfestem Stein“. Im Jahre 1905 wird eine Frau (Professor Ernst) Roeber als Besitzerin aufgeführt.

Im Mai 1918 wurde die Rosenburg von der Erbengemeinschaft Schlieper an August Doerner, den Leiter des Apostolats der Priester- und Ordensberufe, verkauft, der dort eine Priesterausbildungsstätte einrichtete. Gymnasiasten und Theologiestudenten aus ganz Deutschland bezogen die Villa. Historische Zeugen berichten von unermüdlichen Arbeiten der Studenten bei der Landschaftsgestaltung und dem Bau neuer Gebäudeflügel, explizit wurde erwähnt, dass nur wenige Arbeiten von Fachleuten ausgeführt wurden.
1938 zog die Luftwaffe ein und nutzte die Rosenburg als Urlaubsunterkunft für Zivilangestellte und für Offizierslehrgänge. 1944 bezog die medizinische Klinik der Universität Bonn die Rosenburg als vorübergehendes Quartier, bevor ab 1946 der Umzug auf den Venusberg begann.
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Justizministerium 1950-1970
Die Villa war während des Krieges nur von einer Bombe getroffen worden, die wenig Schäden angerichtet hatte; in den 1950er Jahren wurden diese vollständig beseitigt.
Das Bundesministerium der Justiz hatte von 1950 bis 1973 in der Rosenburg seinen Sitz. Für den Einzug wurden Umbaumaßnahmen ausgeführt und die medizinischen Einrichtungen entfernt, die Umbaukosten beliefen sich auf ca. 300.000 DM. Die Nutzung als Justizministerium prägt den heutigen Blick auf das Anwesen, da die nach dem Zweiten Weltkrieg betriebene Personalpolitik heute umstritten ist.

Von 1946 bis 1973 waren zeitweise 50 bis 70 Prozent der Mitarbeiter ehemalige NSDAP-Mitglieder, viele dieser Mitarbeiter waren direkt an der Umsetzung des Willens der NS-Führung beteiligt gewesen. Nach Kriegsende gab es Behinderungen und Verschleppungen, durch die bis 1958 praktisch alle NS-Straftäter freikamen oder vor weiterer Strafverfolgung verschont blieben. So betrieb der Leiter der Strafrechtsabteilung, Eduard Dreher, eine „wohlplatzierte“ Gesetzesänderung, wodurch die Verfahrensregeln für Teilnahme an Mord zu Mordversuch verändert wurden. Damit veränderte sich die Verjährungsfrist der Straftat von unbegrenzter Zeit auf 15 Jahre, wodurch viele Straftäter ohne Anklage davonkamen. Auch wurde innerhalb des Ministeriums keine aktive Aufarbeitung der Unterstützung des NS-Regimes durch seine Mitarbeiter vorangetrieben. Dies führte dazu, dass kein einziger Mitarbeiter wegen Verstrickungen mit der NSDAP entlassen wurde. Seit 1970 befanden sich rein rechnerisch keine ehemaligen Nationalsozialisten mehr im aktiven Dienst.

Erster Justizminister war Thomas Dehler. Weder er noch Staatssekretär Walter Strauß, der bis 1963 unter verschiedenen Ministern arbeitete, war nationalsozialistisch verstrickt. Im Gegensatz zu der hohen Anzahl an ehemaligen NSDAP-Mitgliedern war Thomas Dehler, einer der „Väter des Grundgesetzes“, in Kontakt mit dem Wiederstand.
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Nutzungen 1970 bis heute
Seit 1974 zog das Justizministerium in das Regierungsviertel Bonns in Bad Godesberg in die sogenannten Kreuzbauten um und das „Streitkräfteamt der Bundeswehr“ übernahm das Anwesen. Von 1992 bis 2004 war die Rosenburg Sitz der „Bundesakademie für Sicherheitspolitik“. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben befasste sich seit 1991 im Zuge des Umzuges der Regierung nach Berlin mit der Veräußerung des Anwesens.

Das Ministerium hatte noch 2004 weite Teile der Innenräume renoviert, nicht jedoch die angeschlossene Kapelle sowie das ehemalige Bedienstetenhaus. Trotz der Renovierungen wurde der Umzug des Streitkräfteamtes mit fehlendem Brandschutz begründet. Dieser als Flucht wahrgenommene Umzug wurde von den Bonner Bürgern nicht wohlwollend hingenommen, da ein Verfall der Immobilie befürchtet wurde. Nach Verhandlungen mit dem Denkmalschutz über die Nutzungsänderungen des Hauptgebäudes und der Errichtung neuer Anbauten wurde dem Kaufinteressenten, der „Rosenburg GbR“, das Gebäude übergeben. Die Umbaumaßnahmen hin zu einem reinen Wohnkomplex wurden 2010 weitegehend fertiggestellt. Heute ist der Wohnkomplex von 170 Personen bewohnt und das Anwesen erstreckt sich auf 19.000 Quadratmetern eingezäunter Fläche.
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Baudenkmal
Die Rosenburg ist ein Baudenkmal, sie ist mit der Nummer A 406 in die Denkmalliste der Stadt Bonn eingetragen.

(Frederic Tempelaars, Geographisches Institut der Universität Bonn, 2020)

Internet
ga.de: General Anzeiger Bonn: Rosenburg in Bonn ist heute Heimat für Familien (abgerufen 09.09.2020)
alleburgen.de: Rosenburg - Burgvilla (abgerufen 09.09.2020)
wegderdemokratie.de: Rosenburg - Sitz des Bundesministeriums der Justiz 1950–1973 (abgerufen 09.09.2020)
de.wikipedia.org: Rosenburg (Bonn) (abgerufen 09.09.2020)
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Literatur

Losse, Michael / Eifelverein (Hrsg.) (1996)
Der "Börsenritter" im "lauschigen Butzenscheiben-Erker". Anmerkung zur realen und ideellen Inbesitznahme mittelalterlicher Burgen durch Bürgerliche im Eifel-Mosel-Gebiet (1815-1918). In: Eifeljahrbuch, S. 16-33. Düren.
Paul Clemen / Paul Clemen (Hrsg.) (1905)
Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Bonn. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 5.3.) Düsseldorf.
Wolfhart, Langer (2003)
Die ehemalige Rosenburg in Bonn-Kessenich. In: Rheinische Heimatpflege 40, Heft 2, S. 141-145. Köln.

Rosenburg bei Kessenich

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Rosenburgweg 901
Ort
53115 Bonn - Kessenich
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Auswertung historischer Fotos, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1831

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Frederic Tempelaars: „Rosenburg bei Kessenich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-322011 (Abgerufen: 16. April 2024)
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