Das Gebäude
Das Kirchengebäude besteht aus einem Langhaus mit neoromanischer Westfassade. Aus der Westfassade erhebt sich der Kirchturm‚ der genau wie die Fassade in dem rötlichen Sandstein der Region erbaut ist und optisch hervorsticht. Bekrönt wird der Turm von einem schiefergedeckten Helm. Das Langhaus und der Polygonchor sind weiß verputzt. Der Innenraum entspricht dem Typus der Saalkirche, unmittelbar über dem Eingang befindet sich die Empore mit der Orgel.
Zur Geschichte
Aufgrund der dürftigen Quellenlage lässt sich die Bobenthaler Kirchengeschichte nur lückenhaft nachvollziehen. Bobenthal kann mit dem Nachbarort Schlettenbach (auch Slettenbach, heute Niederschlettenbach) auf eine weitgehend gemeinsame Geschichte zurückblicken. Beide Orte sind Gründungen der Benediktiner-Mönche aus Weißenburg, der heutigen französischen Gemeinde Wissembourg im Elsass. Die bisher älteste Erwähnung Bobenthals stammt aus einer Teilungsurkunde aus dem Jahr 1316. In dieser Urkunde, der sogenannten Puller von Hohenburg, findet jedoch eine Kirche noch keine Erwähnung (www.rheinpfalz.de). Im Jahr 1701 wurde erstmals ein Kirchengebäude in Bobenthal erwähnt, welches damals bereits dem Erzengel Michael geweiht war. Wann diese kleine Kirche abgerissen wurde, ist nicht eindeutig zu bestimmen (Abriss vermutlich um das Jahr 1780, Kuhn 1999, S. 75). Sicher datieren lässt sich jedoch der Bau der heutigen Kirche Sankt Michael auf das Jahr 1878. Der Saalbau im Stil der Neuromanik verfügt über einen 37 Meter hohen Turmanbau aus Sandstein, der das Aussehen der Kirche bis heute prägt.
Das Dorf unterstand der Niederschlettenbacher Gerichtsbarkeit und der dortigen Pfarrei Sankt Laurentius, die für die seelsorgerische Betreuung zuständig war. Bis zum späten Mittelalter war die katholische Pfarrkirche Sankt Laurentius in Niederschlettenbach die einzige Kirche der Region und der dortige Pfarrer somit auch zuständig für das Seelenheil der Einwohner Bobenthals sowie fünf weiterer Dörfer. Kirche und Pfarrei Sankt Laurentius gehörten zum Landkapitel des Klosters Weißenburg, bis im Jahr 1522 der Abt von Weißenburg Teile seiner Obrigkeit in Niederschlettenbach an die Kurpfalz verpfändete oder verkaufte. Die Pfarrei mit ihrem Zuständigkeitsbereich und damit auch Bobenthal, wurden zu dieser Zeit gegen ihren Willen reformiert und erhielten mit Pareus ihren ersten reformierten Pfarrer.
Als 1603 der letzte Dahner Ritter, Ludwig II. von Dahn (1561-1603), kinderlos starb, fiel die Herrschaft Dahn an das Hochstift Speyer (www.burgenlexikon.eu). Während des Holländischen Krieges (1673/1674) und des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1680) durchstreiften französische Soldaten das Land und plünderten die Kirchen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts waren daraufhin viele Gemeinden ohne Pfarrer. Hilfe brachten die Kapuziner- und Franziskanermönche, indem diese die Seelsorge ausübten. Von den Auswirkungen der Französischen Revolution und anschließenden Napoleonischen Zeit waren besonders die katholischen Kirchen betroffen. Die Kirchengüter wurden beschlagnahmt und versteigert. Das Hochstift Speyer wurde aufgelöst und die Bobenthaler Gemeinde dem Bistum Straßburg zugeordnet.
Nutzung und Renovierung im 20. Jahrhundert
Nach den zahlreichen Renovierungen und Ausbesserungsarbeiten sowie den beiden Weltkriegen, die das Gotteshaus glimpflich überstand, wurden ab 1941 wieder regelmäßig Gottesdienste abgehalten. 1985 wurde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt. Durch Renovierungen im Jahr 2010 erhielt das Gotteshaus auch im Inneren sein heutiges Aussehen. Erwähnenswert ist hier die künstlerische Gestaltung des Kirchenraums durch den Kirchenmaler Vitus Wurmdobler (geboren 1945).
