Der industrieller Großsteinbruch auf Grauwacke der „Schotterwerk Clemens GmbH & Co KG“ liegt westlich von Bergneustadt an der Ostflanke des Leienbachtals.
Geschichte Bereits 1948 eröffnet Guido Clemens einen ersten Grauwackesteinbruch zur Schottergewinnung, die „Guido Clemens Schotterwerke“ mit Sitz in Bergneustadt. Der Bruch, welcher erstmals in der topografischen Kartenausgabe von 1967 dargestellt wird, liegt zuerst noch versteckt in einem kleinen, kurz vor Dümmlinghausen nach Osten abzweigenden Seitental der Agger. Der Abbau beginnt am oberen Westhang des bis zu 395 Meter hohen Stentenbergs, dessen Ausläufer sich als langer Bergrücken bis an die Agger hinab zieht. Die Ortschaft Bergneustadt liegt nur 500 Meter weiter westlich, jedoch auf der Rückseite des Berges. Bis Anfang der 1980er Jahre wird der schnell wachsende Steinbruch über eine von Bergneustadt kommende Fahrstraße erschlossen. Im Rahmen einer Umorganisation des Betriebes und zur Reduzierung der Beeinträchtigungen für die Anwohner wird die Zufahrt in die Talsohle des Seitentals verlegt. Sie erreicht nun kurz vor Dümmlinghausen die Aggertalstraße. Die geförderte quarzhaltige Grauwackenvariante ist unter anderem hervorragend für den Straßenbau geeignet. Beliefert wird vor allem der Raum Köln-Düsseldorf. Aufgrund der besonderen Eigenschaften kommt das Material aber auch beim Bau der Landebahnen der Flughäfen Köln und Düsseldorf zum Einsatz.
2001 wird die Firma in die „Schotterwerk Clemens GmbH & Co KG“ mit Sitz in Gummersbach umgewandelt. Einer der Hauptgesellschafter wird die breit im Baustoffhandel aufgestellte Niederländische Gruppe „Van Nieuwpoort Groep“, Geschäftsführer der vorherige Inhaber Guido Clemens. Dank neuer Erweiterungsflächen - der Bruch reicht zukünftig bis an den Sportplatz Bergneustadt - und geplanter Umstrukturierungen des Betriebsablaufs – die Aufbereitung soll mittelfristig in einen ausgebeuteten Bereich umziehen, um die unter den Gebäuden verbliebenden Restmengen gewinnen zu können – ist der Betrieb längerfristig gesichert.
Produktion Folgende Informationen konnten der Firmenpräsentation entnommen werden: Das Schotterwerk Clemens produziert Grauwackesplitte, auch quarzitische Grauwacke genannt. Seine Qualität zeichnet sich durch einen hohen PSV Wert 60 aus. Der Steinbruch hat den logistischen Vorteil, dass er der nächstgelegene Steinbruch im Bergischen Land zum Großraum Köln ist. Die Grauwacke-Materialen vom Schotterwerk Clemens werden im Asphalt-, Beton-, Straßen- und Tiefbau, im Wasserbau, im Gleisbau und im Garten- und Landschaftsbau eingesetzt. Die Gewinnung der Grauwacke erfolgt mittels Bohrung und Sprengung. Das Rohmaterial wird mit Radladern, Baggern und Muldenkippern zu einem großen Vorbrecher transportiert. Das Material 0-400 Millimeter wird zwischengelagert, unterirdisch abgezogen und anschließend von zwei Nachbrechern zerkleinert. Für die Produktion von Edelsplitten wird das Material in die Splittanlage geleitet und von drei Kegelbrechern zerkleinert. Parallel dazu wird weiteres Material in zwei Kegelbrecher geleitet und zu einfach gebrochenem Splitt verarbeitet.
