Im Jahre 1817 wurde die Bobenthaler Orgel von dem bekannten pfälzischen Orgelbauer Johann Wendelin Ubhaus (1777-1856) hergestellt. Insgesamt wurde die Orgel nur einmal restauriert, wodurch das heutige Klangerlebnis dem des frühen 19. Jahrhunderts sehr nahe kommt. Auch in seinem Äußeren entspricht das Instrument in Bobenthal nahezu dem Originalzustand. Dieser Umstand macht die Orgel zu etwas Besonderem, wurden doch viele Orgeln des 19. Jahrhunderts nachträglich technisch und stilistisch modifiziert. Aus diesem Grund ist das Instrument bei Musikern und Musikliebhabern gleichermaßen beliebt und jährlich wird die Orgel für Konzerte mit namhaften Organisten wie Christian Brembeck genutzt.
Johann Wendelin von Ubhaus Johann Wendelin Ubhaus (1780-1852), Sohn eines einfachen Ackerers, heiratete am 27.05.1804 Klara Theresia geborene Born (1771-1841). Nach dem Klara Theresia 1841 verstarb, die erste Ehe blieb kinderlos, heiratete Wendelin Ubhaus am 27.03.1842 Maria Josefa geborene Spindeler (1824-1870). Aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor. Ubhaus lernte ab dem Jahr 1806 das Orgelbauerhandwerk in der seit 1768 in Kirrweiler bestehenden Werkstatt des Johann Ignaz Seuffert (1728-1807) und arbeitete später mit dessen Sohn Franz Seuffert (1773-1855) zusammen, der den väterlichen Betrieb übernommen hatte. Teilweise arbeitete Ubhaus jedoch auch selbstständig, wie beispielsweise die Orgel in Bobenthal zeigt und war im Jahr 1836 beim Bau der Domorgel in Speyer als Gutachter tätig (Bonkhoff 1984 und Bonkhoff 1990, S. 284). Auf der Durchreise in Wachenheim verstarb Johann Wendelin Ubhaus am 14.10.1856 (Kirchenbuch Kirrweiler).
Die Orgel und ihre Geschichte Die Ubhaus-Orgel ist nahezu im originalen Zustand erhalten und daher besonders wertvoll. Eine in der Manual-Windlade (einem Bestandteil der Orgel, von dem aus der Luftstrom gezielt den Orgelpfeifen zugeführt wird) gefundene Inschrift bestätigt die Urheberschaft: „Diese Orgel wurde gemacht in Kirrweiler bey Neustadt an der Hard von Wendelin Ubhaus für die Gemeinde von Bobenthal im Jahr 1817 den 24sten März.“ Die Bobenthaler Orgel ist eine der wenigen noch erhaltenen bzw. in ihrem Äußeren nahezu unveränderten Instrumenten dieser Fabrikation. Dass das Bobenthaler Instrument die vergangenen zwei Jahrhunderte lang Umbaumaßnahmen entgehen konnte, ist einem aus heutiger Sicht glücklichem Zustand zu verdanken: Der Gemeinde fehlte schlichtweg das Geld für ein neues Instrument. Bereits im Jahre 1879 sollte im Zuge des Neubaus der Kirche auch eine neue Orgel erworben werden.
Die Reparatur der Orgel Statt eine neue Orgel anzuschaffen, wurde jedoch die alte repariert und wieder in Betrieb genommen. Vermutlich wurde bei dieser Gelegenheit die ursprüngliche Keilbalganlage durch die noch heute vorhandene Stöpselbalganlage ersetzt. Die Ubhaus-Orgel ist aus einem weiteren Grund eine wahre Rarität weit über die pfälzische Orgellandschaft hinaus: Das Pedal besitzt keine 16. Stimme. Das Manual ist dagegen ungewöhnlicherweise vom tiefen C bis f'' komplett ausgebaut, wohingegen das Pedal einen (zeittypischen) geringeren Umfang von etwas mehr als einer Oktave (C-d°) besitzt. Die Disposition beinhaltet zu einem Viertel Streicher-Stimmen, was sowohl der barocken Tradition, als auch einem gewissen spätklassizistischen Klangideal entsprach.
(Julia Müller, Universität Koblenz-Landau, 2019)
Quelle - St. Michaels-Kirche Bobenthal, Informationsbroschüre, herausgegeben von der Katholischen Kirchengemeinde Bobenthal. 1. Auflage 2017 - Kirchenbuch Kirrweiler
Internet www.youtube.com: Johann Caspar Simon (1701-1776): Praeludium et Fuga ex B-Dur (Klangbeispiel Ubhaus-Orgel in Bobenthal, abgerufren 28.05.2020)
Literatur
Bonkhoff, Bernhard H. (1990)
Denkmalorgeln in der Pfalz. (Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde 132.) o. O.
Bonkhoff, Bernhard H. (1984)
Historische Orgeln in der Pfalz. (Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde, 104.) o. O.
Bonkhoff, Bernhard H. (o.J.)
Die Orgelbauer Seuffert, Ubhaus und Wagner in Kirrweiler. In: Pfälzer Heimat 34, 1983, S. 49–69. o. O.
Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn 1817
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