»Weit spannt sich die Müngstener Brücke über das Tal. Der Brückenpark verneigt sich vor diesem imposanten Bauwerk und gliedert den Talraum mit seinen ruhigen Rasenflächen, die sich leicht schollenartig erheben. So entstehen Orte über, am und im Wasser. Der Park steht im Dialog mit der Architektur im Tal und dem Landschaftsraum des Bergischen«. (Lorenz Kehl, Atelier Loidl aus Berlin/Solingen, 1. Preisträger des Landschaftsarchitekturwettbewerbes)
Der Besucher wird entlang des Morsbaches unter den Straßen hindurch auf den Zuweg in den Park geführt. Bereits auf diesem Spaziergang ist die Landschaft erlebbar, die Geschichte der industriekulturellen Vergangenheit des Ortes wird durch eine Beschilderung vermittelt. Der zweite Weg in den Park führt vom Bahnhof Schaberg über 100 Meter steil den Hang hinab ins Tal. Rutsche, Seilpfade, Himmelstreppe, Stelenfeld und Wackelschafe machen den Weg mit seinen Abkürzungen insbesondere für Kinder zum Spiel.
Zentral im Park erstreckt sich zwischen dem alten Schaltkotten und Haus Müngsten ein Platz mit einer großzügigen Stufenanlage hinunter zur Wupper. Hier befindet sich auch das Naturraummodell, ein Tastmodell für sehbehinderte Besucher. Das Gastronomiegebäude ist ein markantes Bauwerk mit einer Cortenstahl-Fassade direkt an der Wupper; die moderne, großzügige Gestaltung verknüpft durch viele Ein- und Ausblicke das Innere des Gebäudes eng mit der Landschaft unter der Müngstener Brücke.
Hinter Haus Müngsten laden schollenartig geneigte Wiesenflächen im verkehrsfreien Tal entlang der Wupper zum Aufenthalt ein. Stege hoch über der Wupper, Plateaus nahe der Wasseroberfläche und strandartige Situationen schaffen vielfältige Erlebnisse. Mit der steilen Uferbefestigung aus in Trockenbauweise geschichteten Grauwackeblöcken wurden die vor dem Bau des Parks bereits vorhandenen Aufschüttungen aufgenommen und gleichzeitig verhindert, dass die Besucher an der gesamten Uferlinie in die Wupper hinein gehen können; damit fanden die Belange des Naturschutzes und der Wasserwirtschaft Berücksichtigung. Die Ausstattung des Parks mit einer reduzierten Materialverwendung (Beton, Grauwacke, Holz) und sorgfältig ausgewählter Farbverwendung (Anthrazit) stellt eine dem Ort angemessene ruhige Ausstrahlung sicher. (Geschichte und Konzept) Am Ende der Wiesenfläche schließt der felsige Weg über die Zwergenklippen nach Burg an; hier findet sich mit der Felsenpoesie eine künstlerische Vermittlung der bergischen Geschichten und Legenden. Den barrierefreien Wanderweg auf der anderen Wupperseite Richtung Schloss Burg erreicht der Besucher mit der Schwebefähre; eine Plattform gleitet auf gespannten Seilen lautlos 60 Meter über den Fluss. Da der Antrieb per Muskelkraft erfolgt und die Fahrgäste von Fährleuten begleitet werden, die Einiges über den Park und das Tal zu erzählen haben, ist dies ein besonderes Erlebnis.
Für diejenigen, die mehr wissen wollen, gibt es das Müngstener Rätsel: Zu jeder stählernen Frageplatte gibt es im Park einen Zwilling; wenn man sich auf diesen stellt, wird die Lösung mit einer poetischen Geschichte erzählt.
Die Müngstener Brücke scheint über dem Tal zu schweben; ihre elegante, 5.000 t leichte Konstruktion wurde oft mit dem Pariser Eiffelturm verglichen. Die mit 107 Metern bis heute höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands ist zweifellos eine technische Meisterleistung. Daher ist ein serieller Antrag der Region in Kooperation mit vergleichbaren Brücken (Portugal, Frankreich, Italien) zur Anerkennung als Weltkulturerbe in Arbeit.
Der Betrieb der Gastronomie, der mit Fährleuten besetzten Schwebefähre, sowie die Pflege und Unterhaltung des Parks, erfolgen aktuell durch die Lebenshilfe mit dem konsequenten Ansatz der Inklusion.
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Roswitha Arnold (2018): „Brückenpark Müngsten im Europäischen Gartennetzwerk EGHN”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290137 (Abgerufen: 13. November 2024)
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.