Die Produktpallette umfasst Schotter, Splitt-Schottergemische, Frostschutzmaterial und Schottertragschichten, Brechsande, Sand-Splittgemische, Schüttpacklagen-Splitte, Edelsplitte, Grobschlag, Wasserbausteine sowie Findlinge und Schwergewichts-Mauersteine. Die Auslieferung erfolgt durch den eigenen Fuhrpark mit 15 Sattelschleppern. Der Edelsplitt eignet sich als Zuschlag in Asphaltmaterialien, Betonfahrbahnen sowie für Start- und Landebahnen von Flughäfen mit erhöhten Anforderungen.
Geländebefund Das heute 80 ha große Bruchgelände mit einer Ausdehnung von 800 Metern Länge und bis zu 520 Metern Breite gliedert sich derzeit in drei Teilbereiche: Einen tiefen, ausgebeuteten Bruchbereich von rund 300 x 340 Metern Ausdehnung und einer bis zu fast 100 Metern hochreichenden, nahezu senkrechten Abbauwand. In der Bruchsohle hat sich Grundwasser gesammelt. Einen östlich daran anschließenden aktiven Abbau, der in einem großen, nach Westen offenen Halbkreis mit 270 x 250 Metern Größe in 6 Strossen gegen Osten vorangetrieben wird. Dieses neuere Abbaufeld hat mittlerweile den Gipfel des Stentenbergs abgetragen und erreicht mit seiner östlichen Bruchkante die Sportplätze Bergneustadts. Das dort durch Sprengungen gewonnene Material wird mit Hilfe von Großbaggern auf Muldenkipper (Dumper) verladen und zur zentralen Brecheranlage gefahren. Sowie die zentrale Aufbereitung mit daran angeschlossenen Lagerflächen. Mehrere Kegel- und ein Prallbrecher verarbeiten hier das durch einen „Metso Nordberg C-Backenbrecher“ mit einer Kapazität von über 400 Tonnen pro Stunde vorgebrochene Material zu den diversen Schotter- und Splitkörnungen, die den jeweiligen ISO-Normungen entsprechen.
Technische Ausstattung Einem Infoblatt des Maschinenbauers „Metso“ über die Ausstattung des Bruchs Clemens ist folgendes zu entnehmen: „Als erstes wurde Metsos Nordberg C106 Backenbrecher in die Anlage integriert, bald darauf folgte das größere Modell, der Backenbrecher C120. Als letzte Investition folgte der brandneue C150 im Mai 2014. Aktuell läuft das gesprengte Gestein mit Stückgrößen bis zu 1.000 Millimeter durch den Vorbrecher C150 mit einer geschlossenen Spaltweite von 250 mm. Dem Vorbrechen folgen eine Absiebung und anschließend die Lagerung des Materials auf einer Zwischenhalde. Die Weiterverarbeitung erfolgt in zwei verschiedenen Produktionslinien: Die Edelsplittlinie beginnt mit dem Backenbrecher C120, gefolgt von weiteren Brechern und Siebmaschinen, unter anderem Metsos kleinstem Kreiselbrecher GP100. In dieser Linie wird hochwertiger Edelsplitt mit ausgezeichneter Kubizität produziert. Über die zweite Linie, beginnend mit dem C106, werden Materialien für Gesteinskörnungen hergestellt. Im Durchschnitt liegt die Produktion bei 4.000 t am Tag.“
Datierung: 1948 bis heute Betreiber: „Schotterwerk Clemens GmbH & Co KG“, zugehörig zur „Van Nieuwpoort Groep“ (Niederlande) Einzelbefunde: keine Zugang: Nur mit Genehmigung der Firmenleitung
(Jörn Kling, ergänzt durch Frederik Grundmeier, 2020)
Internet metso.com: Clemens Stentenberg Steinbruch: Drei Backenbrecher von Metso brechen an vorderster Front (abgerufen am 27.02.2020)
Steinbruch der Schotterwerk Clemens GmbH & Co KG in Bergneustadt
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Empfohlene Zitierweise
Jörn Kling (2020): „Steinbruch der Schotterwerk Clemens GmbH & Co KG in Bergneustadt”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-293841 (Abgerufen: 25. März 2025)
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