Limeswachtturm Wp 4/5 „Auf der Nordseite des Grauen Berges“ nördlich von Friedrichsdorf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Rosbach v.d. Höhe
Kreis(e): Wetteraukreis
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 17′ 37,3″ N: 8° 36′ 34,45″ O 50,2937°N: 8,60957°O
Koordinate UTM 32.472.189,91 m: 5.571.358,87 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.472.253,58 m: 5.573.148,22 m
  • Limeswachtturm Wp 4/5 "Auf der Nordseite des Grauen Berges" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Limeswachtturm Wp 4/5 "Auf der Nordseite des Grauen Berges" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Copyright-Hinweis:
    Szédeli, Hans / hessenARCHÄOLOGIE
    Fotograf/Urheber:
    Hans Szédeli
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Limeswachtturm Wp 4/5 "Auf der Nordseite des Grauen Berges" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Limeswachtturm Wp 4/5 "Auf der Nordseite des Grauen Berges" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Copyright-Hinweis:
    Szédeli, Hans / hessenARCHÄOLOGIE
    Fotograf/Urheber:
    Hans Szédeli
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Limeswachtturm Wp 4/5 "Auf der Nordseite des Grauen Berges" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Limeswachtturm Wp 4/5 "Auf der Nordseite des Grauen Berges" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Copyright-Hinweis:
    Szédeli, Hans / hessenARCHÄOLOGIE
    Fotograf/Urheber:
    Hans Szédeli
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Limeswachtturm Wp 4/5 "Auf der Nordseite des Grauen Berges" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Limeswachtturm Wp 4/5 "Auf der Nordseite des Grauen Berges" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Copyright-Hinweis:
    Szédeli, Hans / hessenARCHÄOLOGIE
    Fotograf/Urheber:
    Hans Szédeli
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Limeswachtturm Wp 4/5 "Auf der Nordseite des Grauen Berges" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Limeswachtturm Wp 4/5 "Auf der Nordseite des Grauen Berges" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Copyright-Hinweis:
    Szédeli, Hans / hessenARCHÄOLOGIE
    Fotograf/Urheber:
    Hans Szédeli
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Limeswachtturm Wp 4/5 "Auf der Nordseite des Grauen Berges" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Limeswachtturm Wp 4/5 "Auf der Nordseite des Grauen Berges" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Copyright-Hinweis:
    Szédeli, Hans / hessenARCHÄOLOGIE
    Fotograf/Urheber:
    Hans Szédeli
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Limeswachtturm Wp 4/5 "Auf der Nordseite des Grauen Berges" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Limeswachtturm Wp 4/5 "Auf der Nordseite des Grauen Berges" nördlich von Friedrichsdorf (2018)

    Copyright-Hinweis:
    Szédeli, Hans / hessenARCHÄOLOGIE
    Fotograf/Urheber:
    Hans Szédeli
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Bei den Grenzsteinen 24/203 und 25/204 fanden sich zwei Holz- und einer Steinturmstelle. Heute sind sie als Schutthügel im Gelände noch leicht erkennbar. Sie waren bereits vor den Arbeiten der Reichslimeskommission im Jahre 1896 von Raubgräbern auf der Suche nach Schätzen intensiv durchwühlt worden. Die Gräben der Holzturmstellen lassen sich ebenso leicht identifizieren wie das im Waldboden zum Teil freiliegende Mauerwerk des Steinturms.

Die Holztürme A und B
Den höchsten Punkt (435 Meter über dem Meeresspiegel) nimmt an dieser Stelle, 80 Meter hinter der Wallkrone, der Holzturm A (Anmerkung: siehe Fotos) ein. In dem Hügel von 8,1 Meter Durchmesser fanden sich in 1,4 Meter Tiefe die vier Pfostenlöcher eines Holzturmes, die ein Rechteck von 4,5 mal 4,25 Meter bildeten. Um die Standfestigkeit des Turmes zu erhöhen und sein Abrutschen in den dicht vor dem Hügel ausgehobenen, tieferen Grabens zu verhindern, war jeder dieser Pfosten durch eine bogenförmig in die Berme (Abflachung einer Böschung) eingebrachte Setzung von zwei bis drei Steinlagen gesichert. Ecksteine fixierten die Ecken zusätzlich. Zwei kreisförmige Gräben von 13,4 Metern beziehungsweise 21,0 Metern Durchmesser schützten diese Turmstelle. Der Zugang geschah auf der dem Limes zugewendeten Nordseite über eine 1,5 Meter breite Erdbrücke, die ebenso wie die den Turm umgebende Freifläche mit festgestampftem, kleinteiligem Steinmaterial gepflastert worden war. Da sich der innere Graben im Gelände aber nur noch als seichte Vertiefung abgezeichnet hat, äußerte der Archäologe Ernst Fabricius (1857 bis 1942) die Vermutung, er sei schon in römischer Zeit wieder verfüllt worden und lediglich der äußere Graben habe noch offengestanden.

