Objektbeschreibung In Wewelsfleth befindet sich in der Deichreihe 31 das denkmalgeschützte „Alte Fährhaus“, eine frühere Gastwirtschaft mit Saalbetrieb der Familie Groth. Es gehörte zur ehemaligen Fährverbindung von Wewelsfleth nach Borsfleth über die Stör.
Die Fähre wurde 1629 eingerichtet und befand sich lange in direkter Konkurrenz zur benachbarten Fähre in Beidenfleth. Die dänische Krone hatte ein Interesse, die Fähre von Wewelsfleth besonders zu fördern, da es hier eine Zollstelle gab und somit Einnahmen aus dem Warenverkehr zwischen den Marschen erzielt werden konnten. So wurde 1661 eine Verordnung erlassen, nach der der Fährmann in Wewelsfleth im Winter den doppelten Fährpreis verlangen durfte. Daraufhin versuchten Kaufleute und Bauern verstärkt auf die Fähre von Beidenfleth auszuweichen. Um diese Tendenz zu stoppen wurde 1668 verfügt, dass Korn und Vieh die Stör in Beidenfleth nur überqueren durften, wenn die ordnungsgemäße Verzollung in Wewelsfleth schriftlich nachgewiesen werden konnte. Heute ist lediglich die Fähre in Beidenfleth noch in Betrieb; die Fähre von Wewelsfleth musste ihren Betrieb im Zuge der Eröffnung der Straße über das Störsperrwerk 1980 einstellen.
Kulturlandschaftlicher Bezug Die ehemalige Fähre von Wewelsfleth war über Jahrhunderte die wichtigste Verbindung über den Unterlauf der Stör. Sie sicherte die Verbindung der Kremper- mit der Wilstermarsch und damit den wirtschaftlichen wie kulturellen Zusammenhalt in der Region. Die ehemaligen Rampen für die Fahrzeugverladung sind an beiden Ufern noch sichtbar. Eine besondere Atmosphäre weist dabei die südliche Straßenzufahrt zur Fähre auf, bei der nach Passieren des Stördeiches noch eine Entfernung von ca. 1.700 Metern durch das ehemalige Deichvorland zurückzulegen ist. Dieses Gelände ist auch heute noch unbebaut und wird rein landwirtschaftlich genutzt. Es ermöglicht einen Einblick in den maritimen Charakter der Landschaft, wie sie sich insbesondere vor dem Bau des Sperrwerkes dargestellt hat.
Entstehungsgeschichte Eine Urkunde aus dem Jahr 1801 beschrieb die landseitigen Bauten der Fähre mit einer großen Brücke auf der „Cremper“ Seite sowie einer kleinen Brücke mit Hütte in Wewelsfleth. Der neue Fährmann erhielt zudem je einen großen und einen kleineren Fährprahm sowie einen Kahn für den Transport einzelner Personen. Damals wurden von den Fährleuten je nach Bedarf verschiedene Fahrzeuge eingesetzt. Alle Fahrzeuge waren noch aus Holz und wurden mit Muskelkraft über die Stör bewegt. Das galt auch für den ersten eisernen Fährprahm von 1868, der an einem auf dem Grund verlaufenden Kabel manuell über den Fluss gezogen wurde. Er hatte bereits eine Länge von ca. 16 Metern. Dieses Fahrzeug wurde erst 1910 durch eine nun 15 x 6 Meter große Fähre ersetzt. Das bedeutete allerdings noch immer den Einsatz von menschlicher Muskelkraft, erst 1928 wurde ein Motor nachgerüstet. Die letzte Fähre von Wewelsfleth wurde 1956 in Dienst gestellt und nach Stilllegung der Fährlinie 1980 zum Ölabsauger umgerüstet, um sie im Wattenmeer einzusetzen.
Baubeschreibung Das ehemalige Fährhaus in Wewelsfleth ist ein mit Backsteinen errichtetes Gebäude mit straßenseitigem Giebel und Satteldach aus dem 17. Jahrhundert. Es verfügt über einen auf der Längsachse durchgehenden Saal mit Holzbalkendecke. Die dem Deich zugewandte Giebelseite wurde im 18. und 19. Jahrhundert mehrfach umgebaut, so dass sie nun einen dreifach vorkragenden und verbreiterten Giebel aus Holz aufweist. Die gleichfalls aus Holz gefertigte Tür verfügt über ein kulturell schützenswertes Oberlicht. Im Inneren sind zudem noch zahlreiche historische Fliesen erhalten.
Kultureller Wert Das Gebäude des alten Fährhauses in Wewelsfleth steht seit 1972 unter Denkmalschutz. Neben der Fassade und den hölzernen Dielen und Decken des innenliegenden Saales erstreckt sich der Denkmalschutz auch auf die mit einem Oberlicht versehene Tür.
Lage und Anfahrt In Wewelsfleth am Durchlass durch den Stördeich. Ein neuer gastronomischer Betrieb ist direkt am Ort. Von Borsfleth aus auf der Straße Büttel Richtung Ivenfleth und Störsperrwerk. Nach 600 Metern rechts durch den Stördeich, noch ca. 1,7 km bis zur südlichen Fahrzeugrampe der alten Fährverbindung.
(Jana Frank (www.agil-online.de), erstellt im Auftrag der Arge Maritime Landschaft Unterelbe in Kooperation mit dem Kreis Steinburg, dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein (ALSH) und der Lise-Wielatt Münster-Stiftung. Gefördert von der Metropolregion Hamburg, 2018)
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