Madonnenstatue an der Landauer Straße in Hainfeld

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Hainfeld
Kreis(e): Südliche Weinstraße
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 15′ 17,99″ N: 8° 06′ 4,66″ O 49,255°N: 8,1013°O
Koordinate UTM 32.434.603,07 m: 5.456.191,95 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.434.652,39 m: 5.457.935,45 m
  • Madonnenstatue an der Landauer Straße in Hainfeld (2018)

    Madonnenstatue an der Landauer Straße in Hainfeld (2018)

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Die Madonnenstatue von Hainfeld gilt in ihrer Art als „einmalig in der Pfalz“. Sie steht am Südausgang des Ortes im Kreuzungsbereich der Landauer Straße und der Edesheimer Straße. Sowohl die Statue als auch das gegenüber stehende Flurkreuz wurden in der damals noch unbebauten Flur errichtet.

Kunstwerk
Künstler
Religiöser Hintergrund

Kunstwerk
Die Statue ist vor einem Vorgarten in einer mit Sandsteinen ausgemauerten Nische platziert. Die Immaculata (Unbefleckte) steht auf einem dreiteiligen Unterbau. Die Basis bildet eine Säulentrommel aus Sandstein, die auf ein Dreiviertelrund zugeschnitten ist. Die Trommel ist am Fuß profiliert und oben von einer ebenfalls profilierten Sandsteinplatte abgedeckt. An die abgeflachte Rückseite der Trommel sind wohl aus statischen Gründen auf beiden Seiten zwei kleine Stützpfeiler angelegt. Sie laufen in geschwungenem Bogen spitz auf den Boden aus. Diese Stützen sind ebenfalls aus Sandstein gefertigt und zeigen an die jeweilige Bogenform angepasste Kartuschen (Zierrahmen).
Da diese wie die Trommel blau ausgemalt sind, darf angenommen werden, daß die Stützen von Beginn an Bestandteil des Gesamtkunstwerks waren. Die Kartuschen sind mit einem Blumendekor versehen, von dem die Blüten und Blätter aus dem Stein herausgearbeitet wurden. Die Blüten leuchten rosa, die Blätter in hellem Grün und erinnern an Apfelblüten und -blätter oder Wildrosen, wie sie einst in der freien Flur um die Ortslagen zahlreich vorkamen. In der Kartusche auf der linken Seite der Statue sind deutlich zwei von oben in die Blüten reichende Äste erkennbar. Diese Darstellung erinnert an ein Amulett.

Die Trommel trägt drei Inschriften, die in kleinen Kartuschen mit goldener Schrift auf blauem Untergrund aufgetragen sind. Auf der Vorderseite steht:
„SIE ZERTRITT DEN KOPFF
DER SCHLANGEN DIE OHNE
ERBSÜNDT IST EMPFANGEN
DIESES GESATZ IST NICHT FÜR
DICH SONDERN FÜR ALLE GEMACHT
ESTHER CAPITL 15 V13“


Interessanterweise gibt es eine etwas abweichende Übertragung aus dem Jahre 1975. Dort heißt es statt Kopff Kopfe und es fehlten das Wort „GEMACHT“ sowie die Angabe der Bibelstelle (Weinmann 1975, S. 127).
Auf der linken Seite lautet die Inschrift:
„DU UNBEFLECKTE MUTTER BITT FÜR UNS“
Auf der rechten Seite lautet die Inschrift:
„DEINE UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS HAT FREUDT VERURSACHT DER GANTZEN WELT“

Zum Bibeltext ist anzumerken: Der erste Teil des Textes bezieht sich auf Ester-G, A 4-11. Dem Mordechai erscheinen im Traum zwei Drachen. Die übrige Textpassage ist nicht biblischen Ursprungs (Helmuth Husenbeth gemäß Mitteilung von Rudolf Wild - Email vom 9. Juli 2019). An anderer Stelle wird die Übereinstimmung zwischen dem Text und Ester 15, 13 nach der „Jerusalemer Bibel“ bestätigt. Dort heißt es: „Sei getrost, dur wirst nicht sterben. Denn unser Befehl gilt nur im allgemeinen.“ (Ester 4, V11) (Volker Schönenberg gemäß Mitteilung von Rudolf Wild - Email vom 9. Juli 2019). Dieses Zitat findet sich auch als Hausinschrift in Hainfeld, Weinstraße 41. Dort steht es zwischen zwei Texten aus dem Hohenlied (2, V2 und 4, V7).

