Limeswachtturm Wp 4/8 „Hügelgruppe Rittergräber“ nördlich von Friedrichsdorf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Rosbach v.d. Höhe
Kreis(e): Wetteraukreis
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 18′ 17,86″ N: 8° 37′ 28,93″ O 50,30496°N: 8,6247°O
Koordinate UTM 32.473.274,06 m: 5.572.606,02 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.473.338,15 m: 5.574.395,88 m
  • Limeswachtturm Wp 4/8 "Hügelgruppe Rittergräber" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Limeswachtturm Wp 4/8 "Hügelgruppe Rittergräber" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Copyright-Hinweis:
    Szédeli, Hans / hessenARCHÄOLOGIE
    Fotograf/Urheber:
    Hans Szédeli
    Medientyp:
    Bild
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  • Limeswachtturm Wp 4/8 "Hügelgruppe Rittergräber" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Limeswachtturm Wp 4/8 "Hügelgruppe Rittergräber" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

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An der Wachtturmstelle Wp 4/8 finden sich mehrere römische Bauten. Außer einer Erdschanze wurden zwei Holzturmstellen sowie ein kleines, ebenfalls aus Fachwerk aufgeführtes Gebäude aus frühen Ausbauphasen des Limes nachgewiesen. Die jüngste Wachtturmstelle dieses Ensembles ist der Steinturm WP 4/7, war 160 Meter südlich dieser Bauten errichtet worden.

Die in den Jahren letztmalig 1903 untersuchten Anlagen sind zweifelsfrei römischen Ursprungs. lhre zeitliche Abfolge lässt sich nicht bestimmen. Lediglich für die am nördlichsten gelegene Erdschanze, die von der Wall-Graben-Anlage des Limes an der Westseite geschnitten wird, ergeben sich aus der Überlagerung Hinweise auf ihre Nutzung.

Die Wachtturmstelle
Eine kleine, von ihrem Grundriss her eher längsovale Schanze mit vier unregelmäßig ausgeformten Ecken bildet den nördlichen Abschluss der Gruppe. Die nordwestliche Seite ist mit 60 Metern die längste Seite dieses Erdwerks und wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für einen Holzabfuhrweg eingeebnet. Die an fünf Stellen geschnittene Anlage besaß eine 750 Quadratmeter große Innenfläche von maximal 32 Metern Breite (Seitenlängen 20 x 30 x 45 x 60 Meter). Den Innenraum schützte ein Erdwall mit einer dahinter aufgeführten Holzwand. Ihre Pfosten waren in ein 20 Zentimeter tiefes und einen halben Meter breites Gräbchen eingelassen, das sich dicht hinter dem inneren Wallfuß abzeichnete. Ein Graben umschloss die gesamte Schanze. Im Inneren wurden einigen Brandstellen, Gefäßfragmente sowie Eisennägel dolumentiert.

Nur 15 Meter von dem Erdwerk entfernt wurde eine Holzturmstelle untersucht, die von zwei Ringgräben umgeben war. Der äußere Graben (Durchmesser 19 Meter) war nur flach ausgehoben worden. Der innere (Durchmesser 11, 6 Meter) war als Spitzgraben ausgehoben worden, der noch 1 Meter tief erhalten war. Die Fläche im Zentrum füllte der quadratische Holzturm mit Seitenlängen von vier Metern fast vollständig aus. Erhalten hatten sich lediglich seine vier 25 bis 30 Zentimeter starken Eckpfosten, die in Pfostenlöchern von etwa einem Meter Durchmesser eingesetzt und mit Erdmaterial fixiert worden waren.

Der zweite Holzturm war nur von einem Ringgraben umgeben und auf einer kreisrunden Plattform von zehn Metern Durchmesser errichtet worden. Der Grundriss des Turms war rechteckig und besaß Maße von 4,9 mal 6 Metern. Nur drei der vier Eckpfosten konnten dokumentiert werden. Der Graben war etwa einen Meter tief und vier bis fünf Meter breit und besaß einen äußeren Durchmesser von ungefähr 15,5 Metern. Der Aushub war zum Teil nach außen geworfen worden und hatte bei den Ausgrabungen am Anfang des 20. Jahrhunderts noch eine flache Erhöhung gebildet. Dieser Turm wies eine Distanz von 35 Meter zum Pfahlgraben auf.

Ein weiteres, sicher nicht als Turm zu bezeichnendes Gebäude lag zwischen diesen beiden Wachtposten dicht vor der Nordseite des westlichsten Turmes. Es besaß einen trapezförmige Grundfläche (Seitenlänge 6 x 4,5 x 4,5 x 4,5 Meter) während die der anderen Seiten nur viereinhalb Meter betrug. Das vorgefundene Trockenmauerwerk bestand aus rohem Steinmaterial und war größtenteils eingestürzt. Nur an der Westseite hatten sich teilweise immerhin noch vier Steinlagen hoch erhalten. Vor dieser Wand konnten in einer schwach ausgeprägten Brandschicht einige Gefäßreste geborgen werden.

Anfahrt
Der Wachtposten befindet sich unmittelbar südlich eines militärischen Sperrgebiets im Wald und ist auf befestigten Wegen nicht zugänglich. Für den kürzesten Zugang folgt man vom Parkplatz der SGV Köppern den Wanderwegen Waldbahn und Hühnerpfad in nordwestliche Richtung für 2,3 Kilometer. Hier kreuzt er einen namenlosen Weg, dem in westliche Richtung für 950 Meter zu folgen ist. Der Weg knickt hier in nordöstliche Richtung rechtwinklig ab. Die Wachtturmstellen befinden sich etwa 330 Meter westlich dieses Punktes im Wald.

(Margot Klee, hessenARCHÄOLOGIE, 2018; Ruth Beusing, hessenARCHÄOLOGIE, 2020)

Literatur

Fabricius, Ernst (1936)
Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches Abt. A Band II. Die Wetteraulinie vom Köpperner Tal bei der Saalburg bis zum Main bei Gross-Krotzenburg. Berlin/Leipzig.
Landesdenkmalamt Baden-Württemberg; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Landesamt für Denkmalpflege Hessen; Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2003)
Der Obergermanisch-Raetische Limes / Upper German-Raetian Limes. Antrag zur Aufnahme als Welterbe / Nomination for Inclusion on the World Heritage List. Stuttgart.

Limeswachtturm Wp 4/8 „Hügelgruppe Rittergräber“ nördlich von Friedrichsdorf

Schlagwörter
Ort
61381 Friedrichsdorf
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kulturdenkmal gem. § 2 DSchG Hessen
Fachsicht(en)
Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, Archäologische Grabung
Historischer Zeitraum
Beginn 150, Ende nach 260

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Margot Klee, Ruth Beusing: „Limeswachtturm Wp 4/8 „Hügelgruppe Rittergräber“ nördlich von Friedrichsdorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-284580 (Abgerufen: 28. März 2025)
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