In dem ausgedehnten Waldgelände südwestlich von Lich finden sich die am besten erhaltenen Abschnitte des Wetteraulimes. Da hier die Spuren der Limesanlagen und der Turmstellen nicht durch intensive landwirtschaftliche Nutzung mehr oder minder stark zerstört worden sind, lassen sich Wall und Graben durchweg gut erkennen. Trotzdem konnten die vermuteten Wachttürme WP 4/54, 54a und 55 noch nicht nachgewiesen werden. Die von dem Rentamtmann Christian Wilhelm Fabricius im Jahre 1840 erstmals untersuchte Turmstelle WP 4/56 mit einem Holz- und einem Steinturm liegt 20 Meter hinter dem Pfahlgraben. Weitere Grabungen führten der Gießener Historische Verein 1880 und die Reichslimeskommission 1896 durch. 2008 wurde die bis dahin freiliegende und von Zerstörung bedrohte Turmstelle durch das Landesamt für Denkmalpflege Hessen nachuntersucht und entsprechend den UNESCO-Managementplänen für den Umgang mit einer Welterbe-Anlage mit einer schützenden Erdabdeckung versehen.
Die Wachtturmstelle 18 Meter hinter einem Knick in der Limestrasse liegt der 5,6 mal 5,8 Meter messende Steinturm, dessen Innenfläche 25 Quadratmeter beträgt. Das aus Bruchsteinen gemauerte Fundament war in Zweischalentechnik ausgeführt worden: zwischen zwei parallel gemauerten Außenschalen wurde kleinteiliges, mit Mörtel gebundenes Bruchsteinmaterial gefüllt. Sowohl zur Außen- wie zur Innenseite hin war der Sockel mit einem sechs bis 20 Zentimeter weit vorspringenden Absatz versehen. Lediglich nach Westen zu fehlte dieser Vorsprung auf der Außenseite. Nur an der Südmauer konnten in der obersten, zugleich den Sockel bildenden Fundamentlage schräg gestellte Steine beobachtet werden. Diese opus spicatu genannte Technik wurde auch an anderen Wachtposten 3/11 und 3/15 im Taunus nachgewiesen. Das gesamte Fundament saß auf einer trocken verlegten Ausgleichsschicht auf, deren Stärke nicht bestimmt werden konnte. Das Fundament hatte sich an der Nordseite nach Westen hin aus nicht erkennbaren Gründen besonders stark gesetzt. Auch das aufgehende Mauerwerk bestand aus einer Zwei-Schalen-Mauer aus Basaltbruchsteinen, in der sich manche der zur Außenseite hin sauber zugerichteten Steine nach innen hin keilförmig verjüngten. Als Mauerfüllung diente kleinformatiges, unbearbeitetes Steinmaterial, das man stellenweise schräg in den Mauerkern eingebracht hatte.
Der nordwestlich der Steinturmstelle gelegene Holzturm zeigte sich durch den von Dorf Güll nach Kolnhausen führenden Weg stark gestört. Deshalb hatten sich auf der von dem im Durchmesser 17 Metern messenden und 2,5 Meter breiten Graben umgebenen Innenfläche auch nur zwei Pfostenlöcher erhalten. Das für Holzturmstellen charakteristische Fundmaterial aus angeziegelten Lehmbrocken, die noch Abdrücke des Fachwerkgeflechts aus Ruten zeigten sowie Holzkohle undKeramikfragmenten. Von dem Zaungräbchen des Limes hatten sich beim Wachtturm WP 4/56 Am Kolnhäuser Kopf keine Spuren mehr erhalten, weil sich der Verlauf der jüngeren Limestrasse hier vollständig mit der der älteren Anlage deckt.
Anfahrt Vom Parkplatz an der Arnsburger Straße in Dorf Güll aus, folgen Sie dieser für etwa 520 Meter weiter nach Osten (später nach Nordosten). Biegen Sie an der Gabelung nach Südosten ab und folgen Sie dem Weg Richtung osten für etwa 2,1 Kilometer. Die Holzturmstelle befindet sich unmittelbar südlich des Weges (teilweise ist sie durch den Weg gestört), die Reste des Steinturms befinden sich eta 65 Meter weiter südlich im Wald. Etwa 20 Meter weiter östlich stoßen Sie auf den die Wall-Graben Anlage des Limes an welcher der Limeswanderweg entlang führt.
Becker, Thomas; Gottwald, Michael; Röder, Christoph (2010)
Der Wachtposten am „Kolnhäuser Kopf“. die dritte Ausgrabungen (sic!) des WP 4/56 im Arnsburger Wald. In: hessenArchäologie 2009, S. 98 – 101. Stuttgart.
Fabricius, Ernst (1936)
Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches Abt. A Band II. Die Wetteraulinie vom Köpperner Tal bei der Saalburg bis zum Main bei Gross-Krotzenburg. Berlin/Leipzig.
Landesdenkmalamt Baden-Württemberg; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Landesamt für Denkmalpflege Hessen; Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2003)
Der Obergermanisch-Raetische Limes / Upper German-Raetian Limes. Antrag zur Aufnahme als Welterbe / Nomination for Inclusion on the World Heritage List. Stuttgart.
Schallmayer, Egon (2008)
Geophysikalische Prospektion am Limes in Hessen. In: Neue Forschungen am Limes. Beiträge zum Welterbe Limes 3, Bad Homburg.
Limeswachtturm WP 4/56 „Am Kolnhäuser Kopf“ in Gießen-Polheim
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