Auf der Trommel liegt ein grob behauener zylindrischer Stein. Er ist mit stilisierten Blüten- und Blätterdarstellungen in Grün und Rosa wohl in Anlehnung an die Darstellungen an den Trommelstützen verziert. Über die Bedeutung dieses Bauteils sind zahlreiche Vermutungen angestellt und Bewertungen abgegeben worden; es erscheint „merkwürdig“ (Weinmann 1975, S. 127). Tatsächlich passt der Stein nicht zu der Madonnenfigur.
Auch die Weltkugel wirft Fragen auf. Vor blauem Hintergrund zeigt sie Adam und Eva, die den Apfel der Sünde überreicht. Eva, mit wallendem langem Haar dargestellt, weist eine barocke Körperfülle auf. Beide stehen am Apfelbaum des Paradieses, der mit einem mächtigen Stamm ausgebildet ist. Äste und Blattwerk am Baum sind auf ein Minimum reduziert, um zwei noch am Baum hängende Äpfel zu betonen. In gleicher Art überdimensioniert sind die Arme und Hände von Adam und Eva ausgebildet. In der rechten Hand hält Adam einen abgebrochenen Zweig. Die Weltkugel und der „merkwürdige“ Zylinder sind mit zwei Eisenklammern verbunden.
Um die Weltkugel windet sich eine metallene Schlange, die ihr aufgerissenes Maul in die Höhe streckt. Die Art der Befestigung auf der Kugel und die Gestaltung der Schlange passen nicht zur „barockartigen“ Weltkugel.
Die Madonnendarstellung selbst scheint auch nicht Bestandteil der ursprünglichen Komposition gewesen zu sein. Zwischen dem Boden der Figur und der Weltkugel fehlt eine harmonische Verbindung beider Elemente: Es tritt beispielsweise kein Fuß auf die Schlange, um den Sieg über das Böse darzustellen. Die Figur wirkt geradezu aufgesetzt.

So ist die Marienstatue eher der Zeit des Rokoko zuzuordnen. Sie ähnelt sehr stark den anderen vergleichbaren Statuen in Herxheim, Sankt Martin und Maikammer. Maria trägt ein rotes Gewand, das von einem blauen Mantel in reichem Faltenwurf teilweise überdeckt wird. Ihre Hüfte ist mit einem goldenen Band umlegt. Die linke Hand ist auf die Brust gelegt, während die rechte Hand ans Gewand fasst und ein typisches Merkmal der Immaculata, die goldene Lilie, trägt. Der Lilienstab ist in Hainfeld sehr einfach dargestellt. Auf dem Kopf liegt lockiges Haar, das Anlitz ist in Andacht und Demut nach links oben gerichtet. Das Haupt wird von dem 12-sternigen Kronenkranz umgeben.
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Künstler
Es handelt sich – siehe Beschreibung oben – wohl um eine Zusammenstellung mehrerer Teile. Denkbar ist auch, dass sich mehrere Künstler am Objekt betätigt haben (Weinmann 1975, S. 127f.). Der oder die Künstler sind unbekannt.
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Religiöser Hintergrund
Die Madonnenfigur in Hainfeld weist einige klassische Attribute der Immaculata auf. Zu diesen gehören:
  • eine Schlange, deren Kopf sie zertritt (das Zertreten fehlt hier). Die Schlange ist ein biblisches Symbol für die Sünde (Genesis 3,15 und Offenbarung des Johannes 12), sie hat einen Apfel im Maul (dieser fehlt hier),
  • die Weltkugel, über die Maria als Siegerin über alle weltliche Sünden dargestellt wird. In vielen Darstellungen windet sich die Schlange um die Weltkugel,
  • der Sternenkranz um das Haupt und die Mondsichel unter ihren Füßen (Offenbarung 12) als apokalyptisches Zeichen (die Mondsichel fehlt hier).


Die römisch-katholische Kirche begeht am 8. Dezember, neun Monate vor dem Fest der Geburt Mariens (8. September), das Hochfest der Empfängnis Mariens. Die vollständige Bezeichnung des Festes lautet: „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“.
Im deutschen Festkalender wird dieser Tag auch als „Mariä Erwählung“ bezeichnet. Das Hochfest hat seinen Ursprung im 8. und 9. Jahrhundert. Im Jahre 1708 wurde die Feier dieses Festes der katholischen Kirche vorgeschrieben. Das Fest ging aus dem ursprünglichen Fest Mariä Empfängnis hervor, das auch von der anglikanischen Kirche gefeiert wird. Die orthodoxen Kirchen feiern Mariä Empfängnis am 9. Dezember.
Die liturgische Feier der Empfängnis Mariä verbreitete sich im 9. Jahrhundert von Konstantinopel bis nach Süditalien und Sizilien. Die weitere Verbreitung des Festes erfolgte über England, wo es der Heilige Anselm von Canterbury einführte. Im Jahre 1476 übernahm der Franziskanerpapst Sixtus IV. das Fest. Am 8. Dezember 1854 erklärte Pius IX. die Lehre von der „Unbefleckten Empfängnis Mariä“ zum Glaubenssatz.

(Matthias C.S. Dreyer, 2018)
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Internet
www.archivdatenbank.lha-rlp.de: Bild der Barockmadonna in Hainfeld (1930) (abgerufen 10.12.2018)

Literatur

Arnold, Hermann (1993)
Künstler und Kunsthandwerker im Landauer Gebiet im 18. Jahrhundert. Landau in der Pfalz.
Weinmann, Fred (1975)
Kultmale der Pfalz. S. 127, Speyer.
Weinmann, Fred (1973)
Die Immaculata über dem Sündenfall. In: Der Pilger, (Kultmale unserer Heimat (Nr. 24).) S. 761. Speyer.

Madonnenstatue an der Landauer Straße in Hainfeld

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Landauer Straße
Ort
76835 Hainfeld
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Literaturauswertung

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„Madonnenstatue an der Landauer Straße in Hainfeld”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-282309 (Abgerufen: 26. April 2024)
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