Die Gestaltung des Innenraums
Hervorzuheben ist, als Teil der Innenausstattung der St. Michaels-Kirche, die Orgel von Wendelin Ubhaus aus dem Jahr 1817. Sie ist auch heute noch in einem sehr guten Zustand. Darüber hinaus wurde der Innenraum maßgeblich durch den aus Schonach im Schwarzwald stammenden, international renommierten Bildhauer Klaus Ringwald (1939-2011) geprägt. Dieser schuf im Jahre 1987 das Ensemble der Bobenthaler Sakralkunst. Im Inneren der Kirche dominieren die Farben Gold und Grün, die den Sieg und den Triumph, als auch das Leben und die Hoffnung symbolisieren.
Das zentrale Werk seiner Sakralkunst in Bobenthal bildet die von einem großen Kreuz gekrönte Tabernakelsäule im Chorraum. Zu diesem Werk gehören ebenso der Ambo, an dem das Evangelium verkündet wird, der Leuchter für die Osterkerze, das Altarkreuz für den Priester, zwei Altarleuchter, ein Ewig-Licht-Halter, ein Kredenztisch für die liturgischen Geräte sowie – im rückwärtigen Bereich der Kirche – zwei Weihwasserbecken und ein Opferstock. Das Hauptwerk stellt den gekreuzigten Christus dar. Einer traditionellen Kreuzigung entsprechend, wird Christus von der Gottesmutter Maria und dem Jünger Johannes flankiert. Der Kreis verweist auf die christliche Botschaft von Schöpfung, Erlösung und Vollendung. Auffallend sind die filigranen Holzschnitzereien. Die Weinrebe ist als Motiv doppeldeutig, symbolisiert sie doch zum einen das Blut Christi, zum anderen den Wein der Region.
Ringwald bediente sich dieses Symbols mehrfach in seinen Werken. Gefasst sind die Werke allesamt in Gold, der Farbe des Sieges und des Triumphs (des Auferstandenen über den Tod) und in Grün, der Farbe der Hoffnung und des Lebens. Die von Ringwald ebenfalls gestalteten Figuren des Schmerzensmannes im Chorkreuz und im Kreuz auf dem Altar, finden somit durch die Farben eine auf die Erlösungsbotschaft ausgerichtete Entsprechung. Klaus Ringwald hat in den Jahren seines Schaffens rund 20 Kirchen und Kapellen ausgestattet. Sein bedeutendstes Werk ist die Skulptur „Welcoming Christ“ am Eingang der Kathedrale von Canterbury, der Hauptkirche der anglikanischen Kirche in England. Die Werke in Bobenthal stammen ursprünglich aus dem Dahner Krankenhaus, wurden jedoch mit der Schließung des Krankenhauses im Jahre 2006 in das Priesterseminar in Speyer eingelagert. 2010 kamen die Werke unter Mitwirkung des Künstlers in die Bobenthaler Kirche. Klaus Ringwald verstarb 2011 im Alter von 72 Jahren.
Die Rokoko-Kanzel von 1779 ist das älteste Einrichtungsstück der St. Michaels-Kirche und wurde vermutlich zeitgleich mit einem Neubau der Kirche im Jahr 1779 geschaffen. Die Kanzel hat einen eckigen, hölzernen Korpus. Sie ist mit einem laubwerkgezierten Volutenpilaster versehen und besitzt jeweils an den Seiten geschweifte Rokoko-Schnitzrahmen und geschnitzte Lorbeergewinde im Empire-Stil. Der Schalldeckel ist kronenförmig ausgearbeitet. Die Kanzel wurde 1964 renoviert und steht unter Denkmalschutz.
Die Kirche Sankt Michael in Bobenthal ist im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler für den Kreis Südwestpfalz (Stand 2019) geführt. Der Eintrag lautet: „Kath. Kirche St. Michael Hauptstraße 18 kleiner Saalbau, 1878“.
(Julia Müller, Universität Koblenz-Landau, 2019 / Mit freundlichen Hinweisen von Herrn Werner Keller)
Quellen
- Informationsbroschüre: St. Michaels-Kirche Bobenthal. Herausgegeben von der Katholischen Kirchengemeinde Bobenthal. 1. Auflage 2017
- „Unser Dorf hat Zukunft“, Imageflyer (2018): Ortsgemeinde Bobenthal
Internet
www.rheinpfalz.de: Merkelin ist der älteste bekannte Bobenthaler (abgerufen 02.12.2019)
www.burgenlexikon.eu: Ludwig II. von Dahn, der letzte Dahner (1561-1603) (abgerufen 02.12.2019)