Der Woog unterscheidet sich von den beiden anderen Woogen am Modenbach in zweifacher Hinsicht. Einerseits ist der Woog heute gefüllt. Andererseits wurde der Kunzenthaler Woog mit seinem Absperr- und Auslaufbauwerk durch Fördermitteleinsatz aufwändig restauriert, während die übrigen Woogen am Modenbach verwilderten. Im Umfeld des Kunzenthaler Wooges entstand im Zuge der Restaurierung eine Fischaufstiegsanlage.
Funktion
Der Kunzenthaler Woog war im System der Holztrift ein Durchleitungswoog. Wesentliches Merkmal war der Aufstau und die schubartige Abgabe von möglichst großen Mengen an Wasser zeitgleich mit der Durchleitung der Holzscheitfracht. Das Absperr- und Auslaufbauwerk wurden pasesend für die gut einen Meter messenden Holzscheite errichtet.
Bauwerke
Der aufwändig restaurierte Kunzenthaler Woog wurde zwar nicht originalgetreu wiederhergestellt. Trotzdem lässt sich die frühere Funktionsweise des Absperr- und Auslaufbauwerkes nachvollziehen. Der woogseitige vollständig gemauerte Dammbereich wird mittig durch den Auslauf in der Breite eines Holzscheits unterbrochen. Ein rechteckiger Überbau, aus vertikalen Sandsteinsäulen und horizontalem Holzsturz bestehend, fixiert die wasserstauenden Holzbohlen. Die Hebung und Senkung der Holzbohlen wird heute durch eine elektrische Hebevorrichtung erledigt. Während der Holztrift geschah dies manuell durch eine Kurbel, die einst am Sturz befestigt war.
Nicht originalgetreu ist die in das Dammbauwerk eingefügte obere der beiden Fischaufstiegsanlagen. Das die hölzerne Fischaufstiegsanlage umgebende originale Mauerwerk lässt an dieser Stelle auf den früheren Grundablass schließen. von den Zeiten der Trift abgesehen sorgte dieser Durchlass dafür, dass der Bach ablaufen konnte.
Ebenso nicht originalgetreu ist die das Dammbauwerk überspannende hölzerne Fußbrücke, die es allerdings ermöglicht, das Triftbauwerk aus nächster Nähe zu betrachten. Letztendlich führte die Restaurierung dazu, dass der Woog heute gefüllt ist.
Räumliche und zeitliche Einordnung des Wooges
Der Kunzenthaler Woog war einst Teil der Holztrift am Modenbach. Der rund vier Kilometer lange Modenbach zählt zum Einzugsgebiet der Queich, die den mittleren vom südlichen Pfälzerwald (Wasgau) trennt. Erbaut wurde der Woog im Jahr 1825. Die Holztrift im Pfälzerwald wurde großflächig bis ins späte 19. Jahrhundert betrieben, am Modenbach bis zum Jahr 1905, das heisst, bis unmittelbar vor der offiziellen Einstellung der gesamten Holztrift im Pfälzerwald.
Umgebung des Wooges
Ein mehrere zehn Meter langer gemauerter Triftkanal verbindet den Woog mit einer großen Sohlrampe, die einen Höhenversatz von rund drei Metern überwindet. Direkt neben der Sohlrampe gleicht die untere der beiden Fischaufstiegsanlagen diesen Höhenunterschied aus. Die Fischaufstiegsanlage besteht aus einem neuzeitlichen Holzgerüst, umgeben von Mauerwerk, das offensichtlich aus der Holztriftzeit stammt.
Unklar bleibt, welche Funktion dieser parallel zur Sohlrampe angelegte Kanal einst hatte. Der Triftkanal, der den Woog mit der Sohlrampe verbindet, konnte früher sowohl für die Holzscheitfracht als auch für den Wasserablauf außerhalb der Triftereignisse (Grundablass) genutzt werden. Die Funktion des zusätzlichen Ablaufgrabens erschließt sich nicht mehr.
(Matthias C.S. Dreyer, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2019)