34 Meter weiter östlich fand sich eine zweite Holzturmstelle (Holzturm B). Dort war der mit 5,6 Metern Seitenlänge deutlich größere Turm auf einem aus dem Grabenaushub aufgeschütteten kleinen Hügel errichtet worden. Der offenbar an keiner Stelle für einen Zugang unterbrochene, 15 Meter im Durchmesser aufweisende Ringgraben dieses Turms hatte auffallend steile Wandungen.

Wenige Meter vor diesem Turm stand an der zum Limesgraben ausgerichteten Nordwestseite ein weiterer Bau. Ausgrabungen der Jahre 1872/75 und 1896 erwiesen, dass hier ein kleiner, quadratischer Bau mit 5,4 Meter langen Seiten bestanden hatte, dessen Wände als Trockenmauerwerk aufgeführt und stark nach außen abgekippt waren. Aufgrund der schlechten Erhaltungsbedingungen und des wenig umfangreichen Fundmaterials – „Nägel, Asche und Gefäßreste und eine Steinperle“ (Fabricius 1936, Seite 55) - blieben die Erkenntnisse zu diesem Bauwerk jedoch lückenhaft.

Der Steinturm
Der mit 37 Metern Abstand zum Pfahlgraben deutlich näher am Limes nachgewiesene Steinturm war 1873/74 und 1876 ausgegraben worden, musste jedoch 1975/76 wegen Beschädigungen durch forstwirtschaftliche Maßnahmen sowie jüngst erfolgte Raubgrabungen ein weiteres Mal untersucht werden. Die Bauzeit des sicher bis in das dritte Jahrhundert nach Christus hinein genutzten Turmes kann nicht näher eingegrenzt werden. Er stand auf einer kleinen, sanft zum Limes abfallenden Hangterrasse. Nach Westen hin hielt eine Böschung das den Hang herunterlaufende Wasser von dem Gebäudefundament fern. Das einen Meter breite Mauerwerk des Turms, dessen Seitenlängen 5,75 mal 5,85 Meter betrugen, war zum Zeitpunkt der Ausgrabungen des 19. Jahrhunderts bis zur Tiefe von 1,45 Metern sehr gut erhalten (Fabricius 1936, Seite 55), was sich auch bei der späteren Untersuchung bestätigte. Bei dem felsigen Untergrund, der eine große natürliche Standsicherheit bot, hatte man das Gebäude in durchschnittlich 40 Zentimeter tiefen und 1,40 bis 1,50 Meter breiten Fundamentgräben nur flach fundamentiert. Dieser Unterbau bestand aus teilweise sehr großen, schräg miteinander verkeilten Quarzitbruchsteinen, die ohne Mörtel in die Gräben eingebracht worden waren. Die dabei entstandenen Hohlräume dienten als natürliche Entwässerung zum Ableiten des Wassers und Trockenhalten des aufgehenden, vermörtelten Bruchsteinmauerwerks. Eine Schicht aus feinem, grünlichem Lehm, die die Grabensohle überdeckte, dürfte durch das sich hier sammelnde Sickerwasser gebildet worden sein. Über einer stark vermörtelten Ausgleichsschicht, die bei Bedarf mit sehr kleinteiligem Steinmaterial aufgefüllt worden war, saß das 90 Zentimeter breite Mauerwerk aus Bruchsteinen auf. Die in einem feinkörnigen, weißlichen Kalkmörtel versetzten Steine waren in regelmäßigen Lagen so sorgfältig versetzt worden, dass sich keine Stoßfuge durch mehr als zwei Schichten fortsetzte. Sich dabei durch das Steinmaterial ergebende Hohlräume in der Mauer waren mit einpassenden Steinbrocken aufgefüllt worden. Trotz dieser detaillierten Beobachtungen fanden sich keine Hinweise auf die Lage des Zugangs.
Das Gebäudeinnere von 3,6 mal 3,6 Metern besaß einen Laufboden aus 20 Zentimeter mächtigen, festgestampftem Lehm, der an der Oberseite grau ausgebleicht erschien. Außerdem waren sämtliche Steine und Mörtelfugen auf der Höhe dieser Schicht stark ausgeglüht. Daher ist davon auszugehen, dass der Turm einmal durch einen Brand massiv beschädigt wurde. Ob diese Zerstörung im Zusammenhang mit den für das Jahr 162 nach Christus überlieferten Germaneneinfälle steht, bleibt fraglich. Da der Mauerverfall nach unterschiedlich starken Ablagerungen nicht gleichmäßig erfolgte, ist der Turm nach diesen Ereignissen noch einige Zeit weitergenutzt worden, bevor er endgültig aufgegeben worden ist und allmählich zerfiel.

