Künstlergarten Sinsteden im Europäischen Gartennetzwerk EGHN

Skulpturengarten Ulrich Rückriem

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Museen
Gemeinde(n): Rommerskirchen
Kreis(e): Rhein-Kreis Neuss
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 02′ 51,29″ N: 6° 39′ 43,67″ O 51,04758°N: 6,66213°O
Koordinate UTM 32.336.129,90 m: 5.657.716,70 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.546.475,73 m: 5.657.148,56 m
  • Blick in den Hof des Kulturzentrums in der Gehöftgruppe Sinsteden (2014).

    Blick in den Hof des Kulturzentrums in der Gehöftgruppe Sinsteden (2014).

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    Knöchel, Franz-Josef / CC-BY-NC-SA
    Fotograf/Urheber:
    Franz-Josef Knöchel
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Landschaft als erweiterte Skulptur
Zwei Sammlungen, die gegensätzlicher nicht sein können, bilden das Kulturzentrum Sinsteden des Rhein-Kreises Neuss. Es sind die Hallen mit Skulpturen von Ulrich Rückriem und das Landwirtschaftsmuseum mit einem fünf Hektar großen Außengelände. Die Anlage zeigt verschiedene Aspekte der Landschaftsgestaltung, die die Kunst ebenso mit einbeziehen, wie die Landwirtschaft. Hier zeigt sich die Verbindung beider Einrichtungen.

Skulpturen können neben der Installation im Innenraum auch in den Außenbereich gestellt werden, was Ulrich Rückriem seit den Anfängen seiner bildhauerischen Tätigkeit häufig realisierte. Entsprechend seiner Kunstauffassung für den Innenraum steht die Skulptur im Außenbereich in Bezug zu ihrem vorgefundenen Umfeld, einer Architektur, einem Platz oder einer Landschaft. Im Gegensatz zu der möglichst neutralen Kulisse im Innenraum sucht Rückriem in den Außenanlagen den bewussten Dialog mit der Natur und schafft eine gleichwertige Verbindung.

Seit Anfang der 1980er Jahre begann Rückriem sich im Rahmen seiner Installationen und auf der Suche nach neuen Möglichkeiten mit Gartenkunst und Landschaftsplanung zu befassen. Dem folgten erste Versuche, seine Skulpturen in eine vorgegebene Landschaft einzubinden. Das erste größere Projekt war in Essen die Zeche Zollverein, dem folgten Planungen für Turin 1995/6 und Paris 1996/7, die jedoch nicht realisiert worden sind. Weitere Projekte folgten:
„Eine Arbeit kann ich in einen Ort stellen, den Standort betonen und sie als etwas ganz eigenes, selbstständiges ansehen, […]. Ich kann die Arbeit aber auch integrieren, die nähere oder weitere Umgebung mit einbeziehen, d.h. mit gestalten. Dem Ort kann ich einen neuen, zusätzlichen Inhalt geben und sogar die praktische Funktion verändern. Die eigene Arbeit kann aber auch ganz herausgelassen werden, die Veränderung des Ortes und der Umgebung steht im Mittelpunkt.“ schreibt Ulrich Rückriem für seine Arbeit in Münster 1997.

Den Mittelpunkt des symmetrisch angelegten Bereiches der Anlage bildet eine Rasenfläche, die von Hainbuchenhecken und Beeten, die mit Bäumen, Efeu und Lorbeer bepflanz sind, umgeben ist. Blumen oder blühende Sträucher, die Farbigkeit gebracht hätten, sind von Rückriem in der Anlage nicht gewollt. Parallel zu den Hallen und dieser Bepflanzung wurden zwei Wege angelegt, die im rechten Winkel aufeinandertreffen. Der Weg, der vor der kleineren Halle verläuft und in die weitere Anlage führt, ist von zwei Skulpturen flankiert, die sich gegenüber stehen. Das dahinter liegende Gelände wurde leicht angehoben und weist auf die dritte Skulptur hin, die in einiger Entfernung steht. Zwei Obstbaumreihen entlang des Weges stellen gleichzeitig eine Verbindung zur Skulptur her und bilden das die Komposition schließende Element. Eine weitere Hainbuchenhecke hinter der dritten Skulptur bildet einen räumlichen Abschluss. Dem symmetrischen Bereich wurde auf einer weiteren Parzelle ein natürlich nachempfundener Waldrand gegenübergestellt, in dessen Mitte eine große Rasenfläche angelegt wurde. Hier finden in den Sommermonaten Veranstaltungen statt.
Vor der landwirtschaftlichen Halle wurde der dritte Bereich, die Streuobstwiese angelegt. Die Bäume wurden, nach dem Wunsch von Ulrich Rückriem, auf einem imaginären Gitternetzsystem, deren Linien orthogonal aufeinander treffen, gepflanzt. Analog der Installation der Stelen im Innenraum werden die Bäume so gesetzt, dass niemals zwei Bäume auf einer Quer- oder Längslinie stehen. Hier zeichnet sich parallel zu seinem bekannten skulpturalen Werk eine Entwicklung ab, in der die Skulptur stärker zurückgenommen und das Umfeld eine größere Bedeutung erhält, bis er in einigen Projekten, wie hier, die bildhauerische Tätigkeit schließlich ganz auf die Landschaftsgestaltung überträgt.
Die Möglichkeiten zur Gestaltung der Architektur und des Außengeländes, die der Rhein-Kreis Neuss Ulrich Rückriem geboten hat um seine Vorstellungen ohne größere Einschränkungen umzusetzen zu können, geben eine Begründung für die Wahl für Sinsteden. Fernab des Düsseldorfer und Kölner Kunstgeschehens und ohne weitere Künstler in unmittelbarer Nähe zu haben, konnte Rückriem die für ihn optimalen Ausstellungsräume bauen und Außenanlagen erstmalig selbst gestalten. Doch ist es nicht nur die optimale Präsentation seines Werkes, so wie er es sich schon lange zuvor vorgestellt und gewünscht hat, sondern auch ein Refugium für ihn selbst, indem er sich mit seiner Kunst auseinandersetzen und viele neue Skulpturen zum ersten Mal aufgebaut betrachten kann. Auch der Besucher, der Rückriem schon lange kennt, oder aber mit seiner Kunst zum ersten Mal konfrontiert wird, kann hier dem Kunstverständnis Rückriems wie nirgends sonst näherkommen.

Hinweis
Das Objekt „Künstlergarten Sinsteden“ ist Element des historischen Kulturlandschaftsbereiches Gehöftgruppe Sinsteden (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Düsseldorf 201).

(Kathrin Wappenschmidt, Kulturzentrum Sinsteden / Roswitha Arnold, LVR-Kulturlandschaftspflege, 2018)

Künstlergarten Sinsteden im Europäischen Gartennetzwerk EGHN

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Grevenbroicher Straße 29
Ort
41569 Rommerskirchen - Sinsteden
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Museen
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn 1980

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Kathrin Wappenschmidt (2018), Roswitha Arnold (2018): „Künstlergarten Sinsteden im Europäischen Gartennetzwerk EGHN”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290118 (Abgerufen: 25. April 2024)
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