Die Steinkammer in Missunde

Großsteingrab Missunde, Ganggrab von Missunde

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Kosel
Kreis(e): Rendsburg-Eckernförde
Bundesland: Schleswig-Holstein
Koordinate WGS84 54° 31′ 10,56″ N: 9° 43′ 16,67″ O 54,5196°N: 9,7213°O
Koordinate UTM 32.546.689,54 m: 6.041.574,44 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.546.776,39 m: 6.043.552,05 m
  • Die Steinkammer von Missunde (2007)

    Die Steinkammer von Missunde (2007)

    Copyright-Hinweis:
    Anspach, Birte / Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein
    Fotograf/Urheber:
    Birte Anspach
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  • Die Steinkammer in Missunde, archäologischer Grundriss des Megalithgrabes

    Die Steinkammer in Missunde, archäologischer Grundriss des Megalithgrabes

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    Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein
    Fotograf/Urheber:
    Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein
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Missunde - Das Megalithgrab
Auf einer Geländekuppe am Südostrand der Ortschaft Missunde befindet sich nördlich des Missunder Fährweges ein Großsteingrab aus der Jungsteinzeit. Es liegt nahe des historischen Denkmals für die Gefallenen des Gefechtes bei Missunde, welches den Preußen 1864 den Übergang über die Schlei ermöglichte. Das Grab wurde bereits 1842 teilweise zerstört, als Steine für Baumaßnahmen entnommen wurden. Im Jahre 1962 fand dann durch das Archäologische Landesamt eine Untersuchung mit anschließender Teilrestaurierung statt.

Ergebnisse der archäologischen Untersuchung
Ursprünglich bestand das Grab aus einer Ost-West ausgerichteten rechteckigen Kammer, die von einem steinumsetzten Rundhügel bedeckt war. Die Kammer besaß elf Tragsteine und drei bis vier Decksteine. Die Zwischenräume der Tragsteine waren sorgfältig mit lehmverstrichenen Steinplatten vermauert. Ungefähr mittig setzte ein etwa 3 m langer Gang an, der aus sieben etwas niedrigeren Tragsteinen und mehreren flachen Decksteinen bestand. Solche Gräber mit angrenzendem Gang werden Ganggräber genannt. Eine breite rechteckige Steinplatte im Kammerinneren diente möglicherweise als Schwellenstein zum Verschließen des Ganges.

Der Hügel war ursprünglich mit einem schräg abgepackten, ca. 1 m hohen Steinmantel versehen, der die gesamte Kammer umgab. Darüber wölbte sich ein lehmsandiger Hügel. Über dem anstehenden Boden im Kammerinneren lagen ein Steinpflaster und eine Schicht aus gebranntem Flint. Im Westen war die Kammer durch vier hochkant stehende Steinplatten abgeteilt. In dem so entstandenen Raum waren 1842 angeblich ein Tongefäß und 1961 noch Reste von Bernsteinperlen nebst einer Feuersteinklinge aufgefunden worden. Im östlichen Teil der Kammer konnten bei Untersuchungen noch einige Scherben, weitere Feuersteinklingen und stark vergangene Skelettreste geborgen werden.

Lage und Anfahrt
Vom Ort Kosel aus kommend befindet sich die Anlage am Ortseingang von Missunde, rechts auf einer kleinen, bewaldeten Anhöhe und ist ausgeschildert.

Adresse für googleMaps:
Großsteingrab Missunde

(Birte Anspach, Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein, im Projekt „Megalithic Routes in Schleswig-Holstein“, gefördert von der Bundesbeauftragen für Kultur und Medien im Zuge des Europäischen Kulturerbejahres 2018+1 „Sharing Heritage“, 2019)

Megalithik in Schleswig-Holstein
Das aus den griechischen Wörtern für groß μέγας (mégas) und Stein λίθος (líthos) gebildete Kunstwort ‚Megalith‘ bezeichnet als Oberbegriff bewusst aufgestellte
• einzeln stehende Steine (Menhir, Hünenstein)
• oder aus Findlingen errichtete Bauten (z. B. Cromlech, Steinkreis).
• In den meisten Fällen handelt es sich jedoch um Grabanlagen, wie die die schleswig-holsteinische Landschaft prägenden Megalithgräber (Dolmen, Ganggräber).

Ihr Aufbau begann in Nordwestfrankreich ab 4.500 v. Chr. und zeitlich versetzt in Norddeutschland und Südskandinavien ab 3 600 v. Chr. Diese Grabdenkmale sind damit die ältesten noch erhaltenen Bauwerke Europas. Sie entstammen einer Zeit, als die sich entfaltende Landwirtschaft die aneignende Wirtschaftsweise der letzten Jäger und Sammler ersetzte. Die Menschen der Jungsteinzeit, nach den von ihnen verwendeten Tongefäßen als Trichterbecherleute benannt, betrieben hauptsächlich Ackerbau und Viehzucht, ohne allerdings die Jagd und den Fischfang zu vernachlässigen.

Die Megalith-Bauten sind nicht nur steinerne Grabdenkmale. Sie hatten auch zum Ziel, den Besitzanspruch einer Gruppe zu dokumentieren. Als Landmarken stellen die erhaltenen Großsteingräber nach wie vor landschaftsprägende Elemente unserer sich ständig verändernden historischen Kulturlandschaft dar.

(Annika Müller, Ulf Ickerodt, Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein, Sharing Heritage, 2019)

Internet
www.schleswig-holstein.de: Megalithic Routes - Ein neues Projekt in Schleswig-Holstein (abgerufen 10.09.2019)

Die Steinkammer in Missunde

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Am Hünengrab 2
Ort
24354 Kosel - Missunde
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG SH 2015 (in Denkmalliste eingetragen)
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn -3600 bis -3200

Empfohlene Zitierweise

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Birte Anspach, Annika Müller, Ulf Ickerodt: „Die Steinkammer in Missunde”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-298039 (Abgerufen: 19. März 2025)
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