Das Fragment einer dort gefundenen Handmühle trug die Besitzerinschrift con(tubernii) Au(...) (lateinisch für Stubengemeinschaft des Au …). Auch wenn sich der Name des Eigentümers nicht ergänzen lässt, gehörte eine solche Mühle sicher zur Grundausstattung der Wachmannschaften, die den Dienst auf den einzelnen Limestürmen versahen und sich selbst verpflegen mussten. Möglicherweise erhielten sie die dafür notwendigen Getreiderationen direkt an die Turmstellen geliefert. Auch die zahlreichen Tierknochen, die bei den Grabungen von 1976 geborgen werden konnten, weisen auf ein breitgefächertes Nahrungsmittelangebot, denn es fanden sich Reste von domestizierten Schweinen, Rindern, Schafen, Ziegen und Hühnern. Schnitt-, Schmauch- sowie Rauchspuren an den Knochen lassen vermuten, dass vorportioniertes Fleisch angeliefert und erst vor Ort durch Räuchern haltbar gemacht worden ist. An Wildtieren waren Rothirsch, Feldhase, Wildschwein und Hühnervogel vertreten, die die Soldaten durchaus erjagt haben könnten, um den Speisezettel etwas abwechslungsreicher und delikater zu gestalten. Intensive Brandspuren, die sich auf der Fläche von eineinhalb Quadratmetern vor der Ostfassade des Turmes fanden, dürften von einer der Zubereitung von Mahlzeiten dienenden, hier aber nur kurz benutzten Feuerstelle stammen.

Anfahrt
Von der Saalburg aus startet man auf dem Limeswanderweg in nordöstliche Richtung und folgt der Route für 2.370 Meter. Der Wachtposten befindet sich östlich des Weges.

(Margot Klee, hessenARCHÄOLOGIE, 2018, Ruth Beusing, hessenARCHÄOLOGIE, 2020)

Literatur

Fabricius, Ernst (1936)
Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches Abt. A Band II. Die Wetteraulinie vom Köpperner Tal bei der Saalburg bis zum Main bei Gross-Krotzenburg. S. 53-55, Berlin/Leipzig.
Landesdenkmalamt Baden-Württemberg; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Landesamt für Denkmalpflege Hessen; Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2003)
Der Obergermanisch-Raetische Limes / Upper German-Raetian Limes. Antrag zur Aufnahme als Welterbe / Nomination for Inclusion on the World Heritage List. Stuttgart.
Schallmayer, Egon; Wahl, Jürgen; Wahl, Joachim (1975)
Untersuchungen an WP 4/5 – Steinturm. In: Fundberichte aus Hessen 15, S. 253 – 302. Bonn.

Limeswachtturm Wp 4/5 „Auf der Nordseite des Grauen Berges“ nördlich von Friedrichsdorf

Schlagwörter
Ort
61381 Friedrichsdorf
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kulturdenkmal gem. § 2 DSchG Hessen
Fachsicht(en)
Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, Archäologische Grabung
Historischer Zeitraum
Beginn 150, Ende nach 260

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
Margot Klee, Ruth Beusing: „Limeswachtturm Wp 4/5 „Auf der Nordseite des Grauen Berges“ nördlich von Friedrichsdorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-284577 (Abgerufen: 24. April 2024)
Seitenanfang