1575 wurde der Schafhof in den Quellen als „Hof Steingrube“ bezeichnet, was auf die ursprüngliche Nutzung des Geländes hinweist. Seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts wurde der Hof als „Schafhof“ oder „Ochsenhof“ wegen der Schäferei und der Ochsenmast genannt. 1704 umfasste die Schäferei etwa 400 Tiere. Nach dem Lagerbuch von 1725 war die Schäferei verpachtet. Der Pächter wohnte mit seiner Familie und den Knechten im Schäfereihaus mitten auf dem Hof (heute Schafhof 8).
Nach der Säkularisation 1534/1556 wurde der Hof erst 1607 einem sogenannten Meier (Verwalter) verpachtet. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bestand der Schafhof aus drei Wohngebäuden, mehrere Ställen, Scheunen und Gärten. Auch das Meiereihaus gehörte dazu.
Nach der Gründung des Amtes Maulbronn 1838 endete die Verpachtung des Schafhofs durch das Kameralamt (staatliche Finanzbehörde). Ab 1842 wurde ein Teil der Hofgebäude Maulbronner Familien verkauft. In den nächsten Jahrzehnten wurden immer mehr Häuser auf und um den Schafhof herumgebaut, so dass sich ein kleines Stadtviertel von Maulbronn entwickelt hat.
Das Viertel wird geprägt von Kunst- und Antiquitätengeschäften sowie Künstlerateliers. Die Geschichte des Hofes wird heute künstlerisch interpretiert in Form von Markierungen im Straßenpflaster, Beschilderungen und Informationen. Dadurch wird eine ganz spezifische Aura erzeugt, die Kunst und Geschichte zusammenführt.
Alte Fachwerkhäuser prägen bis heute das Bild des Schafhofs. Seit 2003 befindet sich im ehemaligen Schafstall das Museum des Maulbronner Geschichts- und Heimatvereins.
Liste der Denkmäler
• Ehemalige Schafscheune (Nr. 2, 2/1), giebelständiger, zwei-, zur Straße hin dreigeschossiger, teilweise verputzter Steinbau mit Krüppelwalmdach, um 1800.
• Südlich Nr. 2 Eselsbrunnen, Laufbrunnen, neugotischer Brunnenstock um 1880, Metalltrog.
• Wohnhaus (Nr. 3), zweigeschossiges Fachwerkhaus mit massivem Erdgeschoss, Krüppelwalmdach, bezeichnet am Türsturz „1779“.
• Wohnhaus (Nr. 4), traufständiger, eingeschossiger Steinbau, im Dachgeschoss Fachwerk, überdachte Holztreppe an der Giebelseite, bezeichnet „1786“.
• Wohnhaus (Nr. 7), eingeschossiger Fachwerkbau auf massivem Kellergeschoss, Krüppelwalmdach, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts.
• Gehöft, Wohnhaus (Nr. 8), eingeschossiges Fachwerkhaus mit Krüppelwalmdach, 16. Jahrhundert, bezeichnet „1752“, zwei Wirtschaftsgebäude im Norden.
• Ehemalige Hofanlage (Nr. 12), erstes städtisches Krankenhaus (1854), traufständiger, eingeschossiger Massivbau mit Krüppelwalmdach, bezeichnet „1786“, Türstock bezeichnet ”M 1843 P„, Scheune und Nebengebäude im Norden (12/3) mit zugehörigen gewölbten Kellern.
• Hofanlage (Nr. 14), Einhaus, traufständiger, zweigeschossiger Massivbau, Obergeschoss Fachwerk, Krüppelwalmdach, Keller bezeichnet “1772„.
• Scheune (Nr. 18), giebelständiger, zweigeschossiger Steinbau, Obergeschoss Fachwerk, Satteldach, vor 1835.
• Wohnhaus (Nr. 28), traufständiger, zweigeschossiger Massivbau (?), Krüppelwalmdach, bezeichnet “1812„.
• Bruchkante des alten Klostersteinbruchs nördlich des Schafhofes, vermutete Ummauerung des Schafhofes (Sachgesamtheit).
(Peter Burggraaff, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2020)