Die Dreigelenkbogen-Konstruktion wurde seit Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend für die Konstruktion von Bahnsteighallen verwendet, so etwa in den 1887 vollendeten Hallen des Hauptbahnhofs Frankfurt/Main. Die materialsparende Bauweise trägt ihren Namen, weil die Stahlträger durch drei Gelenke verbunden sind, nämlich im Scheitelpunkt des Bogens und an den beiden Fußpunkten der Stützen am Boden. Anders als in Frankfurt zeichnen sich die Deutzer Dreigelenkbogenhallen dadurch aus, dass sie nicht aus durchbrochenem Stahlfachwerk, sondern aus Vollwandträgern ausgeführt sind. Sie bekommen dadurch eine stärkere optische Präsenz im Raum. Damit entsprechen sie Prinzipien, die die Architekten Peter Behrens und Walter Gropius für den Stahlbau formulierten. Die Entwicklung des stählernen Vollwandträgers ist das wichtigste architektonische Ausdrucksmittel der „Klassischen Moderne“ im Stahlbau.
Der Postbahnhof Köln-Deutz war auch nach dem Wiederaufbau eine zentrale Verteilstelle des Paketpostverkehrs. Erst als die Deutsche Bundespost 1994 privatisiert wurde und sich von der Bahn als Logistikpartner trennte, wurde er nicht mehr benötigt. Die Gleise wurden entfernt, doch die Verladehallen blieben wegen ihrer markanten Konstruktion erhalten – wenn auch leicht verkürzt – und wurden mit neuen, Kubus-artigen Einbauten in einen verglasten Showroom für Möbeldesign umgestaltet.
Hinweis
Das Objekt „Paketpost in Deutz“ ist seit 1988 ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis der Stadt Köln 2012, Nr. 4569).
(W. Buschmann/M.Hennies/A. Kierdorf, Institut. Industrie-Kultur-Geschichte-Landschaft, 2018)